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Zahnbehandlungen im Alter

Eine Zahnbehandlung kann finanziell belastend sein. Wir fragen eine Fachfrau, was notwendige Behandlungen und was eher Luxusbehandlungen sind in der Alters-Zahnmedizin.

Frau Christine Bischof ist diplomierte Dentalhygienikerin. Jahrelang hat sie Patienten und Patientinnen selber behandelt. Sie ist auch Ausbildnerin und hat mehrere Jahre die Höhere Fachschule für Dentalhygienikerinnen (Prophylaxe Zentrum Zürich) in Schwamendingen geleitet. Sie hält Vorträge im In- und Ausland an Zahnarztkongressen und an Fachseminarien. Last but not least: Letztes Jahr wurde sie zur Dentalhygienikerin des Jahres gewählt!

Frau Bischof, worauf sollen Senioren und Seniorinnen bei der täglichen Zahnpflege besonders achten?

Ganz wichtig ist, mit Regelmässigkeit zu reinigen, je nach Verhältnissen zwei- bis dreimal täglich. Speziell wichtig ist es, einmal pro Tag auch zwischen den Zähnen zu putzen. Eine individuelle Instruktion kann aufzeigen, was am Effizientesten ist. Unterstützend empfehle ich oft, eine Schallzahnbürste (Waterpik oder Philips Sonicare) zu brauchen. Die Zahnpasta soll nicht zu stark scheuernd sein. Auch Spülungen können unterstützend wirken, sinnvollerweise mit Fluorid.

Wie oft sollen die Klienten zur DH (Kurzform für Dentalhygienikerin), wann zum Zahnarzt?

Zum Zahnarzt geht man sinnvollerweise etwa alle ein bis zwei Jahre, zur DH je nach Verhältnissen ein- bis viermal jährlich; bei Behandlung durch eine versierte DH kann der Zahnarzt weniger oft konsultiert werden. Bei Schmerzen soll man sofort zum Zahnarzt – wobei es bei regelmässigen Kontrollen in der Regel dieses Problem nicht gibt, weil beginnende Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können. So lassen sich auch Kosten sparen. Die DH kann eine Parodontitis erkennen und behandeln, sie sorgt für die Gesunderhaltung von Zahnfleisch und Zähnen.

Nun gibt es ja noch die Prophylaxeassistentin (PA). Wofür ist sie ausgebildet?

Die Ausbildungszeit der PA ist wesentlich kürzer: 3 Monate Schule, 6 Monate Praktikum. Sie ist ausgebildet für Zahnreinigungen bei oral und allgemein gesunden Patienten ohne Beschwerden. Die DH durchläuft eine dreijährige Vollzeit-Ausbildung. (Anmerkung Redaktion: Erkundigen Sie sich unbedingt, was für eine Ausbildung die „DH“ bei Ihrem Zahnarzt hat. PA ausgebildete haben einen niedrigeren Tarifsatz.)

Was wird standardmässig kontrolliert durch die DH bzw. den Zahnarzt?

Sehr wichtig ist es, die Mundschleimhaut zu kontrollieren, wegen allfälligen Veränderungen. Kontrolliert werden auch die Parodontverhältnisse (Taschen messen, Zahnbeweglichkeit, Entzündungen) und die Zähne selbst, die Effizienz der persönlichen Mundhygiene, allenfalls die Kiefergelenksfunktion und der Zusammenbiss.

Wenn keine akuten Probleme bestehen, was behandelt dann die DH?

Sie entfernt Zahnstein, um Zahnfleischentzündungen zu verhindern, untersucht die orale Schleimhaut auf Veränderung, gibt Empfehlungen für die tägliche Zahnpflege und behandelt allfällige empfindliche Zähne.

Dank reglemässiger Reinigung schöne Zähne im Alter. (Bilder: Ursula Gröbly)

Was sind die häufigsten altersbedingten Veränderungen?

Zum Beispiel eine eingeschränkte manuelle Geschicklichkeit, da hilft eine Schallzahnbürste. Alter und Medikamente können zu weniger Speichel führen, dadurch ist der Schutz gefährdet. Als Folge kann es eher zu Zahnhalskaries, kommen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass eine chronische unbehandelte Parodontitis einen Einfluss hat auf das Herz-Kreislaufsystem. Konkret: Das Risiko für einen Herz- oder Hirninfarkt wird massgeblich erhöht. Studien sprechen von 5 – 7fach erhöhtem Risiko.

Was können die Senioren und Seniorinnen selber zur Verbesserung bzw. zur Stabilität des Mundklimas beitragen?

