StartseiteMagazinGesundheitMehr Pflege - aber wie?

Mehr Pflege – aber wie?

Veranstaltung zum Thema „Altersversorgung der Zukunft. Mehr Pflege – aber wie?“ an der Hochschule Luzern.

Eine Fünfergruppe des aktuellen Studienganges „Master of Science in Business Administration, Major Public and Nonprofit Management» der Hochschule Luzern-Wirtschaft, hatte eine Veranstaltung zum Thema: „Altersversorgung der Zukunft. Mehr Pflege – aber wie?“ organisiert. Kirecci Ilyas sprach einführende Worte, Corina Jüttemann leitete das Podiumsgespräch. Daniel Shiller war für die Medienarbeit zuständig, Berit Funk und Veronika Bulotova zeichneten für die Organisation.

In einem Hörsaal der Hochschule Luzern-Wirtschaft, die sich bekanntlich im Gebäude des Bahnhofs Luzern befindet, folgte ein interessant gemischtes Publikum jeden Alters den Informationen.

Den Auftakt bildete eine Präsentation von Joel Früh, Leiter Unternehmungsentwicklung Viva Luzern AG. Anschliessend folgte eine lebhafte Diskussion eines breit zusammengesetzten Podiums. Es äusserten sich Verena Koshy-Trümpy, Gemeinde Köniz, Corinne Steinbrüchel, Pflegeexpertin, Unispital Zürich, Doris Bianchi, Schweizer Gewerkschaftsbund, Professor Lorenz Imhof, ZHAW Gesundheit, Winterthur, Chefarzt Klaus-Martin Christ, Geriatrie, Kantonsspital Luzern.

Mehr Fragen als Antworten

Ich beschreibe diese Daten so ausführlich, weil es sich beim Anlass um ein Pflichtmodul der Hochschule Luzern handelte. Und es den Studierenden gelungen ist, dieses hochkomplexe, in die Zukunft gerichtete Thema, durch Referat und Diskussion, den Zuhörenden in erfrischender Art nahe zu bringen. Was mich persönlich anbelangte, bin ich mit mehr Fragen als Antworten nachhause gegangen, was mir dem Thema durchaus angemessen erscheint. Es war einmal mehr beeindruckend, zu hören, wie grundsätzlich positiv die gesellschaftlichen Akteure dem Alter, den alternden Menschen und ihren vielfältigen Situationen begegnen. Dabei fiel natürlich auch das Schlüsselwort „Wachstumsmarkt“. Das Gesundheitswesen insgesamt, das Alterssegment insbesondere, sind ein Wachstumsmarkt. Auch das müssen wir illusionslos festhalten.

Joel Früh, Leiter Unternehmensentwicklung der Viva Luzern AG

Überaus umfassend war die Einführungspräsentation von Joel Früh, Leiter Unternehmungsentwicklung der Viva Luzern AG. Und wenn er immer etwa wieder begeistert von unserer „Firma“ sprach, so schoss es einigen im Publikum durch den Kopf, dass die „Firma“ gerade mal knapp zwei Jahre alt ist. Im Mai 2014 stimmte die Stimmbürgerschaft der Stadt Luzern einer Umwandlung der städtischen Heime und Alterssiedlungen in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft zu. Im Januar 2015 nahm diese unter dem Namen „Viva Luzern AG“ den Betrieb auf. Und der Vollständigkeit halber sei beigefügt, dass im September 2000 die Stadt Luzern, anlässlich der Fusion von Bürgergemeinde und Einwohnergemeinde, von der Bürgergemeinde das Amt für Heime übernommen hatte. Ab diesem Zeitpunkt lautete die Bezeichnung „Heime und Alterssiedlungen“. Diese „Firma“ hatte in den letzten nicht einmal zwanzig Jahren doch einiges an Veränderungen und Umstrukturierungen mitgemacht und steht heute gut aufgestellt „am Markt“.

