StartseiteMagazinKulturBlütenzauber im Museum

Blütenzauber im Museum

„Blumen für die Kunst“ führt den Dialog zwischen Blumen und Kunst weiter und ist ein alljährliches Highlight im Aargauer Kunsthaus.

Regelmässig im Frühling stehen während einer Woche Menschenschlangen vor dem Eingang des Aargauer Kunsthauses in Aarau: Blumen für die Kunst ist inzwischen ein richtiger Hype geworden. Zum sechsten Mal überraschen „Blumenkünstler“ die Besucher mit ihren floralen Kunstwerken, inspiriert von Werken aus der Sammlung.

Dreizehn herausragende Schweizer Floristinnen, Blumengestalter, Jungtalente und ihre Teams sowie ein Gast aus Hong Kong antworten mit viel Fantasie, Hingabe, Können und Sensibilität auf die klassischen bis zeitgenössischen Werke aus der Sammlung und der aktuellen Sonderausstellung Big Picture. Die Kompositionen aus frischen Blumen schlagen eine sinnliche Brücke zu den interpretierten Kunstwerken und ermöglichen neue Sichtweisen.

Florale Interpretation von Marcus Forster zu: Balthasar Burkhard, Les Jambes/Teil 1, 1986

Den Auftakt bilden die monumentalen Fotografien Les Jambes von Balthasar Burkhard(1944-2010) aus der Sonderausstellung Big Picture. In einer Serie von acht Männerbeinen in Nahaufnahme inszeniert Burkhard die Körperteile wie Säulen eines Tempels, welche die Last der Decke tragen. Für den Meisterflorist Marcus Forster aus Winterthur sind die Fotografien reizvoll, aber gleichzeitig auch abstossend. Diese Ambivalenz drückt er mit der Verwendung von falschen Paradiesvogelblumen (Heliconia) aus, deren rostrotes Kolorit und flaumige Oberfläche anziehend und gleichzeitig irritierend wirken. Diese sind auf orangefarbene Gitterstrukturen montiert, welche die parallele Reihung der Fotografien betonen.

Ein nächster Raum kündigt sich mit intensivem Wohlgeruch an. Blütenzweige und bunte Blumen hängen leicht und unbeschwert vor der monumentalen Grafitzeichnung Les pommiers ou indécente forêt von Didier Rittener (*1969). Die Floristin Franziska Bürgi Reyaus Kreuzlingen nimmt in ihrer floralen Interpretation das dargestellte Paradies ohne Erbsünde auf und betört den Besucher mit den Düften bunter Blüten, die „alles rundherum für einen Moment vergessen machen“.

Florale Interpretation Franziska Bürgi Rey zu: Didier Rittener, Les pommiers ou indécente forêt, 2014-2016

Der Floral Designer Dr.phil. Solomon Leong aus Hong Kong war besonders fasziniert vonMarkus Raetz‘ Portrait von Monika, 1979. Das drei Quadratmeter grosse Bildtuch (Acryl auf Baumwolle) ist auf der Grundlage einer Polaroid-Foto entstanden, die Raetz mit einem Episkop auf das grosse Tuch projizierte, so dass das Portrait in der Art divisionistischer Malerei „gepunktet“ erscheint. Dabei beschränkte er sich auf die Farben Cyan, Magenta und Gelb. Die Grösse des Bildes sowie die reduzierte Farbigkeit haben den Meisterfloristen angesprochen. Er geht in seinem Werk von den Leerflächen aus, indem er drei dreieckige weisse Ständer mit weissen und farbigen Bändern bespannt und rhythmisch akzentuiert weisse und verschieden blaue Orichdeenzweige hineinhängt.

Florale Interpretation von Sonja Egli zu: Christine Streuli, Ohne Titel, 2002

Im Obergeschoss geht die Pracht weiter. Vor Cuno Amiets Frauenportrait (Annel) von 1910 hat die Meisterfloristin Gianna Stefanini aus Zürich ein üppiges, buntes Bouquet hingezaubert, das die Farben des Gemäldes wunderbar aufnimmt.

Das am Rand leicht abgewinkelte monochrome weisse Quadrat (1998) von Andreas Christen(1936-2006) lässt auf dem Bild unterschiedliche Weissnuancen entstehen, je nach Position des Betrachters. Simone Serra-Helbling, Meisterfloristin aus Gommiswald, nimmt das Spiel mit der Perspektive und dem weissen Kolorit auf. Ihre hängende Installation erlaubt eine „perspektivische Annäherung“ von drei Seiten. Mit einfachen Materialien weist sie auf die Schlichtheit des Bildes hin. In flachen weissen Papiertaschen stecken weisse Nelken, welche die samtige Oberfläche des Bildes aufnehmen. Eine zarte, sensible, luftige Arbeit, die mich besonders berührt.

Florale Interpretation von Larissa Kopp zu Walter Clénin, Portrait des Malers Traugott Senn, 1944

Das Portait des Malers Traugott Senn von Walter Clénin (1897-1988) zeigt den Malerfreund Senn gemütlich in einem Liegestuhl im Garten sitzend. Diese gelassene Stimmung nimmt die Floristin Larissa Kopp aus Sursee auf. Auf zwei weissen Podesten stehen über feinen halbrunden Stäben zwölf halbrunde dunkle Gefässe dicht nebeneinander. Daraus schwappen verschiedene grüntonige Pflanzen, Gräser, Kräuterbüschel, wie Thymian, Rosmarin, dazwischen einzelne zarte blaue und violette Blüten. Die wohlige nachmittägliche Sommeratmosphäre schwingt in dieser üppigen Pflanzeninstallation mit.

Der Abschluss bildet die Hommage an den Friedensapostel Max Daetwyler, 1974 vonVarlin (1900-1977). Im extremen Hochformat steht der alte Mann mit seiner Friedensmission auf verlorenem Posten und zeigt stolz auf seine Fahne. Katrin Keller, Floristin aus Appenzell, stellt vor das Gemälde im rechten Winkel eine schmale weisse lange Konsole, auf beiden Seiten ein weisser Kubus. In kantigen schwarzen Kohlengefässen nimmt sie die Dunkelheit des Bildes auf. Die flächig-locker gesteckten weissen Blumen, einige mit Farbtupfern gesprenkelt, verweisen auf Daetwylers Erkennungsmerkmal der weissen Fahne. Sein Streben nach Frieden wird symbolisiert durch die leichten und verletzlichen 62 Schmetterlinge, einer für jedes Jahr seines Pazifismus.

Florale Interpretation von Katrin Keller zu: Varlin (Willy Guggenheim), Der Friedensapostel Max Daetwyler, 1974

Blumen für die Kunst wird während der kurzen Ausstellungsdauer von zahlreichen Führungen, Workshops und Gesprächen mit Fachleuten, Floristen und Kunstschaffenden begleitet. Das Blumen-Bistro auf dem Kunsthaus-Dach lädt im blumengeschmückten Zelt zu kulinarischen Pausen ein.

 

 

 

Bis 10. März

Teaserbild: Florale Interpretation von Gianna Stefanini zu: Cuno Amiet, Frauenportrait (Annel), 1910

Sämtliche Fotos:©David Aebi, Burgdorf

Mehr zur Ausstellung und dem Begleitprogramm hier

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