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Iran – uraltes Kulturland

Erfindungen und Entwicklungen, die der Lebensqualität dienen, prägen die persische Kulturgeschichte ebenso wie Architektur und Kunst.

oben: Der Hauptplatz (Meydan-e Imam) in Isfahan

Im Laufe der Jahrtausende haben sich viele Völker und Volksstämme in dem Land südlich des Kaspischen Meeres in den Gebirgszügen Elburz und Zagros und in den Ebenen dazwischen niedergelassen. Von den einen findet man heute höchstens noch Spuren unter der Erde, die anderen haben markante Denkmäler hinterlassen. Viele alte Gebräuche wurden weiterentwickelt oder angepasst.
Drei bemerkenswerte Aspekte aus der reichen Kulturgeschichte will ich hier vorstellen:

Windtürme und Eishäuser

rechts: Blick auf Windfänger in Yazd 

Im Iran sind die Sommer sehr heiss und trocken, die Winter sehr kalt; bei unterschiedlichen Niederschlagsmengen gibt es viel oder wenig Schnee. Beides wussten die Menschen seit Jahrhunderten für ihren eigenen Komfort einzusetzen. Gegen die Sommerhitze haben sie sich den ständig blasenden Wind zunutze gemacht. Sie haben sich in ihre Häuser «Windfänger» (persisch Bādgir) – Windtürme – gebaut. Dabei handelt es sich um einen Turm, der oft vier vertikal geführte Lüftungskanäle besitzt, die sich in alle vier Himmelsrichtungen öffnen. Da ja kalte Luft bekanntlich nach unten sinkt, heisse dagegen steigt, bleiben die Temperaturen im Erdgeschoss stets angenehm, wie wir selbst in Yazd ausprobieren konnten. Die nach allen Seiten herausragenden Stecken sollen der Stabilität (z.B. bei Erdbeben) dienen, erklärte man mir.

unten: Eishaus in Abarkuh, am westlichen Rand einer Salzwüste gelegen

Auch bei Eishäusern (Yakh-chāl) wird das Prinzip des Austauschs von warmer und kalter Luft genutzt. – Eishäuser in fast wüstenhafter Umgebung, mich hatte das zuerst sehr überrascht. Auch hier haben die Menschen ein ausgeklügeltes System entwickelt, um das Eis, das sich im Winter bildet, auch in den heissen Sommertagen noch zur Verfügung zu haben. Von Ferne sieht man ein riesiges halbes «Ei» mit einem Ansatz von Kamin zur Luftzirkulation (Prinzip Windfänger). Bei der Besichtigung erkennt man, dass sich die andere «Ei»-Hälfte unter der Erde befindet, mit einem raffinierten System, das eingelagerte Eis bis über den Sommer kühl zu halten, und einem Abfluss für das entstehende Schmelzwasser. Das Eis, das sich im Winter bildet, wird ins Eishaus geschaufelt und dort sorgfältig zwischen Stroh gelagert, damit es nicht zu einem unförmigen Klumpen zusammenfriert.

 

Ursprünge der Kultur im persischen Raum

rechts: Felsengrab von Darios dem Grossen nahe Persepolis

Wer sich noch an die Geschichtsstunden der Schulzeit erinnert, weiss, dass die Perser im 6. und 5. Jh. vor Chr. bis nach Griechenland – Sparta und Athen – vordrangen, wo sie allerdings gestoppt wurden. Im Gegenzug eroberte Alexander der Grosse im 4. Jh. vor Chr. nicht nur Persien und zerstörte Persepolis, sondern gelangte sogar bis nach Indien.
Die grossen persischen Könige, z.B. Darius, besassen nicht nur diese eine Residenz, sondern mehrere, in denen sie sich abwechselnd aufhielten und die nicht alle von Alexander zerstört wurden – aus Bewunderung für die grosszügige Anlage und aus Respekt für seinen Gegner, schreiben die damaligen Geschichtsschreiber.

links: Köpfe aus Ton, ca. 1300 vor Chr. – bemerkenswert ist der individuelle Ausdruck (Museum Susa)

Aber schon viel früher gab es im Raum des heutigen Irans eine blühende Hochkultur: Elam, das in regem Austausch, manchmal kriegerisch, manchmal friedlich, mit anderen Völkern, z.B. Babylon stand.