Babyboomer als Massstab

Aber der Abend war ja nicht einem historischen Rückblick, sondern der Zukunft gewidmet. Den Herausforderungen und der Entwicklung der „Firma“ in den nächsten Jahren! Die Zahlen der demografischen Entwicklung bis ins Jahr 2040 wurden vorgestellt. Die Ausgaben für Alterspflege (Pflegeheime und Spitex) wurden prognostiziert. Die Trends in der Altersversorgung skizziert. Wobei als Referenzpunkt heute allgemein die „Babyboomer“ gelten. (Die Ende des zweiten Weltkrieges bis Ende der Sechzigerjahre Geborenen). Ihre recht ausdifferenzierten Bedürfnisse werden zum Massstab genommen. Von ihnen wird auch der Bedarf für die zukünftige Pflegesituation abgeleitet.

Podiumsteilnehmer (von links): Klaus-Martin Christ, Doris Bianchi, Joel Früh, Verena Koshy-Trümpy, Prof. Lorenz Imhof und Corinne Steinbrüchel

Sehr eindrücklich fand ich die Darstellung der fünf Generationen des Altenwohn- und Pflegeheimbaus. Von den Anstalten, zu den Stationen, zu den Wohnheimen, zu den Hausgemeinschaftskonzepten, und weiter zum zukünftigen „Quartierhauskonzept“. Dieses ermöglicht Leben in Privatheit, Aktivitäten in der Gemeinschaft und Teilhabe an der Öffentlichkeit. Die Frage bleibt, ob der alte Mensch all die Beglückungen, welche die jüngere Generation aus ihrer Sicht heraus entwickelt, wirklich will?

SGB-Sekretariatsleiterin Doris Bianchi

Auch das anschliessende Podiumsgespräch brachte einen ganzen Strauss von Erkenntnissen und Fragen. Das Thema „Finanzierung“ war allgegenwärtig. Die Sekretariatsleiterin des Gewerkschaftsbundes, Doris Bianchi, brachte den Begriff des Wachstumsmarkt in die Diskussion. Beklagte, wie andere auch, das Fehlen einer Pflegeversicherung und wies darauf hin, dass die Ergänzungsleistungen gleichsam als verkappte Pflegeversicherung gesehen werden könnten. Verena Koshy von der Gemeinde Köniz plädierte für Mut im Gehen neuer Wege, im Einbeziehen von Freiwilligen, von Familien, in die Altersarbeit. Sie wies auch auf die Patientenverfügung hin, mit der festgelegt werden kann, was ein alter Mensch am Ende seines Lebens an medizinischen Interventionen will und nicht will.

Chefarzt Klaus-Martin Christ

Auf eine Frage aus dem Publikum hin erklärte der Chefarzt der Geriatrie Luzern, Klaus-Martin Christ, dass es auf keinen Fall darum gehe, Sterben zu verhindern, sondern dem Menschen zukommen zu lassen, was für ihn in der aktuellen Situation angemessen sei. Professor Lorenz von der Hochschule Gesundheit, Winterthur, zitierte Erstaunliches aus seinen Studien. Z.B. das 50 Prozent der über 90jährigen zuhause leben. Persönlich denke ich, dass dieser Prozentsatz sich in den nächsten Jahren erhöhen wird. Ein interessantes Gebiet betrat Corinne Steinbrüchel, Pflegeexpertin Geriatrie, Unispital Zürich. Sie wies auf die Spezialisierung auch im Pflegebereich hin, was wieder zu einem Koordinationsbedarf führt. Denn die spezialausgebildeten Pflegepersonen arbeiten sich ja jeweils am selben Patienten ab.

Am Anfang habe ich darauf hingewiesen, dass ich mit mehr Fragen als Antworten nachhause gegangen sei. Das ergab sich auch aus dem Zeitrahmen, der von den Studierenden mit 90 bis 120 Minuten angegeben worden war. Er wurde eingehalten! Ein anschliessender Apero bot die Gelegenheit, die eine oder andere Problemstellung doch noch etwas zu vertiefen!

Bilder: Josef Ritler

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