StartseiteMagazinKulturAktuelle Kunst in idyllischem Garten

Aktuelle Kunst in idyllischem Garten

Bis 11. September 2016 beherbergt der Kulturort Weiertal in Winterthur Kunstwerke von 40 Künstlerinnen und Künstlern der IG Archiv Ostschweizer Kunstschaffen.

Seit 2009 zeigt der Kulturort Weiertal von Maja von Meiss alljährlich in seinem idyllisch angelegten Garten mit Weihern, Bachläufen und Obstgarten plastisches Kunstschaffen. Dieses Jahr ist die IG Archiv Ostschweizer Kunstschaffen an der Reihe. Das Ostschweizer Künstlerarchiv wurde vor 12 Jahren in St. Gallen gegründet. Heute umfasst die Interessengemeinschaft über 420 Künstlerinnen und Künstler aus den Ostschweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein. Für die Ausstellung im Kulturort Weiertal hat eine Fachjury 40 Kunstschaffende ausgewählt, die bis 11. September in Park und Galerie ihre Werke präsentieren.

Unterschiedlich in Form und Inhalt

Gezeigt werden Skulpturen, Bilder, Objekte, Installationen, Audio- und Videoarbeiten sowie kinetische Werke. «Der Rundgang führt durch die ganze Bandbreite dessen, was zeitgenössische Kunst zu leisten vermag», schreibt Dorothee Messmer, Direktorin Kunstmuseum Olten, im Katalog-Vorwort zur Ausstellung. Es fällt wahrlich schwer, in dieser Vielfalt einen verbindenden roten Faden zu finden, zu unterschiedlich sind die ausgestellten Werke in Form und Inhalt.

Hans Thomann: Schwanensee, 2016, Kunststoff, Edelstahl. Hinten: Doris Naef: Inselwelten, PVC, Klarsichtfolie, Siebdruck.

Die ganze Ausstellung steht unter dem Titel «Just a perfekt day» nach einem Song von Lou Reed. Es ist ein provokanter, irreführender Titel, der zum Nachdenken anregt. Denn etliche der ausgestellten Werke wiederspiegeln keine perfekte Welt, vielmehr setzen sie sich mit den Ungereimtheiten und Abgründen unserer Zeit auseinander, thematisieren beispielweise aktuelle Ereignisse wie die Flüchtlingskrise. «Tor in die Freiheit» nennt Lucie Schenker ihre Installation, die zwei goldig bemalte Baumstämme mit Kronen aus Stacheldraht zeigt. Sylvia Geel thematisiert mit ihrer Installation «in memoria», einem überdimensionierten Rettungsring aus zu Rosen geformten weissen und roten Kleidern, das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer. Liz Gehrer hinterfragt mit ihrer Kleiderinstallation «Spiel mir das Lied vom Krieg» die Spiellust der Kinder, die Krieg als Spiel begreifen.

Werke zum Sinnieren und Schmunzeln

Andere Werke setzten sich mit Natur und Raum auseinander. Beatrice Dörig zeigt unter dem Titel «Super Error Rondell» eine im Boden eingelassene runde Betonplatte mit reliefartigen Zeichen, die einen vieldeutigen Kontext zur Stille der Natur bilden. René Düsels direkt aus dem Boden ragenden «Himmelsleitern» aus Kastanienholz, schlicht und archaisch in der Form, symbolisieren das Streben nach Höherem, das Verbindende zwischen Erde und Himmel. Ursula Baurs «Weisse Bogen mit Linien» mahnen mit ihrer transluzenten Körperlichkeit an rätselhafte Wesen, die durch Zeit und Raum wandeln. Silvia Michel thematisiert mit ihrer Installation «Ewig – Vergänglich» aus Abdeckvlies des Rhone Gletschers die Verletzlichkeit der schönen Gletscherwelt. Manons Sinnsprüche wie «Osez le grand amour» auf kleinen Metallplaketten an Baumstämmen im Park laden zum Sinnieren ein, sofern man diese findet. Hanna Roeckles metallener Polyeder mit seinen je nach Lichteinfall sich farblich verändernden Flächen kontrastiert augenfällig mit der Natur.

Marianne Rinderknecht: Maakia Amyrensia, 2016, Fichtenbretter, Acrylfarben

Andere Werke wiederum verleiten zum Schmunzeln und Amüsieren. Karin Reichmuths Werk «plastiksack» setzt sich mit dem Augenscheinlichen auseinander. Ihr wie zufällig hingeworfener Plastiksack entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Steinplastik aus weissem Marmor. Brigitt Lademann thematisiert in ihrem Werk «Transfer» die Luft als Gegenstück der sichtbaren Welt: eine im Aussenraum aufgestellte Datscha aus Plastik wird von zwei Staubsaugern fortwährend aufgeblasen. Hans Thomanns im Teich schwimmender, tanzender und Wasser speiender Schwan mit dem Titel «Schwanensee» weist auf ironische Weise auf Tschaikowskis berühmtestes Ballett mit der verzauberten Schwanenprinzessin hin. Walter Wetters Edelstahl-Tank mit dem Titel «Animal-X» verströmt animalische Geräusche, die identifiziert werden sollen. Für den Künstler «typisch Dada». Hubert-Harry Schwager thematisiert mit seiner Rutschbahn-Installation «einä isch immer dä luser» eine tragische Web-Romanze mit einer russischen Betrügerin.

Inspirierend und abwechslungsreich

In der Galerie beeindruckt vorab die raffinierte Videoinstallation «White Noise» von André Bless. Auf einen Sandkegel am Boden wird ein lebender Ameisenhügel projiziert, verändert und schliesslich aufgelöst. Pascal Lampert dokumentiert in der Audio-Videoinstallation «Krebsbach/Steinbach/Mülibach» den Bach, der durch das Weiertal fliesst, und lässt den Besucher in den jeweiligen Klangraum eintauchen. Die klassische Malerei ist mit grossformatigen Werken von Maria Knecht Zemp, Claudia Keel und Gilgi Guggenheim eindrücklich vertreten. Marlies Pekarek fügt mit Hilfe des Computers berühmte alte Gemälde zu neuen Kompositionen zusammen und verleiht so den Bildern eine inhaltliche Doppeldeutigkeit.

Ursula Baur: Weisse Bogen mit Linien, Epoxyharz

 

 

 

 

 

 

 

Links: Silvia Michel: Ewig – Vergänglich, 2016, Abdeckvlies des Rhone Gletschers. Rechts: Hanna Roeckle: Pyrit, 2016, GFK

Die Skulpturenschau im Weiertal ist bei aller Unterschiedlichkeit in jedem Fall inspirierend und abwechslungsreich. Ein Besuch lohnt sich. Zur Ausstellung ist ein schön gestalteter Katalog mit allen Werken erschienen. An den Sonntagen finden moderierte Künstlerführungen statt und am 9. Juli ist ein Sommerfest mit Barbecue, Musik und Feuerperformance angesagt.

Nähere Angaben zu Ausstellung und Rahmenprogramm unter www.galerieweiertal.ch

Beatrice Dörig: Super Error Rondell; 2016, Beton, 25 Platten

 

 

 

 

 

 

 

Links: Brigitt Lademann: Transfer, 2016, PE-Folie, 2 Staubsauger. Rechts: Barbara Stirnimann: Ausdehnung, 2016, Polyethylen, Spiegelkacheln

Titelbild: Susan Kopp: Mit Stil, Kalkstein (Bilder: Linus Baur)

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