StartseiteMagazinKulturÜberraschende Dialoge mit Miniaturen

Überraschende Dialoge mit Miniaturen

In „ZeitRäume“ stellt das Museum Rietberg erstmals zeitgenössische neben traditionellen Miniaturmalereien aus Pakistan aus.

Die Miniaturmalerei wird am National College of Arts in Lahore, Pakistan seit 1982 gelehrt. Junge Künstlerinnen und Künstler mit einem Abschluss in Miniaturmalerei haben Werke eigens für diese Ausstellung geschaffen aufgrund von Vorbildern, die das Museum Rietberg ihnen aus der Sammlung zur Verfügung gestellt hatte. Sie antworteten darauf erfrischend und kreativ in einer neuzeitlichen Bildsprache. Die in ihrem Land verwurzelte Miniaturmalerei eröffnet ihnen neue Möglichkeiten, sich auch kritisch mit sozialen und religiösen Themen der Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Adnan Ali Manganhar spielt in seiner Miniatur auf die Macht des Geldes an und auch auf die Art wie Menschen aus allen Schichten und Herkunftsländern durch Geld miteinander verbunden sind.

In der Ausstellung präsentieren sich die Malereien wie die Doppelseiten eines Albums. Dies entspricht auch der Art, wie es in Persien und in Mogulindien seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich war. Ein Album wird dort als moraqqa‘, etwas „Zusammengeflicktes“, bezeichnet. In diesen Alben werden immer zwei Bilder auf einer Doppelseite einander gegenübergestellt.

So erscheint auch ZeitRäume wie ein grosses Album und setzt die Geschichte einer alten Tradition fort. In den Vitrinen und teilweise an den Wänden werden Werkpaare mit historischen Miniaturmalereien neben zeitgenössischen Arbeiten gezeigt, mitunter ergänzt mit weiteren Sammlungsstücken. Durch das vergleichende Betrachten erscheint jedes Werk in einem neuen Licht und schafft überraschende Bezüge.

Shahid Malik verbildlicht das Thema Umweltverschutzung, dabei erscheint seine Vorlage (die Miniatur Himal Ragaputra aus der Guler-Ragamala-Serie um 1790, rechts) auf dem Abfallhaufen.

Die Miniaturen werden in Pakistan wie bei uns die Fotoalben zu bestimmten Zeiten hervorgeholt und Blatt um Blatt in der Familie oder mit Freunden angeschaut. Damit die fragilen Miniaturen auf Papier beim Festhalten nicht Schaden nehmen, werden sie von bunt aufgemalten Bordüren umrahmt. Zum Versorgen wickelt man sie sorgfältig in ein Tuch und legt das Paket in eine Holzkiste.

Die Ausstellung gliedert sich thematisch in drei Räume: Konsumgesellschaft und Moderne;Religion und ImaginationUmwelt, Konflikte und soziales Leben. Ein Thema beschäftigt die Kunstschaffenden dabei besonders und zieht sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Räume: die Frau und ihre Rolle in Geschichte und Gesellschaft. Dabei sind hier Werke von fast so vielen Künstlerinnen wie Künstlern vertreten.

Esha Sohail setzt ihre Rolle als moderne Frau in Bezug zur Geschlechterrolle in der traditionellen Kunst, wie sie ein indischer Meister aus dem Umkreis von Mir Kalan Khan, um 1780 (rechts) zeigt.

Esha Sohail, die in Lahore lebt und arbeitet, schafft mit ihrem Bild einen traditionell tapezierten Innenraum mit in sich verschachtelten Räumen. Darin erscheint mehrfach die Gestalt derselben jungen Frau – die Künstlerin selbst. Anstatt einem männlichen Herrscher zu dienen, beziehen sich die weissgekleideten Frauen auf die Auseinandersetzung mit sich selbst.

Ahmed Javad überträgt die Darstellung eines traditionellen Schusters in eine moderne Szene, in sein Atelier. Aus dem Vorleser religiöser Texte mit einem Buch in der Hand macht er einen zeitgenössischen Fotojournalisten und stellt sich selbst sowohl als Künstler als auch mit einer Kamera in der Hand dar.

Ahmed Javed liess sich von der Darstellung des Schusters Ravidas bei der Arbeit von einem indischen Meister aus der Serie mit Bhakti-Heiligen, um 1800-1810 (rechts) inspirieren.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Rietberg, vertreten durch die Kuratorin für Indische Malerei Caroline Widmer, und dem National College of Arts, Lahore, vertreten durch Quddus Mirza, Professor für Fine Arts, Kurator, Kunstkritiker und Künstler. Zur Finissage wird Quddus Mirza anwesend sein. Nach Zürich wird die Ausstellung an mehreren Orten in Pakistan zu sehen sein.

Fotos: © Museum Rietberg
Museum Rietberg (Park-Villa Rieter)
: ZeitRäume – Zeitgenössische Miniaturmalerei aus Pakistan
bis 16. Juni 2019
Zu den Abbildungen: Alle zeitgenössischen Künstler arbeiteten in Pakistan von 2018 bis 2019 nach Vorlagen aus der Sammlung des Rietberg-Museums, ihre Werke sind ohne Titel. Alle Bilder sind copyrightgeschützt.

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