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Auf der Suche nach der blauen Blume

Mit zahllosen Klicks und Scrolls führt ein verschlungener Pfad durch grüne Webseiten

Am Rand eines Kartoffelfelds irgendwo im Mittelland wachsen in der äussersten Furche am Weg Blumen mit seltsamen Blütenständen, besucht von Bienen und anderen Insekten. Meine Kollegin pflückt sich eine für den Schreibtisch und sendet mir das Föteli der Raupenblume, wie sie sie nennt.

Zart und filigran: die frisch gepflückte Raupenblume auf dem Schreibtisch

Der folgende Text ist eine nicht ganz ernsthafte Lektion, wie eine Internet-Recherche nach einem Gegenstand, von dem nur wenige Eigenschaften bekannt sind, ausgeführt werden und schliesslich zum Erfolg führen kann. Was ich habe: ein Foto mit einem Blütenstand darauf, dazu eine vage Angabe, wo die Blume gefunden worden ist.

Feine blaue Blütchen mit langen Stempeln oder Staubgefässen, reihen sich auf einer Art immer enger sich rollenden grünen Raupe – dem Blütenstand. Weder Dolde, noch Ähre, aber was denn wohl?

In die Suchmaske des Internet-Programms gebe ich wildblume blau ein. Da erscheinen Tausende von Seiten. Also versuche ich es zunächst mit Bildern, suche Blumen in blau, die der Pflanze mit dem Arbeitstitel Raupenblume gleichen. Zum Glück muss ich nicht auch noch weisse, rosa, rote oder gelbe Blüten durchsehen, aber auch die vielen Dutzend – oder sind es Hunderte blauer Wildblumen, in einem zweiten Versuch auch Wiesenblumen, in einem dritten Gartenblumen auf Fotos und Darstellungen in Pflanzenlexika machen mich nicht schlauer.

Die Lupine ist eine in Gärten beliebte Wildblume, aber gewiss nicht die Raupenblume. Foto: Marc Ryckaert, wiki commons

Also anders suchen. Es gibt online mehrere Bestimmungswerkzeuge, mit denen man Pflanzen finden kann. Einfach ist es nicht, wenn man in der Schule beim Linné und beim Binz nicht aufpasste, aber es ist zu bewältigen. Nur auf die richtige Identität der Raupenblume komme ich auch so nicht.

Zwar eine Art Rispe, aber es ist ein Katzenäugli, oder korrekter eine Veronica, gestochen von Johann Georg Sturm (1742-1793), wiki commons

Im Grunde hat die rätselhafte Raupenblume Ähnlichkeit mit dem Natternkopf, einer Pflanze, die an trockenen Stellen in meinem Garten zusammen mit Wegwarte, Nachtkerze, Dost und ähnlich pflegeleichten Gewächsen blüht, alles Pflanzen, die in Nachbars gepflegtem Garten mit englischem Rasen als Unkräuter ausgemerzt werden. Jährlich streckt der Natternkopf seine Kerzen mit den blauen bis lila Blümchen schräg den Bienen entgegen. Den Namen bekam der Natternkopf, weil die Einzelblüten wie winzige züngelnde Schlangenköpfe aussehen. Ausserdem zählt er zu den Heilpflanzen.

Der Natternkopf hat was Raupenartiges bei den Blütenrispen. Foto Andreas Eicher, wiki commons / CC BY-SA 4.0.

Den Natternkopf und seine Verwandten finde ich, er gehört zur Art der Rauhblattgewächse, aber die Raupenblume muss einen anderen Stammbaum haben. Also nochmals ein Blick aufs Foto und die phänologischen Merkmale aufzählen: farnartig, behaart, eingerollt, blau , nochmals eintippen und mutig auf die Entertaste drücken:

„Ihre Suchanfrage farnartig behaart eingerollt blau‹ stimmt mit keinem Ergebnis überein“steht da auf dem Bildschirm. Aufgeben oder durchhalten? Ich bin überzeugt, irgendwo im weltweiten Netz ist der korrekte Name der Raupenblume. Also muss er auch aufzufinden sein.

Blau und an trockenen Orten stimmt, aber es ist die Wegwarte, ein Zichoriengewächs. Foto: pleple 2000, wiki commons

Mir schwant, dass ich diese verflixte Raupenblume irgendwann einmal auf einem Feld gesehen habe. Aber wo? In Italien möglicherweise? Oder beiläufig bei der Berufsarbeit, die mich manchmal über Äcker und Felder führte?

blume blau feldrand schneckenartigbringt’s leider auch nicht. Ich lande bei Büchern, in denen ich wiederum die Wegwarte finde – die zwar blau ist und an Feldrändern gedeiht, aber mit Schnecken weder in der Form noch aus der Tierwelt was zu tun hat.

Rispe und blau – der giftige Blaue Eisenhut. Foto: Axel Mauruszat, wiki commons

Ein letzter Versuch mit den Attributen: gefiedert behaart eingerollt blau bringt mir nebst den immer gleichen Ergebnissen ein paar neue Hinweise. Und meinem Gedächtnis den nötigen Anstoss, meine vage Erinnerung zu konkretisieren: das zweite Ergebnis heisst nämlich Zwischenfruchtpflanzen, und ich weiss schlagartig, da ist unsere blaue Blume dabei. Kein Wunder, fand ich die Phazelie bislang nicht, die gesuchte blaue Blume ist ein Neophyt aus der neuen Welt, hierzulande als Gründüngung eingesetzt, also weder eine Wild- noch eine Gartenblume.

Ein ganzer Acker voller Phazelien. Blassblauer Sommertraum, der später als Gründüngung untergepflügt wird. Foto Andreas Gänssler, wiki commons.

Zufrieden mit meiner Suchleistung fülle ich Phazelie in die Suchmaske ein und bekomme hunderte von Ergebnissen – von Wikipedia über Landwirtschaftsseiten bis zu Bildern aller Unterarten aus der halben Welt. Da steht dann auch, dass die Phazelie, wie der Natternkopf zu den Bienenweiden gehöre, also auch von Imkern und Bauern, welche die immer spärlicheren Bienen zu ihren Nutzpflanzen und Obstbäumen locken wollen, angesät werden, wie unser Beispiel, welches von einer Randsaat rund um eine Ackerfläche stammt. Hätte ich bienenweide und blau eingegeben, wäre ich wohl schneller ans Ziel gelangt.

Da ist sie in voller Schönheit: die Raupenblume, auf deren Suche ich war, die Phacelia cicutaria, englisch Caterpillar Phacelia, deutsch übersetzt: Raupenphazelie! Foto: Joe Decruyenaere, wiki commons

Wäre hätte würde – hilft alles nicht, wenn sich die passende Assoziation nicht einstellt; weil ich vernagelt bin, ist der direkte Weg versperrt. Die Suche wird zwar spannend aber sehr aufwendig. Also am besten die zwei Stunden unter Spielen abbuchen – andere sitzen länger an Computergames oder auch vor dem Flimmerkasten. Bei solch aufwendigem Suchen und Surfen fällt freilich immer wieder mal was ab, was man ein andermal brauchen kann:

Auf der Seite www.gartendatenbank.de (Achtung: viel Werbe-Links) gibt es unter anderem ein Forum wo nebst  durchaus brauchbaren Gartenhinweisen auch Ratschläge für Computer- und Internet-Anwenderinnen behandelt werden, denn die Initiantin der Website, Gabriele Jesdinsky ist sowohl tüchtige Gärtnerin als auch Informatikerin.

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