StartseiteMagazinKolumnenAltes verschwindet, Neues kommt

Altes verschwindet, Neues kommt

Es gibt Wörter, die sind so was aus der Mode: die Pomade, das Fräulein, der Federhalter, das Gesinde. Dafür werden laufend neue Kreationen erfunden. Nicht immer ganz geglückte.

Im Dudenverlag ist ein schmaler Band herausgekommen: «Wörter, die uns fehlen werden» heisst der Untertitel zu «Versunkene Wortschätze». Bei mir lag das Büchlein unter dem Weihnachtsbaum. Es ist amüsant, darin zu blättern – und macht manchmal auch nachdenklich.

Deutsche «verlieren» andere Wörter

Zwar sind die gesammelten Begriffe auf Deutschland fokussiert – in der Schweiz ging auch früher niemand in die Sommerfrische, Stutenbrote waren immer Rosinenbrötchen und Frauenzimmer immer Räume und keine Personen. Und die Mamsell kennen wir höchstens aus dem Heidi-Buch.

Anderes aber möchte man gerne behalten: die Weissnäherin, die Fisimatenten, ja, vielleicht auch das Lustwandeln – um sich später auf der Ottomane auszuruhen. Aber die Mode, die Lebensumstände, die Zeit ganz allgemein brachten viele Begriffe zum Verschwinden. Wer benutzt denn heute noch Pomade? «Fräulein!» rufen im Restaurant nur noch die Ewiggestrigen, bei Federhalter denken Jugendliche wohl zuerst an einen Indianerkopfschmuck und das Gesinde – ja, wer hat denn heute noch Gesinde?

Wer heiratet, bringt keine Aussteuer oder Mitgift mehr in die Ehe. Da braucht es auch keine Weissnäherin mehr, die Monogramme stickt, Leintücher mit Borten verziert. Und wer will denn heute statt walken oder joggen noch lustwandeln?

Sprache darf nicht alles

Sprache ist lebendig und soll es auch sein. Aber manchmal wäre so ein bisschen altes Sprachverständnis ja doch nicht schlecht. «Er war ein Waise» ist eine Aussage, die auch heute, wo Waisenkinder in unserem Kulturkreis zum Glück seltener geworden sind, so nicht stimmt. Die Waise ist immer weiblich, auch wenn es sich um ein männliches Kind ohne Eltern handelt.

Giacobbo/Müller ist als TV-Format Vergangenheit, eine «Erzählung» all ihrer Schwächen – brav, platte Witze, fraternisierende Interviews – ist deshalb falsch. Es ist eine Aufzählung, wenn auch eine subjektive. So schlecht wie der Sprachstil des Kritikers war Giacobbo/Müller übrigens nicht.

Überirdische Glasmulden

Unterirdisch gibt es Leitungsgräben, Wasserrohre, Verbindungsgänge, neuerdings auch öffentliche Abfallkübel. Das Pendant dazu sind allerdings nicht überirdische Glasmulden oder Metallsammelbehälter. Weil: Sie haben keine Flügel wie Engel, verschwinden auch nicht in den Wolken oder lösen sich in Luft auf. Sie sind ganz einfach oberirdisch oder nicht im Boden versenkt angelegt.

«Ich drinke, um zu vergessen», steht in einem Comic. Sieht man auch, denn der Mann hat keine Hose an. Und vergessen, dass er zwar einen Drink konsumiert, den aber in gutem, altem Deutsch immer noch trinkt.

Synergien nutzen?

Wer hat sich für 2017 vorgenommen, effizienter zu werden, seine Zeit besser zu nutzen? Wahrscheinlich dieser Journalist: «Er tritt etwas kürzer und seinen Ruhestand an». Geht leider gar nicht, den kürzertreten und antreten sind zwei verschiedene Begriffe und auch wenn ihr Stammverb «treten» ist, kann man sie nicht einfach via Vorsilbe verknüpfen. Deshalb geht auch «Er schlug den Weg nach Hause und zwei Fensterscheiben ein» nicht, obwohl «einschlagen» bei beiden Aussagen stimmt. Hat halt einfach verschiedene Bedeutungen. Wie bei «Sie lässt sich nichts anmerken, möchte aber doch etwas anmerken».

Das Verb allein ist bei diesem Besipielen unentscheidend. Nein, nicht unentschieden, unentscheidend. So stand es in der Zeitung: «Der Altersunterschied ist unentscheidend.» Ja, klar, wenn er entscheidend wäre, gäbe es dieses Paar ja nicht. Nur: «un-» als Vorsilbe, die ein Adjektiv ins Gegenteil verkehrt, geht zwar meist – unfertig, unschön, ungenügend, unterhaltsam (nein, natürlich nicht) – aber unentscheidend gibt es so wenig wie unfleissig, unsparsam, unoffensichtlich. Unneu gibt es auch nicht – deshalb lassen wir das alte Jahr und wünschen Allen «Es guets Nöis!.

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