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Wer ist schon alt?

Aber Altern hat auch lebens- und lesenswerte Seiten.

Das Altern, vor allem der Frauen, interessiere sie sehr, meint die französische Autorin Emmanuelle Bayamack-Tam (51) im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel». Ihr neustes Buch „Ich komme“ ist eben auf Deutsch erschienen. Sie erzählt darin die Geschichte einer Grossfamilie, von drei Frauen, aus drei Generationen. Von Geschichten, eine komplizierter als die andere. Von Caronne, einem Adoptivkind, das dem Rassismus ausgesetzt ist. Von der Mutter, die nur noch die Verbitterung kennt und von der Grossmutter, einst ein Filmstar und wunderschön, die jetzt aber mit 88 Jahren vor allem alt und müde von den geschlagenen Schlachten in ihrer Gesellschaft ist. Emmanuelle Bayamack-Tam sieht in den Geschichten einen weiteren Beweis dafür, dass „das Altern zu etwas merkwürdig Abnormem geworden ist“.

Ich begegnete kürzlich im Tram zum Paradeplatz in Zürich einem bekannten Intellektuellen, 84 Jahre alt, vital, modern mit rotfarbenen Hosen gekleidet. Was hast Du denn vor, fragte ich ihn, nachdem wir uns ausgiebig über das Wetter unterhalten hatten. Er gehe an eine Versammlung alter Leute und berichte aus einem Land, das er eben besucht habe. “Von Senior zu SenoirInnen“, versuchte ich zu klären? „Nein, du musst wissen, ich fühle mich nicht als Senior, die Leute dort sind es wohl schon“.

Vor einiger Zeit waren wir bei einem Verleger zum Apéro geladen, 75 Jahre alt, aber immer noch im Geschäft. Er erwartete seine Gäste in seinem prächtigen, lichtdurchfluteten Haus mit Weitsicht in die nicht minder schöne Landschaft. „Leider müsst Ihr mit mir alleine vorliebnehmen. Meine bisherige Frau ist mit einem alten Mann, einem 65jähigen, draus und hat mich alleine zurückgelassen.“

Ja, alt sind immer die andern. Aber warum ist Altern „merkwürdig abnorm geworden“, warum fällt Altwerden zunehmend aus der Normalität?

Vor Jahren haben Mitarbeitende des Schweizer Fernsehens eine TV-Equipe aus China betreut, die eine Dokumentation über die Schweiz drehte, ihr technische Assistenz geleistet. Beim Abschiedsessen fragte ich die Fernsehmacher aus China, was sie denn in der Schweiz am meisten beeindruckt habe? Die Antwort war so überraschend, wie ungewöhnlich: „Wir haben keine alten Leute auf den Strassen und vor allem vor den Häusern gesehen.“

Ich bin aufmerksam geworden. Ich schaue mich an den Orten um, wo ich mich jeweils befinde, schaue genauer hin. In Zürich beispielsweise begegne ich jeweils im Hauptbahnhof mehreren Seniorengruppen, zum Wandern bereit. In der Stadt sehe ich immer wieder ältere Männer, die alleine in der Stadt unterwegs sind, an der Bahnhofstrasse die Börsenkurse konsultieren. In den südlichen Ländern, auch in China fallen alte Männer auf, wie sie von dem Café, dem Caffè an einem Tisch, gar in der Sonne, Karten spielen, dunkel gekleidete Frauen gegen Abend vor den Häusern sitzen, reden, aber auch schweigen, das Ende des Tages erwarten.

Und überrascht war ich bei einem Empfang in Italien, als mir im Kreise einer grösseren Gruppe, in der ich sichtbar der Äteste war, zuerst ein Glas Champagner gereicht wurde. Ich schaute mich verwundert um und sah etwas beschämt, dass erst danach die Frauen an der Reihe waren.

Verstecken wir in der Schweiz die alten Leute, verstecken sie sich selbst, weil sie nicht alt erscheinen wollen, treten sie nur in Gruppen auf? Ehren wir das Alter weit weniger, als dies Menschen im Süden tun?

Zugegeben: Alt werden ist nicht einfach. Der Vorrat an Zeit schwindet, wie Franz Hohler mal formulierte. Es beginnt zu zwicken und zu zwacken. Das Altern hat aber auch ganz schöne Seiten. Man ist, sofern man dies auch will, Herr über seine Zeit. Die Enkelkinder beispielsweise kommen und gehen auch wieder.

Von Bedeutung ist zweifellos, dass man Ja zum Altern sagt, dass man auch seine zunehmenden Schwächen und Schwachstellen erkennt. Sie nicht bekämpft, sondern nach Lösungen sucht. Die abnehmende Mobilität beispielsweise kann mit eBanking, mit eCommerce kompensiert werden. Über das Internet kann man sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen, sich informieren, spontan eine Wanderung organisieren und weit mehr. Seniorweb.ch zeigt den Weg dazu.

Altern bringt auch Stärken zutage: mehr Gelassenheit, mehr Weitsicht. Und nicht zuletzt wird einem wieder bewusster, was ein Leben mit einem geliebten Menschen bedeuten kann. Und gegenwärtiger wird das Erinnern an eine Begegnung, an eine Begebenheit, an eine Reise, an ein wunderbares Konzert, an ein Buch. Wieder einmal habe ich in einem Buch von Martin Walser geblättert, dem jetzt 90jährigen Schriftsteller vom Bodensee. Im Buch „Ein liebender Mann“, schreibt Walser über die letzte Liebe eines grossen Mannes, über die letzte Verliebtheit von Johann Wolfgang von Goethe: Der 73-jährige verwitwete Geheimrat wirbt darin um die Liebe der 19-jährige Ulrike von Levetzow. 54 Jahre Altersunterschied trennen die beiden, aber Goethe sagt: “Meine Liebe weiss nicht, dass ich über siebzig bin.“ Ulrike von Levetzow schon.

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