Die Elamer lebten in grossen Städten und erbauten pyramidenförmige Tempel. Sie besassen eine eigene Schrift, die sich im Laufe der Jahrtausende entwickelte und ihnen dazu diente, ihr grosses Reich zu verwalten.

rechts: Tempelbau der elamischen Stadt Chogha Zanbil (ca. 1250 vor Chr. gegründet) in Form einer Stufenpyramide

Nur wenig ist ausgegraben und wissenschaftlich ausgewertet, aber das geschulte Auge erkennt viele chrakteristische Hügel (Tepe genannt) in der Landschaft, unter denen sich die Ruinen einer elamischen Stadt verbergen.

Gärten, Paläste und Moscheen

Heute sind die iranischen Städte von der islamischen Architektur geprägt: Moscheen mit wunderbar verzierten Kacheln bzw. Mosaiken, mit beeindruckenden Säulenhallen. Viele Bauten bestehen aus Lehm, oft aus Lehmziegeln, die ebenfalls zu harmonischen geometrischen Formen zusammengefügt sind. Harmonie – ausgewogene Proportionen der Gebäude sowie der wichtigen Plätze – besass immer eine grosse Bedeutung. Ein Beispiel dafür ist der prächtige Hauptplatz (150×500 m) in Isfahan (Titelfoto), konzipiert und realisiert unter Shah Abbas I. (1588-1629), einem der herausragendsten Herrscher im Iran, Förderer von Kunst und Wirtschaft.

rechts: Gewölbe im Musikraum des Torpalasts Al-Qapu (Isfahan).
Durch diese fein durchbrochene Arbeit besitzt der Raum eine ausserordentlich gute Akustik.

Grosse Gelehrte des Mittelalters waren nie nur Theologen oder Musiker oder Ärzte, nein sie waren in allen Wissenschaften gleich gut geschult. So wird Avicenna (Abu Ali ibn Sina)auch heute noch in Hamedan nicht nur als Arzt, sondern auch als Physiker, Musiktheoretiker, Mathematiker u.a. hoch geschätzt. Omar Khayyam, der knapp 2 Generationen später u.a. in Isfahan wirkte, war ebenfalls sowohl Naturwissenschaftler als auch Mystiker und Dichter. Seine Berechnungen wurden, sagt man, beim Bau einer der bedeutendsten Moscheen benutzt.

unten: Szenen aus alten Mythen und Legenden in Tekiye Moaven al-Molk, Kermanshah. Das Gebäude, für traditionelle Trauerzeremonien gebaut, ist über und über mit bemalten Kacheln verziert.

Gemäss strenger Auslegung des Korans dürfen nur ungegenständliche Ornamente zur Verzierung dienen. Deshalb findet man in vielen Moscheen höchst kunstvolle Schriftbänder mit Koranzitaten.
Schon seit Jahrhunderten wurden aber auch Blumendekorationen angebracht. Ab dem 17. Jahrhundert findet man in weltlichen Gebäuden (nicht in Moscheen) auch Darstellungen von Tieren und Menschen.

unten:  ein kleiner Blick in ein «Paradies»
einer reichen Kaufmannsfamilie in Kashan

Von ganz besonderer Schönheit und Harmonie sind die persischen Gärten, die seit dem 6. Jh. vor. Chr. angelegt wurden. Unser Wort «Paradies» stammt aus einer altiranischen Sprache und gelangte über die Griechen zu uns. Solch ein Garten wird von einer hohen Mauer und entsprechenden Wohngebäuden umgrenzt. Viel Grün, Bäume, Blumen – oft Rosen! – und Wasser in Form von Wasserbecken und eventuell Springbrunnen machen aus einem solchen Garten eine Oase der Frische und der Erholung.

Wer eine Reise in ein orientalisches Land unternimmt, wird den Besuch eines Basars (hier in Isfahan) nicht versäumen wollen. – Auch «Basar» ist ein Wort persischen Ursprungs.

 

Alle Bilder lassen sich durch Draufklicken vergrössern.

Reiseeindrücke aus dem Iran
finden Sie auch hier: Ein anderer Blick auf den Iran.

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