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Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Im Zentrum der diesjährigen BNE-Impulstagung von Schulnetz21 stand die Frage «Welche Werte in der Schule leben – heute und morgen?» Ist BNE nicht nur für Schulen wichtig? Sollten sich auch Pensionierte vermehrt mit BNE befassen? Seniorweb fragt nach.

Zum Schulnetz21, dem schweizerischen Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen, gehören mehr als 2000 obligatorische und weiterführende Schulen bis hin zu Berufs- und Hochschulen aus allen vier Sprachregionen. Ziel ist es, die rund 400 000 Lernenden und Studierenden in der Gesundheitsförderung und der Bildung für nachhaltigen Entwicklung (BNE) zu unterstützen. Wie wird dieses Ziel begründet?

Im Artikel 2 der Bundesverfassung wird nachhaltige Entwicklung als Staatsziel formuliert und in Art. 73 der BV werden Bund und Kantone aufgefordert, «ein auf Dauer ausgewogenes Verhältnis zwischen der Natur und ihrer Erneuerungsfähigkeit einerseits und ihrer Beanspruchung durch den Menschen anderseits» anzustreben.  Zudem hat sich im Jahre 2015 die Staatengemeinschaft, darunter die Schweiz, in der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung auf 17 nachhaltige Ziele mit 169 Unterzielen geeinigt (UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung). Das vierte Ziel lautet: «Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern.» Im Unterziel 4.7. steht:«Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.»

An 14 Barcamp-Ständen konnten sich die Teilnehmenden am Morgen austauschen beispielsweise über folgende Fragen: Was heisst schon gerecht? Welche sozial-emotionalen Werte und Kompetenzen sind in der Schule wichtig? Wie gelingt es mir als Lehrperson und als Schule, mit vielfältigen Werten der Eltern umzugehen? Gesundheitsfördernde Führung einer Schule und Klasse – wie gelingt das? (Foto©Monika Flückiger)

Für die Umsetzung von BNE in der obligatorischen Schule und in der Sek II hat der Bund  éducation21, das nationale Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für BNE in der Schweiz, beauftragt. éducation21 ist auch eine Fachagentur der EDK (Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz) und dadurch mit den Bildungsdepartementen der Kantone in gutem Kontakt.

Unter https://www.education21.ch/de/17_ziele_nachhaltigeEntwicklung können Themendossiers zu den 17 Zielen der UN-Agenda 2030 gesichtet und heruntergeladen werden. Was sich unter dem obigen Link zeigt, ist nicht nur für Lehrpersonen sehr brauchbar, sondern kann auch Pensionierte zum Nachdenken anregen! Klicken Sie auf den Link, um sich über die Themen von BNE ein Bild zu machen.

Am Nachmittag  konnte man sich in Workshops u. a. zu folgenden Themen austauschen: Bildungslandschaften21 – Von einer soliden Wertebasis zu einer werteorientierten Vision. Wertvorstellungen zu Nachhaltigkeitsfragen benennen und aushandeln. Welche Werte sind uns als Schulnetz21-Schule für eine Nachhaltige Entwicklung wichtig? Wie wollen wir diese leben? (Foto©Monika Flückiger)

Können auch ältere Personen mit éducation21 und dem Schulnetz21 in Kontakt treten? Dazu hat Seniorweb einerseits Corinne Schärer, Mitglied der Geschäftsleitung von éducation21, befragt, anderseits Thomas Minder, Schulleiter und Präsident des Verbandes der  Schulleiterinnen und Schulleiter der Schweiz (VSLCH) sowie Mitglied des Stiftungsrates von éducation21.

Seniorweb: Corinne Schärer, Sie sind zuständig für BNE an den Schulen. Im vierten Ziel der UN-Agenda 2030 steht, dass Bildungsmöglichkeiten für lebenslanges Lernen gefördert werden sollten. Wäre es sinnvoll und ohne allzu grossen Aufwand möglich, gewisse Lerninhalte und Kompetenzen auch für lernwillige Pensionierte bereit zu stellen?

Corinne Schärer: Ja, grundsätzlich können BNE-Themen auch für Pensionierte anregend sein und eine spannende Form der Weiterbildung darstellen. Unsere Website ist so gesehen für alle Interessierte unabhängig ihres Alters zugänglich. Nehmen wir beispielsweise das Themendossier «Frieden», das in Zeiten des Krieges in der Ukraine und im Nahen Osten von besonderer Aktualität ist. In allen Themenbereichen versuchen wir verschiedene Perspektiven aufzuzeigen, so dass sich Interessierte eine eigene Meinung bilden können, die hoffentlich auch zu sinnvollen Handlungen führt.

Corinne Schärer, Mitglied der Geschäftsleitung von éducation21 (Foto bs)

Könnten an BNE interessierte Seniorenorganisationen, Volkshochschulen und Seniorenuniversitäten sich bei euch über BNE-Bildungsangebote erkundigen und allenfalls Hinweise zu Referierenden erhalten oder müsste éducation21 von Bund und Kantonen dazu beauftragt werden?

