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Das wusste schon meine Grossmutter

Wer für kleine Blessuren und Unpässlichkeiten gleich zum Arzt oder in die Apotheke rennt, ist selber schuld. Nur etwas herumfragen – und schon bald ist man mit vielen guten Ratschlägen eingedeckt.

Ein schmerzendes Knie, immer wieder saures Aufstossen oder Einschlafschwierigkeiten – wer will denn gleich Pillen schlucken oder sich eine Spritze setzen lassen. Zumal die Nachbarin ein todsicheres Rezept für einen beruhigenden Zaubertrank am Abend hat, die Cousine auf eine Creme schwört, die alle Schmerzen vertreibt und, so nehme ich an, selbst Pferden gut tut, heisst sie doch Pferdesalbe.

Und gegen saures Aufstossen hilft a) keine Schokolade, b) keine Aufregung vor dem Essen, c) chinesische Essstäbchen statt Gabeln oder c) Meditation. Und positives Denken, weil, was da hochkommt so giftig schmeckt wie das, was man gedacht hat, als uns der Nachbar schon wieder mit dem Laubbläser/Rasenmäher/ Grillrauch ärgerte.

Glaube oder Aberglaube?

Daneben gibt es in der Volksmedizin ein Allgemeinwissen, das man von klein auf mitbekommt: Rüebli stärken die Sehkraft, Äpfel müssen unbedingt mit Schale gegessen werden und vom Sitzen auf kalten Steinen gibts eine Blasenentzündung. Von kalten Füssen übrigens auch. Wissen, das zwar nur bedingt wissenschaftlich belegt ist, sich aber über Generationen erhalten hat.

Teekräuter, hier Minze und Zitronenmelisse, helfen gegen viele Unpässlichkeiten.

Deshalb muss etwas dran sein an all diesen überlieferten Weisheiten. Eines weiss ich aus eigener Erfahrung: Als Kind wurde mir beim Autofahren immer schlecht. Aber meine Grossmutter schaffte in meinen Ferien bei ihr Abhilfe: Sie hängte mir den kleinen Schlüssel, der ihr Nähmaschinenmöbel abschloss, an einer langen Schnur um den Hals, so, dass er auf Magenhöhe zu liegen kam – und ich sass quietschvergnügt auf dem Autorücksitz und hatte Hunger.

Hausmittelchen

Und damit kommen wir zu einem wichtigen Faktor in der Volksmedizin, dem Placeboeffekt. Was über Generationen geholfen hat, kann doch so falsch gar nicht sein. Deshalb hilft warme Milch mit Honig zuverlässig beim Einschlafen und Cola mit Salzstängeli stoppt jedes Erbrechen.

Wobei Letzteres von Ärzten angezweifelt wird. Gut, wegen des bisschen Coffein im Cola fühlt man sich vielleicht wirklich nicht mehr so schlapp, aber bei Durchfall und Erbrechen verliert man vor allem Natrium und Kalium. Die sollten ersetzt werden. In der Apotheke gibt es elektrolytische Getränke, die Mineralstoffe enthalten. Verdünnten Orangensaft mit einer Prise Salz oder eine schwache Bouillon tuns auch.

Aber zurück zum Placeboeffekt. In Versuchen wurde nachgewiesen, dass Scheinmedikamente sogar dann wirken, wenn der Patient weiss, dass er nur eine «So-tun-als-ob»-Pille eingenommen hat. Verstehe da einer die menschliche Psyche! Da wundert es nicht, dass das Allheilmittel der Nachbarin ebenso von Nutzen sein kann wie die Ratschläge des Arztes – oder sogar noch mehr.

Was von weit her kommt, muss gut sein

Heute gibt es zudem neue Grossmuttermärchen: Superfood, ob das nun Grünkohl, Chiasamen oder Gojibeeren sind, alle sollen unser «verarmtes» Essen aufwerten. Sicher ist vor allem eines: Wer sich jeden Tag einen Grünkohl-Gurken-Chiasamen-Smoothie zu Gemüte führt, leidet sicher nicht unter Völlerei. Das Zeug ist so eklig zu trinken – und kratzt in der Kehle – dass nach einem Glas der Appetit für etliche Stunden weg ist.

Aber die Mär, dass exotische, bisher unbekannte Beeren, Samen oder sonstwas Wunderdinge bewirken können, ist genau so abwegig wie die Wirkung von Grossmutters Murmeltiersalbe oder das Katzenfell gegen Nierenbeckenentzündung.

Ringelblumen sind ein Heilkraut, das in fast jedem Garten wächst. Ob Salbe oder Tee, die leuchtenden Blütenblätter tun gut.

Dabei wächst in unseren Gärten, beziehungsweise wird auf den einheimischen Märkten angeboten, so viel Superfood, wie das Herz begehrt. Gerade jetzt im Sommer. Wichtig ist doch, dass Früchte und Gemüse frisch und möglichst unbehandelt sind. Die Grossmutter wusste das noch, tischte frisch gepflückte Bohnen auf – mit reichlich Bohnenkraut, das stärkt die Manneskraft! –, trocknete nicht nur Teekräuter-Blätter, sondern auch Himbeer- und Brombeerblätter und die Blüten der Ringelblume, der Kamille und des Holunderstrauches.

Heilkräuter aus dem Garten

Für die schmerzenden Knien gabs Heublumenwickel. Heublumen gibt es übrigens immer noch in Naturläden oder Drogerien zu kaufen, für alle, die keine eigene Alp haben. Pfefferminze hilft auch heute noch gegen Magenbrennen und ein Tee aus Goldmelissen(blüten)blättern hilft wunderbar beim Einschlafen. Und kann sogar «aufgedrehten» Kindern vor dem Schlafengehen verabreicht werden, ohne Nebenwirkungen befüchten zu müssen.

Lavendel, kurz nach dem Verblühen geschnitten – oder im Topf auf dem Fensterbrett – vertreibt je nach Wunsch Mücken oder Motten. (Bilder B.R.)

Lavendel ist nicht nur ein Duftkraut, das im Kleiderschrank die Motten fernhält – und am Abend als Sträusschen auf dem Nachttisch auch die Mücken – er wirkt auch als Badezusatz beruhigend. In der Küche sind die Blüten momentan wieder sehr gefragt. Wobei da aufgepasst werden muss bei der Dosierung: Etwas zuviel, und das Dessert schmeckt wie die Handseife im Badezimmer.

Thymiantee ist schleimlösend und hilft gegen Husten und Salbeitee schmeckt zwar eklig, vertreibt aber Halsschmerzen. Und wer sich im Sommer matt und müde fühlt, kann es mal mit einem Fussbad mit Rosmarinöl versuchen. Das weckt die Lebensgeister.

Nur ein Ratschlag der Grossmutter kann getrost vergessen werden: Nach dem Essen von Steinobst darf kein Wasser getrunken werden. Weil, sonst zwickt nachher der Bauch. Das stimmt heute nicht mehr. Nicht, weil es ein Ammenmärchen gewesen wäre. Nein. Unser Trinkwasser ist heute viel sauberer und wesentlich keimarmer als früher und interagiert deshalb nicht mehr mit den kleinen Plagegeistern, die man beim Genuss von Obst ganz natürlich mit aufnimmt.

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