StartseiteMagazinKolumnenAus Grossmutters Sprach-Schatzkästchen

Aus Grossmutters Sprach-Schatzkästchen

Haben Sie Silvester gut überstanden oder ist Ihnen immer noch etwas blümerant zumute? Wer jetzt stutzt, dem sei gesagt: Nicht nur wir, auch Sprache wird älter, verändert sich.

«Luftikus und Tausendsassa» heisst ein Buch, das ich zu Weihnachten geschenkt erhielt. Es ist eine bei weitem nicht vollständige, aber amüsante Zusammenstellung von Begrffen, die unsere Grosseltern sehr wohl noch kannten und auch verwendeten. Denn so, wie es eine Jugendsprache, einen Slang der Jungen gibt, so gibt es auch Wörter, die altern und aus unserem Vokabular verschwinden.

«Muntere» zum Beispiel (steht nicht im Buch) habe ich nicht mehr gehört, seit meine Grossmutter verstorben ist. An der Sprachgrenze zwischen Deutsch- und Westschweiz aufgewachsen, waren ihr viele Begriffe geläufig, die aus dem Französischen stammen. Die Muntere, von «montrer», was zeigen oder, im Falle von Läden, auch zur Schau stellen heisst, waren für meine Grossmutter die Schaufenster.

Auch blümerant hat französische Wurzeln und stammt aus dem 19. Jahrhundert, als französisch noch die Sprache des Adels war. Und ist zudem  noch umgezogen, vom Geschirrschrank ins Decolletée der Damen. Blümerant stammt vom «bleu mourant». Dieser blassblaue Farbton brachten die Hugenotten nach dem Dreissigjährigen Krieg nach Preussen. König Friedrich II. war vernarrt in dieses zarte Blau und liess sich das Porzellan aus seiner Manufaktur mit diesem  «sterbenden Blau» verzieren.

Wie jede Mode verschwand auch das zartblaue Geschirr in der Versenkung. Nicht aber sein Name. Denn nun wurde es den Damen in ihren engen Korsetts und schweren Reifröcken ab und zu mal blümerant. Das heisst, ihre Gesichtsfarbe wechselte von rosa zu bleich, ja fast zartblau, weil ihnen schwindlig wurde.  Riechsalz, das heisst ziemlich streng riechende Substanzen, die den Damen unter die Nase gehalten wurden, sorgten dafür, dass ihnen bald nicht mehr so blümerant zumute war.

Fisimatenten konnten sie dann wohl keine mehr machen, aber das kam auch erst später. Fisimatenten – in der Deutschschweiz kennt man zudem die Sparglimenten – stammt ebenfalls aus dem Französischen und soll mit den napoleonischen Soldaten nach Deutschland gekommen sein. Also, nicht, dass diese keine Fisimatenten wollten, ganz im Gegenteil. Aber die besorgten Mütter mahnten ihre Töchter, ja keine Fisimatenten zu machen, das heisst, der Aufforderung «Visitez ma tente!» – kommen Sie in mein Zelt! – keine Folge zu leisten. Heute steht der Begriff für Scherereien oder Unsinn machen.

Dafür kochten die Mütter zuhause ein Böfflamotte, das man in Bayern heute noch auf Speisekarten finden kann: Marinierte Rindfleischwürfel, mit Kräutern und Suppengemüsse ganz langsam gekocht. Warum ich das hier schreibe? Weil auch ein Böfflamotte von den Franzosen stammt, eine Verballhornung des Gerichtes «Boeuf à la mode» ist.  Verballhornung? Nur soviel: Hat nichts mit Verb und noch weniger mit Ball zu tun.

Zum Schluss noch ein Beispiel, wie manche «altmodischen» oder schon fast vergessene Wörter weiterleben. In der Stilbeilage einer renommierten Sonntagszeitung kam vor Wochen das Wort «darinnen» gleich mehrmals vor: Ihr Outfit irritiere, darinnen den Worten ihres Mannes ähnlich. Nächster Satz: Der Dresscode sei inartikuliert, darinnen der Politik ihres Mannes gleich. So ging es weiter mit darinnen. Der Unterschied zu den oben aufgeführten «vergessenen» Wörtern? Die versteht man wenigstens auch heute noch .

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