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Zwei Freundinnen…

Zwei Frauennamen nisten sich seit Anfang Jahr in meinem Gedächtnis ein. Dazu gesellt sich eine Kunstrichtung, die sich zur Zeit in aller Munde präsentiert.

Von Heidi Gassner

Es war 1916, als eine Gruppe von internationalen Kunstschaffenden eine künstlerisch-literarische Bewegung ausbrütete, die sozusagen alles Bisherige über den Haufen warf. Die Bewegung fand ihren Mittelpunkt auf neutralem Schweizer Boden. DADA oder die Dadaisten bewegten sich in dem von Hans Arp gegründeten Cabaret Voltaire in Zürich. Revolutionär und provokativ setzten sich die Protagonisten für das Ziel ein, etwas Neues, sozusagen eine Antikunst zu schaffen.

Im Gegensatz zu früheren Kunstströmungen, in denen Frauen eher selten genannt werden, mischten in diesem geänderten Bewusstsein auch Frauen mit.

In diesen Tagen stolpern wir tagtäglich über den Namen Sophie Taeuber–Arp. Wir hatten sie bis vor einigen Tagen wohl fast täglich in den Händen. Ihr Porträt, mit typischem 20er-Jahre-Hut, ziert eine Seite der „alten“ Fünfzigernoten.

1889 in Davos geboren, wurde sie eine Vorkämpferin und Vertreterin der Zürcher DADA-Bewegung. Ihr Werk umfasst sowohl Malerei, Zeichnung, Plastik, jedoch auch Architektur, Design und Tanz. Als Werk- und Zeichenlehrerin interessierten mich ihre textilen Entwürfe für Stoffe, ihre abstrakt, geometrischen Formen und ihre Marionetten, die sie für Inszenierungen schaffte. Verheiratet mit Hans Arp inspirierten sie sich gegenseitig. Sie arbeiteten an gemeinsamen Projekten. Sie starb 1943 eines tragischen Todes, infolge einer Kohlenmonoxidvergiftung in Haus von Max Bill.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr der DADA-Bewegung, die sie als Künstlerin mitgeprägt hat, und im Augenblick in Ausstellungen präsentiert wird, ist die neue Fünfzigernote, zartfarbig, aber ohne Sophie, erschienen.

Sonia Delaunay, die zweite Frau in meinem Gedächtnis, auch sie liess sich durch die DADA-Bewegung inspirieren, war eine französisch-ukrainische Malerin und Designerin. Sie wurde 1885 in Odessa geboren und starb 1979 in Paris. Sie gehörte bis zu ihrem Tod zur Avantgarde der modernen Malerei, des Designs und der Mode. Zusammen mit ihrem Ehemann, Robert Delaunay, lebten sie, vorwiegend in Paris, eine einmalige künstlerische Partnerschaft.

Sonia Delaunay gehört sozusagen zu meinem Inventar. Vor 27 Jahren kaufte ich mir einen schwarzen Korbsessel mit einem schwarz-weiss gestreiften Kissen. Auf der Frontseite des Kissens ist der Schriftzug: Sonia Delaunay 57/900 aufgenäht. Das machte mir bereits vor fast drei Jahrzehnten Eindruck. Das DADA-Jahr erinnert mich an diese Künstlerin. Erst jetzt bemerkte ich, wie fleckig und unansehnlich dieses Kissen geworden ist. DADA provoziert: Ich nahm mich des Kissens an. Ich trennte den Überzug von der Füllung und stopfte ihn in die Waschmaschine. Zwar erschienen nun die Streifen und die Signatur in schönem Schwarz-Weiss, hingegen löste sich ein Teil der Unterseite in Fransen auf. Neu überziehen wollte ich das Kissen nicht, denn Sonias Signierung ist mir wichtig. Ich suchte nach Ersatzstoff und fand ihn in Form einer Leinenstofftragtasche mit dem Aufdruck „Rue Vieille du Temple, Paris“. Das passt, denn Sonia lebte viele Jahre in Paris.

So sind heute zwei DADA-Frauen in meiner Wohnung. Sophie blickt mich auf der alten Fünfzigernote an, die als Hommage an der Wand hängt. Derweil ich mich auf Sonias schwarz-weiss gestreiftem Kissen sanft einniste und eine neue Kolumne ausbrüte.

***

Heidi Gassner, 1944 geboren in Amsoldingen bei Thun, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin, Autorin und als Fachlehrerin für bildnerisches Gestalten in Bern. Ihre Kunstwerke stellt sie im In- und Ausland aus. Für ihr künstlerisches Schaffen erhielt die modebewusste Künstlerin («Ich habe Spass an Mode und Kleidung»)  mehrere Preise und Auszeichnungen. Wir heissen Heidi Gassner als neue Gastautorin von Seniorweb herzlich willkommen. (Red.)

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