Buchjubiläum

1969 hat Elisabeth Kübler-Ross «On Death and Dying» veröffentlicht. Die Übersetzung: «Interviews mit Sterbenden» erschien 1971. Autorin und Buch wurden weltberühmt.

Elisabeth Kübler-Ross (1926–2004) kam in der Schweiz zur Welt und wuchs in der Nähe von Zürich auf. Sie studierte Medizin und schloss ihr Studium 1957 ab. 1958 zog sie mit ihrem Mann in die USA. Dort durchlief sie eine Ausbildung in Psychiatrie und wurde 1965 Assistenzprofessorin in Chicago. In der Folge befasste sie sich mit dem Thema Sterben und führte Gespräche mit Sterbenden. Darauf basierte ihr berühmtes Buch. Kübler-Ross beobachtete fünf Phasen, die Sterbende vor dem Tod durchlaufen. Dabei betonte sie, dass der Ablauf dieser Phasen von Mensch zu Mensch variiere.

Heute ist das Altwerden ein grosses Thema. Und ganz spontan fragte ich mich eines Tages, ob wir Betroffenen das Altwerden auch in Phasen durchlaufen? Und machte die Probe aufs Exempel.

Wie  heissen denn diese Phasen, die Kübler-Ross durch ihre Gespräche herausarbeitete? Es geht um das Nichtwahrhabenwollen (denial), den Zorn (anger), das Verhandeln (bargaining) und die Zustimmung (acceptance).

Schon bei der ersten Phase, dem Nichtwahrhabenwollen, kam mir ein treffendes Beispiel aus meiner Polizeizeit in den Sinn. Im Fach sportliche Ertüchtigung wollte der leitende Offizier, ein gut trainierter Mann mittleren Alters, immer der Erste sein, wenn die Gruppe der Anwärter mit den Skiern einen Hang hinauf hastete. Die jungen Männer waren klug. Sie liessen ihm immer den Vortritt. Das wirkte sich positiv auf  den Vorgesetzten und die allgemeine Stimmung aus.

Oder ich erinnerte mich an das Klagelied einer Kollegin. Sie hatte, wie sie mir erzählte, am Morgen beim Blick in den Spiegel unpassende Falten in ihrem Gesicht entdeckt. Diese Falten sah ich gar nicht. Für mich hatte sie ein schönes, ihrem Alter entsprechendes Gesicht. Unterdessen ist das Nichtwahrhabenwollen des Alterungsprozesses dank der Hilfe der Schönheitschirurgie und anderer Verfahren zum einträglichen Geschäft geworden.

Was soll ich über den Zorn erzählen? Ein Gegenstand fällt mir aus den Händen, ein Datum ist in der Agenda nicht oder falsch eingetragen, und der Brief, den ich einwerfen wollte, liegt nach meiner Rückkehr vom Einkaufen immer noch auf dem Tisch. Über diese Missgeschicke und Mängel tauschen wir  uns beim Kaffeeklatsch liebend gerne aus. Die Wolke des Ärgers über uns selbst hängt jeweils dick über dem Kaffeetisch. Aber die Erkenntnis, dass es anderen ebenso geht, tröstet uns.

Man ist so alt wie man sich fühlt. Das ist ein gängiger Ausspruch und zugleich ein  grosser Mumpitz. Es drückt für mich das Verhandeln aus. Fordern und dadurch fördern, heisst die Devise. Das Schicksal immer wieder herausfordern. Aber ewig lässt sich die Realität nicht überlisten. Ich denke an den Polizeioffizier zurück. Er war immer noch der Erste und fühlte sich blendend. Das taten auch die jungen Männer. Es machte ihnen Spass, dem «alten Mann» sein Erfolgsgefühl immer wieder neu zu ermöglichen.

Der Phase der Depression begegne ich in meinem Umfeld oftmals. Ich könnte sie auch Lethargie, Unlust, Antriebslosigkeit nennen. Meine Beobachtungen zeigen mir, dass diese Befindlichkeit sich bei alten Menschen immer und immer wieder einschleicht. Zwar bewege ich mich sozusagen täglich in einer Gruppe unternehmungslustiger Generationengschpänli. Aber die entsprechenden Entschuldigungen heissen etwa: «Ich konnte mich nicht aufraffen», «Ich hatte keine Lust» und so weiter…. «Schade, dass ich nicht mitgekommen bin», lautet dann das nachträgliche Bedauern, wenn begeistert von einem Ausflug erzählt wird. Mit der Zeit wissen wir in der Gruppe, wer noch einen besonderen Motivationsschub nötig hat und wen wir für einmal besser im Schneckenhaus dösen lassen.

Eine Freundin, ein Jahr jünger als ich, schrieb mir, sie habe unendlich Mühe mit dem Altwerden. Es gehe ihr alles zu langsam, sie sei nicht mehr leistungsfähig, am Abend sei nicht umgesetzt, was sie sich vorgenommen habe. Sie ärgere sich immer wieder masslos über sich selbst. In einem persönlichen Gespräch nannte sie mir ihren grössten Kummer. «Weisst Du» sagte sie «mein Umfeld nimmt mich gar nicht mehr als Individuum wahr, sondern nur noch als eine alte Frau». Aber dann schloss sie das Thema tapfer ab: «Ich arbeite daran, mein Alter zu akzeptieren».

Was hatte denn Theodor Fontane (1819–1898) zum Thema zu sagen? «Man wird nicht älter, sondern besser». Da lassen wir uns gerne überraschen!

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