Corinne Schärer: Vom Stiftungszweck her gesehen sind unsere Bildungsunterlagen auf einen Adressatenkreis in den obligatorischen und nachobligatorischen Schulen ausgerichtet. Aber externe Interessierte gleich welchen Alters können hier zu BNE- und Gesundheitsthemen wertvolle Impulse finden. Zudem wird an pädagogischen Hochschulen und Universitäten zu BNE und Nachhaltigkeit geforscht. Öffentliche Bildungsangebote von Hochschulen werden auch von Pensionierten gerne genutzt. Wir begrüssen es, wenn Seniorenuniversitäten, Volkhochschulen und Seniorenorganisationen in Zeiten des Klimawandels von sich aus vermehrt bei diesen Hochschulinstituten nach geeigneten Referierenden für ihre Adressaten Ausschau halten. Zudem kooperiert éducation21 gerne mit interessierten Institutionen bei der Suche nach geeigneten Lehrenden im Bereich der Gesundheitsförderung und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft.

Seniorweb: Thomas Minder, Lehrpersonen leisten immense und äusserst wertvolle Bildungsarbeit. Können Sie sich vorstellen, dass in dafür geeigneten und interessierten Schulen Projekte mit der Grosselterngeneration lanciert werden. So könnten auf dem Schulareal beispielsweise Gemüse- oder biodiverse Gärten angelegt werden mit Unterstützung von Personen aus dem Quartier. Oder ist das zu zeitaufwendig und zu kompliziert?

Thomas Minder: Ich finde es eine sehr gute Idee, Leute aus dem Umfeld in Schulaktivitäten einzubeziehen. Das müssen nicht zwingend Pensionierte sein, aber sie können sich allenfalls eher Zeit nehmen als andere. Zudem haben sie oft einen Bezug zur Schule durch ihre Enkel, und sie haben ein Know-how, welches für die Schülerschaft interessant sein könnte. Vielleicht war jemand Gärtner oder Hobbygärtner, Ärztin, Jäger, Pflegeperson, Maschineningenieur, Journalistin usw. Ich finde, die Schule hat auch eine Aufgabe in der Gemeinde oder im Quartier und education21 hat diese Idee unter dem Stichwort Bildungslandschaften21 in ihr Programm aufgenommen (vgl. https://www.education21.ch/de/bildungslandschaften21 ). Ein afrikanisches Sprichwort lautet: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Das heisst, Bildung findet in der Schule und ausserhalb statt. Ein konstruktiver Dialog und eine Zusammenarbeit mit Personen aus dem Quartier oder Vereinen ist daher wünschenswert.

Was ist der Mehrwert, wenn eine Schule sich öffnet.

Thomas Minder, Schulleiter, Präsident VSLCH, Stiftungsrat éducation21 (©éducation21)

Thomas Minder: Ziel der Schule muss sein, Talente zu pflegen oder Talente zum Fliegen zu bringen. Lehrpersonen haben ihre Talente und setzen sie im Unterricht bestmöglich ein. Aber die Talente der Mitarbeitenden in der Schule sind begrenzt. Und es gibt im Umfeld von Schulen Menschen, die besondere Talente haben oder in ihrem Beruf und in ihrem Leben Erfahrungen gemacht haben, die den Horizont der Schülerschaft eindrücklich erweitern können.

Wie kann eine Schule ältere Menschen mit interessanten Erfahrungen und Kenntnissen in die Schulen hineinholen.

Thomas Minder: Es kommt eher selten vor, dass eine ältere Person von sich aus aktiv wird.  Es braucht meistens etablierte Strukturen wie etwa beim Projekt «Senioren im Klassenzimmer». Aber Schülerinnen und Schüler können von Lehrpersonen ermuntert werden, ihre Grosseltern anzufragen, ob sie mit Spannendem aus ihrem Leben, aus ihrem Beruf oder ihrem Hobby den Schulalltag bereichern möchten. Ebenfalls können Schulen in Newslettern oder Briefen an die Eltern vermehrt auf die «Bildungslandschaft Schule» hinweisen. In diesem Zusammenhang sind Pensionierte und Grosseltern willkommen, da sie mit Freude und Engagement Bildungsimpulse von aussen ins Schulleben hineinbringen können. Vielleicht können sie bei Exkursionen die Schülerschaft auch in unbekannte Welten ausserhalb des Schulzimmers begleiten.

Besten Dank für das Gespräch!

Flyer zur Impulstagung unter https://www.schulnetz21.ch/sites/default/files/docs/231202_Programm_Impulstatung.pdf

Link der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: https://www.eda.admin.ch/agenda2030/de/home.html#1

Titelbild: Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (Foto: wikimedia commons)

 

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