StartseiteMagazinKulturWieder mehr Malerei und Figuratives

Wieder mehr Malerei und Figuratives

Bei der Kunst 14 in den ABB-Hallen in Zürich-Örlikon gibt es viel zu schauen und zu kaufen

Die Zürcher Kunstmesse ist in ihrer 20. Ausgabe wirklich erwachsen geworden. Ohne ihre Geschichte zu verleugnen, zeigt sie viel spannendes Zeitgenössisches, viel ganz Aktuelles zum Entdecken und viel weniger Fragwürdiges, alias Kitsch als auch schon.

Blick in eine der zehn Förderkojen in der Kunst 14 Zürich – diesmal mit Gratismiete

Fast hundert Aussteller zeigen in angenehm luftigen Kojen unter dem ehrwürdigen Fabrikhallendach auf 8000 Quadratmetern ihre ganz spezielle Schau – die einen präsentieren mehr oder minder das ganze Galerieprogramm, andere setzen Schwerpunkte und stellen nur einen oder zwei Künstler aus oder zeigen gleich eine One Artist Show.

Beim Genfer Anton Meier ziehen (nebst einem Leckerbissen von Adrian Schiess, der auf eine kommende Galerieausstellung in Genf verweist) die Madonnen alter Meister, welche Annelies Štrba verfremdet und in ihre Farbwelt gebracht hat, den Beschauer an. Oder die witzige Riesenzeichnung Conseils du Docteur Amoroso von Jan Voss bei Georg Nothelfer, Berlin, aber auch – fragil und zugleich gewaltig – die Schoggiskulptur von Altmeister Bernhard Luginbühl (1929-2011) bei Tony Wüthrich, Basel.

Jan Voss, Conseils du Docteur Amoroso, 1963. Courtesy Galerie Georg Nothelfer

In dessen Kojen, aber auch an manch anderen Adressen zeichnet sich ein Trend ab, der offensichtlich noch frisch ist und zulegt: die Dastellung von Hochgebirge mit den Mitteln des Malers oder auch des Fotografen von Conrad Jon Godly über Guido Baselgia bis Albert Steiner, um zumindest drei aussergewöhnliche Künstler mit alpiner Herkunft zu nennen. Nicht alle der Umsetzungen von Eindrücken hoher Berge, Felsmassive und strahlender Schneefelder, über die man beim Gang durch die Messe stolpert, sind geglückt.

Insgesamt auffällig ist die Tendenz zum Figurativen. Und fast mit Freude nimmt man zur Kenntnis, dass auch die jüngsten Künstlerinnen und Künstler wieder malen können, teilweise fast altmeisterlich, und das auch zeigen wollen.

Guido Baselgia, Sihlsee I

Der Nachwuchsförderung widmet die Kunst Zürich auch in diesem Jahr besonderen Nachdruck. Zwar ist diesmal nichts mit Wettbewerb und Preis für einen Auserwählten, diesmal stellt die Messeleitung zehn gesponserte Förderkojen im Wert von 11’000 Franken zur Verfügung. Galerien, Off Spaces und Künstlergruppen können hier in den kommenden Tagen einem Fachpublikum von Kuratorinnen, Galeristen, Sammlern und zahllosen kunstinteressierten Zürcherinnen und Zürchern zeigen, was für eine Position sie sich erarbeitet, ersonnen, mitunter gebastelt haben.

Wenn beispielsweise das Artist Collective U5, dessen Verarbeitung von Fundstücken und allerhand Krimskrams samt dem ironisiert immer noch aktuellen röhrenden Hirsch auf Plüschteppich durchaus an Positionen der 80er Jugendbewegung erinnert, oder wenn die verspielten Kleinplastiken aus Billigmaterialien von Roy Menachem Markovich (bei Robert Dress, früher in Esther Eppsteins Message Saloon) sehr wertvolle Skulpturen und Denkmäler persiflieren.

Minikulpturen von Roy Menachem Markovich

Kunst kann die Gesellschaft auch noch deutlicher kritisieren:

Zwei Absolventen der Hochschule Luzern bekommen einen grosszügigen Förderpreis der BEWE-Stiftung Basel für ihr Projekt Kunst gegen Nahrungsmittelverschwendung. (Die Stiftung vergibt jährlich einen Preis für eine herausragende Abschlussarbeit einer Schweizer Kunsthochschule.)

Hintergründige Fleissarbeit von Valentin Beck und Adrian Rast. Foto © Niklaus Spoerri

Das Exponat ist auffällig, die Hintergründe ergeben sich ohne grosses Studium von Buchstaben und regen zur Auseinandersetzung mit den übrigen Betrachtern aber auch mit den Künstlern an: Adrian Rast und Valentin Beck sammelten kiloweise in Supermarkt-Containern noch geniessbare Lebensmittel, verarbeiteten sie zu Konfitüren, Chutneys und andere Einkoch-Delikatessen und stellen nun in einem Raum aus Einwegpaletten rund zweitausend Gläschen ihrer Produktion aus. Vor Ort können die Besucher Eingemachtes auch erwerben. „Wir hoffen, sagt Adrian Rast, „dass es spannende Gespräche eröffnet,“ und Valentin Beck hofft, dass „der Erwerb unserer Kunst beim Publikum in eine Verhandlung über Werte mündet.“ Also eine Installation und Performance mit einer deutlichen und hochaktuellen Botschaft für jedermann.

Peter Rühle, Basel. Malerei auf Holz in Breitleinwandmanier (Ausschnitt)

Insgesamt gibt es jedoch dieses Jahr weniger installative Kunst, die man mit Interesse oder auch Unverständnis betrachten kann, dafür mehr Malerei und Fotografie, die auch für Sammler ohne grosses Konto erschwinglich sind, und einige Perlen von Arrivierten wie Roman Signer oder Corsin Fontana oder ganz Berühmten wie Joseph Beuys oder Jean Dubuffet.

Fabrikhalle voller Kunst in Örlikon

Im Begleitprogramm ist auf zwei Panelgespräche – einmal über das Sammeln mit Ulla Dreyfus-Best und Thomas Bechtler (Samstag, 16 Uhr) und einmal über das Kuratieren mit Bice Curiger, Fredi Fischli und anderen (Sonntag 14 Uhr – sowie zwei Werkgespräche zu verweisen. Zur Messe ist ein Katalog erschienen.

http://www.kunstzuerich.ch/de/home.html
Vernissage 30. Oktober

bis 2. November

 

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