Adäquate individuelle Mundhygiene, regelmässige Kontrollen, gesunde, zuckerarme Ernährung, genügend trinken.

Wie und was behandelt die DH, was der Zahnarzt?

Die DH behandelt vor allem das Parodont mit Ziel Gesunderhaltung von Zahnfleisch und Zähnen. Der Zahnarzt befasst sich mit Füllungen, Kronen, Brücken, Implantaten, Prothesen, Wurzelbehandlungen, Extraktionen, eventuell oraler Chirurgie. Er ist auch Fachperson für funktionelle Störungen. Spezialisten sind auch in der Kieferorthopädie tätig.

Wir hören immer wieder von „notwendigen Implantaten“. Das ist eine luxuriöse, teure und aufwändige Behandlung. Dazu ein paar Fragen:

Eine individuelle Abklärung ist die Voraussetzung, um von der besten Lösung zu sprechen.

Können Sie uns ein paar Beispiele nennen, wo ein Implantat auch im höheren Alter die beste Behandlung ist, um einen gut funktionierenden Kauapparat sicher zu stellen?

Ein Implantat ist sicher eine ausgezeichnete Lösung bei einem Einzelzahnersatz, auch als Verankerung für eine Teilprothese oder wenn im Seitenzahnbereich so viele Zähne fehlen, dass keine Brücke mehr möglich ist.

Was für andere, kostenfreundlichere Methoden können alternativ in Frage kommen?

Kostenfreundlicher ist meistens eine Teilprothese. Es besteht allenfalls auch die Möglichkeit, im hinteren Zahnbereich einen einzelnen verlorenen Zahn nicht zu ersetzen.

Gibt es bei der Implantat-Behandlung einen Unterschied zwischen einem dreissigjährigen oder einem siebzigjährigen Klienten?

Ja, häufig haben ältere Menschen etwas Knochenschwund, so dass vorgängig zur Implantatsetzung Kieferknochen aufgebaut werden muss. Wichtig sind auch Gesundheitskriterien wie Diabetes. Blutverdünner und Wundheilungsverzögerungen. Sie müssen berücksichtigt werden.

Was für Komplikationen treten am häufigsten auf?

Nach der Implantatsetzung kann es zu schwierig behandelbaren Entzündungen rund um das Implantat kommen. Auch eine mangelhafte Osseointegration (nicht einwachsen im Knochen) kommt vor. Und auch das: Speziell ausgebildete Zahnärzte haben bessere Erfolgsquoten!

Wie lange dauert die Behandlungszeit von A – Z für ein Implantat und mit welchen Kosten ist ungefähr zu rechnen pro Zahn?

Die Behandlungszeit beträgt rund 6 Monate. Bei Direktimplantaten ist die Behandlungszeit kurz. Ein unkompliziertes einfaches Implantat kostet etwa 5000 Franken, mit Knochenaufbau mindestens 1000 Franken mehr.

Was gibt es für Alternativen zu einem Implantat? Was für wesentliche Unterschiede bestehen bezüglich Komfort, Behandlungszeit, Kosten?

Je nach Situation kann es eine Brücke sein, eine Teilprothese, oder auch leer lassen. Es fragt sich immer, womit dem Patienten wohl ist und wieviel er investieren will oder kann. Das ist sehr individuell. Am besten verlangt man eine ausführliche Beratung mit dem Zahnarzt und einen Kostenvoranschlag. (Anmerkung Redaktion: Verlangen Sie unbedingt einen schriftlichen und detaillierten Kostenvoranschlag mit drei Varianten: einer günstigen, einer mittleren und einer Luxusvariante!)

Wir haben noch die Möglichkeit der Totalprothese. Wann wird sie empfohlen?

Wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind (orale und finanzielle).Wichtig ist, dass die Prothese nicht wackelt und keine Druckstellen verursacht.

Sollen Totalprothese-Träger auch zur DH-Kontrolle?

Nur wenn noch Zähne zur Verankerung der Prothese im Mund sind. Dann ist eine DH-Kontrolle besonders wichtig. Ohne Zähne braucht es keine DH-Kontrolle. Eine Kontrolle der Schleimhaut und der Sitz der Prothese sollten aber regelmässig professionell überprüft werden. (Anmerkung Redaktion: Es gibt in gewissen Kantonen selbständig arbeitende Zahnprothetiker, die günstiger und zahnarztunabhängig Vollprothesen herstellen, einpassen und kontrollieren.)

Besten Dank für dieses ausführliche und informative Gespräch!

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