StartseiteMagazinKultur„Ich habe alles heftig gemacht, das Gute und das Schlechte“

„Ich habe alles heftig gemacht, das Gute und das Schlechte“

Der Querkopf und Weltstar Georg Baselitz wird in der Fondation Beyeler und im Basler Kunstmuseum gefeiert

Nur noch zehn Tage dauern die beiden Ausstellungen in Basel und Riehen zum 80. Geburtstag von Georg Baselitz. Weltweit, oder zumindest sehr breit im gesamten deutschen Sprachraum wurde darüber berichtet, viele zehntausend Kunstinteressierte von nah und fern besuchten die Ausstellungen.

Blick in die Baselitz-Ausstellung in der Fondation Beyeler

Baselitz gehört zu der Handvoll Grosskünstler deren Werke ihnen und vor allem ihren Händlern und Sammlern ein Vermögen einbringen. Ihm ging ein Ruf als Berserker und renitenter Provozierer voraus, der auch mal Journalistinnen bösartig abkanzelte oder sich gar verweigerte. Alles falsch, jedenfalls bei seinen Besuchen in seinen Ausstellungen: Ein freundlicher Herr mit Hut verweigert sich weder den Fotografen noch den zahllosen Interviewern. Schliesslich ist man nur einmal achtzig und kann zufrieden auf ein aktives Leben als Künstler zurückblicken. Georg Baselitz wollte das und nichts anderes werden, damals im Geburtsort Deutschbaselitz in der DDR, von dem sich Hans-Georg Kern den Künstlernamen borgte. Ganz bewusst, in Anlehnung an die Grossen der Vergangenheit, wie Leonardo da Vinci beispielsweise.

Der 80jährige Georg Baselitz posiert gut gelaunt vor der Zeichnung Kampfmotive 1, 1986, im Basler Kunstmuseum

Weil ihm nicht passte, was man von ihm auf der Kunstschule wollte, kam es zum Rausschmiss – zum Glück meint er rückblickend. Aber er wollte malen und berühmt werden – so zog er nach Westberlin und erneut auf die Kunstschule. Die erste Präsentation führte zum Eklat: Die grosse Nacht im Eimer und Der nackte Mannbrachten ihm (befördert vom Galeristen?) 1963 ein Verfahren wegen Pornographie ein, das später eingestellt wurde. 1969 begann er seine Motive auf den Kopf zu stellen, was er in der Malerei nie mehr änderte, während seine mit der Kettensäge geschnitzten Holzskulpturen überlebensgross und aufrecht in den Räumen der Fondation Beyeler stehen. Darunter ein neues Selbstporträt als riesige Holzfigur mit Mütze und Uhr auf fünfvorzwölf.

Da er sein Ziel, berühmt zu werden, schon zu Anfang seiner Karriere ins Auge fasste, aber weder abstrakt malen, noch installativ oder performativ Kunst machen wollte, wie es damals in Mode war, war die konsequente Umkehrung des Motivs eine Idee, die Aufsehen erregt hat – bis heute. Immer wieder mal erzeugten seine aggressiven Bilder, aber auch seine Interventionen in den allgemeinen Diskurs Skandale. Beispielsweise sprach er Frauen das Genie zum Künstler kurzerhand ab. Heute gilt Baselitz als Erneuerer der Kunst im 21. Jahrhundert.

Georg Baselitz: Mann am Baum abwärts. 1969. Kunstmuseum Basel. Geschenk des Künstlers

Seine „Gespensterwelt“ habe er gemalt, sagte er, in die Helden-Serie steckte er seine Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse mit den Rückkehrern aus dem Krieg. Damit war das düsterste Kapitel seiner Malerei abgeschlossen. Er konnte sich immer wieder neu erfinden. Deshalb ist die Chronologie in der Ausstellung der Fondation Beyeler von Bedeutung.

Erhellend zur Entwicklung des Künstlers sind erst recht die Papierarbeiten, die parallel im Kunstmuseum gezeigt werden. Hier ist nachzuvollziehen, wie der Auf-den-Kopf-stellen-Prozess möglicherweise erfolgte, auch sichtbar, wie genial das Zeichentalent dieses Weltstars ist. 145 Zeichnungen besitzt die grafische Abteilung des Museums, teils angekauft, teils Geschenke des Künstlers.

Georg Baselitz: Adieu (Remix) 2006. Privatbesitz

Mit Basel verbindet Georg Baselitz eine lange Geschichte. Hier im Kunstmuseum war seine erste Einzelausstellung, in der Kunsthalle seine erste Retrospektive, heute besitzt er nebst anderen auch in Basel ein Atelier, das er ab und zu belebt – immer gemeinsam mit seiner Frau Elke, mit der er seit 1962 verheiratet ist. In den Ausstellungen gibt es daher immer wieder Porträts von ihr und ihm, ein Film zeigt ausserdem eindrücklich, wie der Künstler, unterstützt von seiner Frau, arbeitet – auch mit achtzig noch heftig und ohne Rücksicht auf Verluste.

bis 29. April
Teaserbild:Georg Baselitz: Dystopisches Paar, 2015 © Georg Baselitz. Foto: Jochen Littkemann
Übrige Fotos © R. Hänny/E. Caflisch
Weitere Informationen für ihren Besuch in finden Sie hier:

 Fondation Beyeler, Riehen
– Basler Kunstmuseum
Zu beiden Ausstellungen ist je eine Begleitpublikation erschienen:
Baselitz. Hrsg. Martin Schwander für die Fondation Beyeler. 268 Seiten, 62.50 Franken;
Georg Baselitz. Werke auf Papier. Hrsg. Anita Haldemann, Kunstmuseum Basel. 136 Seiten, 38 Franken.

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