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CitySitters der Zeit voraus

Seniorinnen hüten Kinder stundenweise. Das neue Angebot in der Winterthurer City ist unkompliziert, kundenfreundlich, erschwinglich. Vor allem begeistert es Kinder.

Seniorinnen betreuen Kinder und werden dabei von einer pädagogischen Fachperson unterstützt. Derweil gehen Mami oder Papi in der City einkaufen. So das Konzept eines neuen Betreuungsangebots in Winterthur. Im dritten Stock der Archhöfe (einem modernen Einkaufszentrum gleich beim Bahnhof) weist ein grosses, hölzernes Pferd Besuchern den Weg. CitySitters empfängt seine kleinen Besucher in einem riesigen Spielzimmer. Hier hat es Vieles, was ein Kinderherz begehrt. So will eine breite Rutsche ausprobiert werden, Matten laden zum Hüpfen ein, hölzerne Bauklötze zum Aufeinanderschichten, Babys warten in Puppenwagen, Spiele fordern zum Würfeln oder Tüfteln auf, Kinderbücher zum Lesen.
Drei stolze Holzpferde haben es den Kindern besonders angetan. Sie werden nicht nur geritten, sondern auch sorgfältig gebürstet. Und mit Schaufel und Besen nehmen die Kleinen imaginäre Pferdeäpfel auf. Zum Reiten kann man sogar einen Helm und Reitstiefel anlegen. Dabei vergeht die Zeit wie im Fluge. Und wenn die Eltern ihre Kinder wieder einsammeln wollen, gibt es fast Tränen.

 

SeniorSitters nennen sich die Seniorinnen, die da abwechselnd mit ihren Leihenkeln am Tisch oder auf dem Boden hocken, um beim Zusammenstecken der Holzschienen für die kleine Eisenbahn zu assistieren oder mit den Kleinen spannende Spiele spielen. Sie finden ihre neue Aufgabe spannend, denn man weiss nie, wer als Nächstes eintreffen wird: ein kleines Mädchen mit ihrem grösseren Bruder, oder umgekehrt? Vielleicht auch zwei grössere Buben? Oder ein einzelnes Mädchen? Wie werden die kleinen Menschen sein? Wild oder schüchtern? Womit werden sie am liebsten spielen?

 

Neu in der Schweiz

Das Konzept der Kinderbetreuung auf dieser Basis und ohne Voranmeldung mitten in der City ist ein absolutes Novum in der Schweiz. Die Öffnungszeiten sind grosszügig ausgelegt. Das heisst, die Kinder sind bereits ab acht Uhr morgens willkommen und können bis zu vier Stunden bleiben, mit Mittagstisch sogar fünf Stunden. Derweil können die Eltern Termine wahrnehmen, Einkäufe oder Unvorhergesehenes erledigen oder einfach eine Auszeit nehmen.

 

Um acht Uhr abends schliesst CitySitters, donnerstags erst nachts um zehn; samstags ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Willkommen sind alle Kinder zwischen drei und elf Jahren. Sie sollten bereits trocken sein. Aber wenn ein kleineres Geschwister dabei ist, das noch Windeln trägt, dann macht man auch gern eine Ausnahme.

 

Das Angebot ist preiswert: ein Fünfliber die angebrochene Stunde – mit einer einmaligen Einschreibegebühr von zehn Franken. Auf Wunsch werden die Kinder auch verpflegt (kleiner Kostenbeitrag).

CitySitters entspringt einer Initiative von Christoph Matejka. Der ehemalige Migros-Manager und zweifache Vater hatte die Idee während einer Studie über Arbeit im Alter. «CitySitters ermöglicht allen eine gute Zeit», erklärt er. «Die Kinder profitieren vom Spiel mit anderen Kindern und begegnen gleichzeitig anderen Generationen, was für beide Seiten bereichernd ist. Und die Eltern können in aller Ruhe das ganze Angebot der Archhöfe und der nahen Winterthurer Altstadt geniessen. Ganz ohne schlechtes Gewissen.»

 

Gut Ding will Weile haben

Erst am 6. September eröffnet, hat sich das neue Betreuungsangebot allerdings noch nicht in der ganzen Stadt Winterthur herumgesprochen. Bereits wurde ein kurzer Film im Programm von TeleZüri ausgestrahlt, der Stadtanzeiger und die Winterthurer Zeitung berichteten über die Eröffnung. Trotzdem gibt es noch Perioden, in denen die Betreuerin auf Kinder wartet. Deshalb sind auch die Seniorinnen zurzeit erst beschränkt anwesend. Doch die Mund-zu-Mund-Werbung  und die Vorweihnachts-Einkaufszeit werden bald mehr bewirken. Wer will schon mit Kleinkindern an der Hand in Spielwaren-Abteilungen oder bei Herrenausstattern passende Geschenke aussuchen?

Echo einer Seniorin: «Wie ein Jungbrunnen!»

Interview mit Elisabeth Altenburger

SW: Warum engagieren Sie sich bei CitySitters?

Altenburger: Auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung entdeckte ich auf der Plattform «Rent a Rentner» ein Inserat, in dem Senioren oder Seniorinnen gesucht wurden. Ich habe mich sofort mit voller Begeisterung angemeldet und es bisher nicht bereut.

Wie werden sie als «Leih-Grossmutter» von den Kindern akzeptiert?

Ich spüre immer wieder, dass die Kinder, gleich welchen Alters, es toll finden, dass da ältere Frauen mit ihnen spielen und auf sie aufpassen.

Können Sie als älterer Mensch den Kindern etwas Besonderes geben?

Ich kann den Kindern eine gewisse Ruhe geben, besonders dann, wenn sie etwas zu übermütig werden. Ich nehme sie dann zu mir, singe mit ihnen ein Lied oder erzähle ihnen eine Geschichte – einfach das, was mir gerade in den Sinn kommt. Dann gibt es noch Kinder, die anfänglich etwas scheu und zurückhaltend sind. In einem Gespräch versuche ich, sie aus der Reserve zu locken – meistens mit Erfolg. Das erkennt man dann, wenn ein Lächeln im Gesicht erscheint und sie anschliessend mit den anderen Kindern spielen.

Profitieren auch Sie persönlich von dieser Beschäftigung?

Sicher. Wenn die Kinder glücklich und fröhlich sind, gehe ich nach Beendigung der Arbeit zufrieden nach Hause, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. Ich staune auch immer wieder über die Kommunikation der Kinder mit mir. Sie sprechen wie Erwachsene, und was sie sagen ist sehr überlegt.

Stossen Sie an altersbedingte körperliche Grenzen im Umgang mit lebhaften Kindern?

Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Je fröhlicher und lebhafter es zu und her geht, umso weniger merkt man das Alter. Man fühlt sich einfach wieder jung, oder besser gesagt: Die Zusammenarbeit mit Kindern ist ein Jungbrunnen!

Fotos © Christine Kaiser

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