StartseiteMagazinKolumnenDas No-Billag-Dilemma

Das No-Billag-Dilemma

Es geht bei den Befürwortern nicht mehr um die  Initiative, sondern um die Frage, wie man die SRG an die kurze Leine nehmen kann.

Die Meinungen zur No-Billag-Initiative sind längst gemacht. Ich schätze, dass sie mit überwältigendem Mehr abgelehnt wird. Wer will sich schon eine Institution, die sich wohlig in den Stuben eingenistet hat, nehmen lassen. Das ist zwar heute nicht mehr ohne Weiteres klar, denn es herrscht eine unglaubliche Lust, Bewährtes zu verändern. In diesem Fall hätte es aber eine glaubwürdige Alternative zur SRG geben müssen. Diese bleiben die Befürworter der Initiative schuldig. Auffällig ist, dass sich die geldmächtigen Gegner sehr zurückhalten. Es ist wie bei einem Schachspiel, bei dem vorne zuerst die Bauern zum Einsatz kommen, und wenn es gut läuft, der eine oder andere Springer, der Turm vielleicht mit senkrechtem oder waagrechtem Angriff. Der König und die Königin halten sich zurück. Sie aber machen am Ende das Spiel für sich aus.

Als die Argumente der Befürworter ins Leere gingen, wurde die Angriffslinie verändert. Plötzlich sprach man nur noch vom Abspecken der SRG. Man griff etwa den früheren Direktor als hochnäsig an und tischte viele Geschichten auf, die dem Unternehmen schaden sollten. Das probate Mittel, den Fragen der Gegner aus dem Weg zu gehen, war die Emotionalisierung. Das ist das Mittel, mit dem auch nach der Abstimmung weiter gekämpft werden wird.

Ich habe zwei Zeitungen abonniert. Ich bezahle für sie 1137 Franken jährlich. Oft gehe ich in ein Café, damit ich mir aus den aufliegenden weiteren Zeitungen eine zusätzliche Meinung bilden kann. Ich blättere sie durch und suche Kommentare zu politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen.  Seit dem 30. Januar plagt mich der Gedanke, dass die Befürworter im Gefecht das Kampffeld gewechselt haben. Ich las da nämlich eine Kolumne eines ehemaligen Chefredaktors, der darlegte, dass er sich in einem No-Billag-Dilemma befinde. Ich stiess gegen Ende des Textes auf den Satz, der mich verstimmte: „Wenn es die SRG und unsere alternativlose Medienministerin in den kommenden Wochen nicht noch fertigbringen, handfeste Signale einer neuen Zurückhaltung, ja Bescheidenheit und Rücksicht  auf die anderen Medien des Landes auszusenden, wie es die Bundesverfassung fordert, dürfen sie jedenfalls nicht auf mein alternativloses Nein zu ‹No-Billag› zählen.“ Ich fragte mich, was ein alternativloses Nein sei. Ein Nein scheint mir ein Nein zu sein, ein Ja ein Ja!

Plötzlich also steht die SRG in der Kritik, weil sie viele unnütze Dinge bringe. Aber wie ist es denn mit den Zeitungen? Ich weiss nur, dass ich jede Woche ein Bündel Altpapier schnüre, von dem ich nicht mehr als zehn Prozent gelesen habe. Ich suche mir immer einen Bericht oder einen Kommentar heraus. Ich bin, wie wahrscheinlich alle anderen auch, ein selektiver Leser. Die Mehrheit der Artikel fällt durch meine Maschen oder ich lese nur ihre Titel. Deswegen aber bestelle ich die Zeitungen nicht ab. Medien müssen Vieles bringen, um jedem etwas zu bringen. So ist es auch bei den SRG-Medien.

Wer bestimmt nun, wo das Unternehmen abspecken soll? Die einen finden Sport überflüssig, die andern die Sternstunde Philosophie, weitere den Samstag-Jass oder die Rundschau usw. Und nun will der ehemalige Chefredaktor handfeste Signale, wo Radio- und Fernsehen sich zurückhalten sollen. Er spricht damit gegen seinen eigenen früheren Beruf. Und so bleiben nach der Abstimmung die Widersprüche bestehen. Freilich kann man nicht etwas abschaffen und zugleich Signale der Zurückhaltung verlangen. Da argumentiert ein gescheiter Mann ziemlich paradox.

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