StartseiteMagazinKultur„Va pensiero…“ Nello Santi ist 85

„Va pensiero…“ Nello Santi ist 85

1958 stand er erstmals im Zürcher Orchestergraben, und jetzt 58 Jahre später tut er es immer noch – erst in einem Galakonzert, dann in zwei Wiederaufnahmen von Donizetti.

Er ist mehr und mehr zur Legende geworden, und ohne „Nello Nationale“ wäre die sprichwörtliche Italianità, die er in Zürich während mehr als einem halben Jahrhundert beispielhaft verkörperte, wie die Limmatstadt ohne Grossmünster. Nun ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden um ihn, und Santi mag auch keine Interviews mehr geben, denn er hat wohl alles gesagt, was es zur Authentizität der italienischen Oper zu sagen gibt. Aber wer hört denn überhaupt noch zu?

Eine Aera neigt und verneigt sich

Sein fotografisches Gedächtnis ist sprichwörtlich, er dirigiert eigentlich nur auswendig, und seine Musikinterpretationen loten kompromisslos in die Tiefe. Das begann bereits 1951 mit seinem Rigoletto-Debut und führte ihn 1958 ans damalige Stadttheater Zürich, wo er mit „La forza del destino“ seinen steilen Aufstieg als Autorität des italienisches Fachs einleitete. Und der weltweit Geschätzte hielt Zürich immer die Treue, auch als er an der Scala, der Met, in Covent Garden, Verona und Salzburg gefeiert wurde. Er bescherte unserer Stadt unzählige singuläre Sternstunden und Namen, die dank seiner charismatischen Persönlichkeit im Opernhaus gastierten.

Ich erinnere mich noch gut an 1960, als der junge amerikanische Heldentenor James Mc Cracken als „Otello“ unter ihm debütierte und wie triumphal und elogenhaft seine Rückkehr 1974 und 1977 in einer Inszenierung von Otto Schenk geriet. Ich war damals ein junger Musikstudent und durfte Schenk als Laufbursche jeweils Schnupftabak besorgen. Aber ich habe in meinem Leben nie mehr einen derart unwiderstehlichen Otello erlebt.

1963 ging der Stern von Gwyneth Jones unter Santi im „Maskenball“ als Amelia auf, und 1974 inszenierte und sang Tito Gobbi den „Gianni Schicchi“. Der Gala-Abend 1977 mit Grace Bumbry blieb genauso haften wie Cesare Siepi, der 1979 im „Don Carlo“ den Philipp II. verkörperte. Im gleichen Jahr durften wir Margret Price, Agnes Baltsa und Matti Salminen in der „Norma“ bejubeln.

Und wer erinnert sich anno 1984 noch an das Benefizkonzert zur Eröffnung des sanierten Hauses mit Maria Chiara, Maria Luisa Nave, Giorgio Lamberti, Piero Cappuccilli und Bonaldo Gaiotti? Nostalgie pur. Nicht zu vergessen dann 1992 die Koloraturkönigin Edita Gruberova in „Semiramide“ von Rossini. All die Jahrzehnte kam Zürich dank Nello Santi immer wieder in den Genuss illustrer Stars, und es wäre zuviel des Guten, auch noch die unvergesslichen Auftritte von Bergonzi, Domingo, Raimondi und Nucci aufzuzählen.

Hommage mit Galakonzert

Immerhin lädt das Zürcher Opernhaus am 23. Oktober zu einem Galakonzert, an dem der Beschenkte wie üblich seine Opernfreunde selber beschenkt. Keine Weggefährten und grosse Namen, wie sie sich in früheren Jahrzehnten dem Maestro zu Liebe in Zürich die Ehre gaben. Das ist ein Wermutstropfen und signalisiert etwas den Zeitgeist, dem auch Nello Santi so gut wie möglich die Stirn bietet. „Prima la musica“, alles andere ist ihr unterzuordnen.

Rigoletto + Santi + Nucci = 100% Verdi

Kompromissloser Gralshüter hin oder her, er weigert sich, in Inszenierungen zu dirigieren, die der Musik das Primat verweigert. Der Maestro missbilligt eitle Selbstdarstellungen von Regisseuren, die nicht mehr zwischen wesentlich und unwesentlich, zwischen der Kernbotschaft und neuzeitlichem Allotria unterscheiden können. Darum dirigiert er wieder vermehrt in Venedig, Neapel und Mailand, wo der Musikliebhaber weiss, wo Gott hockt.

Seine Tochter, die Sopranistin Adriana Marfisi, wird Verdi und Puccini singen, der Chor Verdi und Wagner und die Philharmonia Zürich seinem ebenso legendären Dirigentenstab mit Rossini und Tschaikowski hoffentlich ihre Wertschätzung schenken. Schön ist, dass wir Maestro Santi 2017 in zwei Wiederaufnahmen wieder begegnen und unsere Dankbarkeit bezeugen dürfen.

 

 

Galakonzert zu Nello Santis 85. Geburtstag:  23. Oktober, 19.30 Uhr,

mit Werken von Rossini, Verdi, Wagner, Puccini und Tschaikowski

Wiederaufnahmen 2017 mit Nello Santi: 

„Lucia di Lammermoor“ Febr. 4, 7, 10, 12, 15, 19

„L’elisir d’amore“ April 7, 9, 12, 17, 21

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