StartseiteMagazinGesundheitDer Schurkenstaat im Abwaschlappen

Der Schurkenstaat im Abwaschlappen

Ist die Wurst im Kühlschrak grün und riecht eklig, dann sind Mikroorganismen am Werk. Nicht immer sind sie so leicht zu entdecken. «Keim daheim» klärt kompetent auf.

Bakterien, Pilze und Viren sind in unseren Wohnungen die heimlichen Untermieter, die unser Wohlergehen entscheidend beeinflussen können – im positiven wie auch im negativen Sinne. Der Mikrobiologe Dirk Bockmühl schreibt in seinem Buch «Keim Daheim» vor allem über die negativen Seiten dieser so winzigen wie zahlreichen Hausgenossen. Also über Bandenkriminalität, Killerschwämme, ungebetene Bettgenossen und vieles mehr.

Winzig, aber ziemlich zäh

Tipps für eine klinisch reine Wohnung gibt er aber keine. Nein, er lässt uns mit diesem ganzen Getier, Geschleime, Geflecht allein. Denn obwohl es sich bei den Mikroorganismen, die das Buch, unsere Umgebung und auch unser Innenleben bevölkern, um ziemlich einfach gestrickte Organismen handelt – so ohne weiteres ist ihre Funktionsweise nicht zu erklären. Und die meisten dieser Winzlinge sind zäh. Ausrotten lassen sie sich nicht. Höchstens etwas im Zaum halten.

Man muss sich etwas einlesen in diese Welt der Mikroben. Dann aber wird nicht nur einiges klarer, die Lektüre wird auch spannend. Zumal Professor Bockmühl sehr farbig und manchmal recht flapsig über sein Fachgebiet zu schreiben weiss.

Mikroorganismen versehen in unserem Organismus durchaus auch sinnvolle Aufgaben. Im Darm zum Beispiel. Wir sprechen zwar von der Darmflora, aber was sich da in unserem Bauch tummelt, ist alles andere als irgendwelche den Rosen und Nelken verwandte Spezies und trotzdem lebenswichtig. Mikroben können auch ganz anders. Bakterien oder Pilze können Holz zerstören, Metalle und Mineralien «anfressen» und natürlich auch unserer Gesundheit richtig fies zusetzen.

Sie hausen im Kühlschrank, Bad und Bett

Zumal die Bösewichte meist in Banden auftreten. Bockmühls «Keim daheim» ist zwar ein Sachbuch, könnte über weite Strecken aber auch ein Skript zu einem Tatort-Krimi sein. Denn all die «Viecher», «Miststücke» und «Schurken», die er da aufmarschieren lässt, bringen einen das kalte Grausen bei.

Das fängt beim Badezimmer an, wo die Spurensuche des Mikrobiologen nicht in der Toilettenschüssel den grossen Erfolg verzeichnet, sondern im Lavabo. Und dessen Keim-WG im Siphon, wo sich allerhand Mikroben, gut geschützt von einer Schleimschicht, fast nicht vertreiben lassen.

Geschirrspüler tötet Keime

Der gefährlichste Ort in der Wohung muss laut Untersuchungen allerdings die Küche sein. Bockmühl beschreibt plastisch diese Abwaschbecken, in denen sich viel mehr  Keime tummeln als zum Beispiel in der WC-Schüssel. Zur Empfehlung, das Geschirr künftig in der Toilette statt in der Küche abzuwaschen, versteigt er sich allerdings doch nicht …

Dafür empfiehlt er wärmstens, nein heissestens, den Geschirrspüler. Bei dem stimmt mikroklimatisch alles: Hitze, Chemie, mechanische Reinigung dank starkem Wasserstrahl und zu guter Letzt eine Dusche mit Salz, die dem letzten Mikröbelchen den Garaus macht.

Killerlappen und Horrorschwämme

Wenn da neben dem Herd nicht die Abwaschlappen und Putzschwämme wären. Abwaschlappen können immerhin in der Waschmaschine einigermassen entseucht werden. Aber die Schwämme! In einem Schwamm in der Küche befänden sich, so Bockmühl, mehr Mikroben als – nein, nicht in der Toilette – in einer Stuhlprobe. Dem haben Kühlschrank und Waschmaschine wenig entgegenzusetzen, wenngleich auch dort allerhand Getier lauert. Und damit sind nicht nur mit Fäkalkeimen kontaminierte Pouletschenkel gemeint.

Die grauslichsten Utensilien im Haushalt sind nicht die Toilettenbürsten, sondern die «Killerlappen» und «Ekelschwämme» in der Küche. 

«Kein Daheim» ist keine gemütliche Lektüre. Aber eine, die zum Nachdenken anregt, Gesundheitsrisiken manchmal ziemlich drastisch aufzeigt, aber auch Ratschläge gibt, wie man sich in sinnvollem Rahmen gegen die heimlichen Untermieter in der Wohnung wappnen kann. Mit regelmässigem Händewaschen zum Beispiel. Der Autor verzichtet auf die Empfehlung, mit Chemiekeulen alles bekämpfen zu wollen, wohl wissend, dass damit einfach andere, vielleicht gefährlichere Risiken eingegangen würden. «Lassen Sie sich nicht verrückt machen», ist denn auch das letzte Kapitel des Buches überschrieben. Wer jetzt erleichtert aufatmet, sollte den letzten Satz auch noch lesen: «Es sind die Mikroben, die das letzte Wort haben werden». Soll Louis Pasteur gesagt haben.

Dirk Bockmühl: Keim daheim – Alles über Bakterien, Pilze und Viren. Droemer Taschenbuch, München, 2018

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