StartseiteMagazinKultur…und nichts als pechschwarze Rabenfedern

…und nichts als pechschwarze Rabenfedern

Superlative laufen leicht Gefahr zu verpuffen. Aber die Wiederaufnahme von Verdis „Macbeth“ im Zürcher Opernhaus ist eine Sternstunde mit Signalcharakter.

Remakes im Film sind oft ernüchternd, weil sie nur sehr selten an bedeutende Vorbilder herankommen, die oft Kultstatus besitzen. Ähnlich verhält es sich mit Wiederaufnahmen in der Oper, wenn Dirigent und Solisten neu besetzt werden müssen und die Wiederaufbereitung auf der Bühne von Assistenten realisiert werden muss. Die genuine Inszenierung von Barry Kosky, dem Nachfolger von Andreas Homoki an der Komischen Oper Berlin, und das stimmig-fesselnde Bühnenbild von Klaus Grünberg (Neuinszenierung April 2016) wurde Sylvie Döring anvertraut, welche in Zürich schon „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss bravourös umsetzte und nun mit dem „Macbeth“ erneut Zeugnis hoher Glaubwürdigkeit ablegte.

Von Teodor Currentzis zu Gianandrea Noseda

Von Superstar Teodor Currentzis übernahm der Italiener Gianandrea Noseda, Generalmusikdirektor des Teatro Regio in Turin und schon bald GM des National Symphony Orchestra Washington, den Dirigentenstab. Und nun komme ich ins Schwärmen, denn Noseda liess Currentzis zwar nicht vergessen, aber er ersetzte ihn absolut ebenbürtig mit einer aufgerauten, ungemein expressiv-zupackenden dramatischen Deutung. Seine wiegende Gestik, die grazile Agogik und die traumwandlerisch sicheren ständigen Tempowechsel stilisierten sich zum Hochgenuss und animierten die Philharmonia Zürich zu wunderschöner Kohärenz mit den Solisten. Einzig der von Ernst Raffelsberger betreute Chor hatte noch nicht die Präsenz der Ersteinstudierung, wusste aber im gestalterischen Timbre das Kolorit fein auszuloten.

Macbeth unter totem Rabengetier lebendig begraben / Foto Monika Ritterhaus

Dass Verdis Shakespeare-Vertonung ebensogut „Lady Macbeth“ hätte heissen können, bewies wiederum die russische Perle Tatjana Serjan, die ein mordlechzendes Machtweib und eine blutrünstige Furie aufs Parkett legte, dass einem höchstens ob der Frage bange wurde, ob sie die eruptiven Ausbrüche bis zum bitteren Ende durchstehen würde. Sie tat es, obgleich diese Partie einer Sängerin eine suggestive Präsenz abverlangt, die zu den anspruchsvollsten Sopranrollen zählt. Auch das Ensemblemitglied Wenwei Zhang liess als Banco erneut seinen kernig-gleissenden Bass  erstrahlen, dass man hofft, man möge ihm gelegentlich grössere Rollen anvertrauen.

Gegen diese stimmliche Fulminanz vermochte der Slowake Dalibor Jenis in der Titelpartie nicht ganz mitzuhalten. Macbeth ist ja ein halluzinierender Berserker und ein irrlichternder Psychopath zugleich. Darum singt er im Vergleich zu Marküs Brück in der Premierenbesetzung schon fast zu kultiviert-gediegen und vermag seine Zerrissenheit und nackte Verzweiflung weniger überzeugend darzutun. In den Nebenrollen fügen sich die neu besetzten Joshua Guerrero (Macduff), Otar Jorjikia (Malcolm), Reinhard Mayr (Arzt) und Timm de Jong (Diener Macbeths) darstellerisch wie sängerisch zu einem Ganzen, das nun wirklich zum Eindrücklichsten zählt, was in die stolzen Annalen der Limmatstadt eingemeisselt gehört.

 

Weitere Vorstellungen: Mai 5 VV, 9, 13, 24, 26

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