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Dickicht und Lichtung

Der Wald gilt nicht nur als Symbol des Lebens, sondern auch des Geheimnisvollen und Undurchdringlichen. Das als Fotografie zu erfassen, ist eine Herausforderung.

Mit seinen Bäumen, Gesträuch, mit Tieren und Pflanzen begreifen wir den Wald als unverzichtbaren Teil unserer Umwelt. Als Erholungsort nutzen wir ihn gern, als Rückzugsort dient er vielen Tieren, den Bauern bringt er Wohlstand, in den Bergen schützt er gegen Lawinen und Erdrutsch. Der Wald besitzt aber auch etwas Unfassbares. Vor allem die Wälder in anderen Weltgegenden sind nicht ohne Gefahren für Menschen, die sich darin bewegen. Auch in unseren Gegenden war der Wald früher sowohl Zufluchtsort als auch Gefahrenquelle. Legenden, Märchen und die daraus entstehenden Gefühle leben heute noch in unserer Vorstellung weiter.

Im Wald fotografieren

Zwei junge Schweizer Fotografen, Alexander Jaquemet und Yann Mingard, zeigen ihre neuesten Arbeiten unter dem Titel «Lichtungen» und «Zuflucht (Repaires)» im Photoforum des Museums PasquArt in Biel. Beide arbeiten mit professionellen Geräten, Yann Mingard benutzt eine Mittelformatkamera, Alexander Jaquemet daneben auch eine Grossformatkamera und eine Kamera mit Bewegungsmelder und Selbstauslöser. Da beide für die Aufnahmen dieser Ausstellung in der Dämmerung bzw. Dunkelheit fotografiert haben, haben sie teilweise lange Belichtungszeiten gewählt, abgesehen davon aber keine Spezialeffekte eingesetzt.

Entstanden sind faszinierende grossformatige Blicke in eine Wirrnis von Blättern und Zweigen. Einige Aufnahmen wirken dreidimensional. Es sind weniger die eher düsteren Farben, sondern die aus dem Dunkel erscheinenden Formen, die uns gefangen nehmen. Beim Betrachten empfiehlt es sich, ein Bild aus wechselnder Distanz anzuschauen. So erschliesst sich die Vielschichtigkeit, die in den Fotografien steckt. Jedes Bild regt auf andere Weise dazu an, sich mit dem Phänomen Wald auseinanderzusetzen. Was empfinde ich als Betrachterin dieses (scheinbar) ursprünglichen Dickichts? Was löst es aus? Lässt sich das Unsichtbare erfühlen oder lässt es mich erschaudern? Wer diese Ausstellung besucht hat, sieht den Wald beim nächsten Spaziergang mit anderen Augen.

Die Fotografie als Berufung

Beide Fotografen haben zunächst einen anderen Beruf gelernt. Yann Mingard, 1973 in Neuenburg geboren, ist gelernter Gärtner. Er stellt hier vorwiegend Dämmerlichtaufnahmen aus. Er interessiert sich für die verborgenen Plätze im Wald, Schlupfwinkel, wohin Tiere sich zurückziehen («repaires»). Durch das (fast) fehlende Licht erahnen die Betrachtenden nur, was das Objektiv erfasst hat – Büsche, Bäume, Lebewesen – der Phantasie bleibt viel Raum. Zu entdecken ist, was jenseits klarer Benennung liegt, das Spürbare, nicht das Vernünftige. Diese Fotos lassen uns nicht so schnell los.

Alexander Jaquemet, Dornenwand

Alexander Jaquemet, 1978 in Erlach BE geboren, wurde Forstwart. Er selbst sagt, er sei Holzfäller gewesen und habe so den Wald kennen und lieben gelernt. Wer sich bewusst macht, dass man starke Arme und Hände haben muss, um einen Baum zu fällen, kann sich kaum vorstellen, dass der junge Fotograf auch eine diffizile Fotokamera mit derart geschickten Fingern und grosser Feinfühligkeit bedienen kann. Es ist nämlich gerade diese Subtilität, die den Reiz dieser Arbeiten ausmacht. Jaquemet erforscht mit seiner Kamera gern seine engere Heimat. Seine vorherige Fotoserie befasste sich mit dem Grossen Moos. Für das Buch «Rabenland», das daraus entstanden war, erhielt er 2009 den Anerkennungspreis des Kantons Bern. Für sein neues Projekt, aus dem die Bilder im Photoforum ausgewählt wurden, hat der Künstler sowohl in Schweizer Wäldern wie auch im Ausland, vor allem in Norwegen, Italien und Deutschland fotografiert.

Alexander Jaquemet, Nesseln

Wenn Jaquemet in den Wald eindringt, interessiert er sich auch dafür, was dort in der Nacht vorgeht. Er setzt Fotofallen ein, die durch Bewegung automatisch ausgelöst werden, und zeigt das eigentlich Unsichtbare. Damit kommt ein Zufallselement ins Spiel, die technische Installation löst den Fotoklick aus. Die Bilder, die dabei entstehen, zeigen Schwarzweiss-Szenen, deren leicht irrealer Charakter durch das Infrarot noch verstärkt wird. Betrachtet man die Bilder näher, lässt sich im Blitzlicht ein Tier erahnen, zu sehen ist allerdings nur das hell reflektierte Licht der Augen. So hinterfragt Jaquemet mit seinen Mitteln die übliche Art des Schauens und macht das versteckte Gesicht des Waldes sichtbar.

Die Ausstellung im Photoforum PasquArt Biel dauert noch bis 16. November 2014.
Das Museum ist Mi bis Fr 14-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr geöffnet.

Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Photoforums PasquArt Biel/Bienne.

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