Die ewigen Opfer

Die Frauenbewegung ist so bewegt wie hoffnungsvoll, so widersprüchlich wie inkonsequent. Sie ist aber letztlich auch ein Trauerspiel in vielen Akten – bis heute.

Kennen Sie das Drama „Nora oder ein Puppenheim“ des Norwegers Henrik Ibsen? Es wurde zu nichts weniger als einer Initialzündung der Frauenbewegung um 1880, die bis heute anhält und unentwegt um ihr Selbstverständnis ringt. Im Theaterstück geht es um den Bankdirektor Torvald Helmer, der seine Frau wie ein Püppchen hält, sie „Singlerche“ und „Eichkätzchen“ nennt und zur Tarantella vortanzen lässt und ihr lediglich die für Frauen üblichen „5 K’s“ (Kinder, Kirche, Küche, Kleider, Kosmetik) zubilligt. Nora sprengt ihr Ehekorsett und verlässt ihren konsternierten Mann und die Kinder, was damals als unerhört galt und Unverständnis auslöste.

Damals blieb ein sprach- und hilfloser Ehemann zurück, denn Frauen traute man einen solchen Schritt nicht zu. Sie waren dem Manne weder juristisch noch bildungsmässig gleichgestellt. Diese Rechte hat sich das weibliche Geschlecht mit einiger Beharrlichkeit und etlichen Rückschlägen erstritten. Doch was sind die Konsequenzen? Der kleinlaute Ehemann von damals greift heute einfach zur Waffe, wenn ihm die Gattin den Tarif erklärt. Innert Monatsfrist brachten hierzulande drei scheinbar ehrbare Männer ihre Frauen um. Und die Statistik des Bundes belegt, dass in der Schweiz alle neun Tage ein Mann versucht, seine (Ex)-Partnerin zu töten: „Pro Jahr werden rund 40 Frauen Opfer eines Tötungsdelikts“ (Tagesanzeiger vom 10. März).

Ja, da gerät die Institution Ehe mit beängstigender Regelmässigkeit aus den Fugen. Je selbstbewusster und gebildeter das sog. schwache Geschlecht auftritt und Gleichberechtigung auf allen Ebenen verlangt, desto mehr scheinen Abwehrreflexe das männliche Selbstbewusstsein zu untergraben. Wen wundert es da noch, wenn die Weiblichkeit die Anhebung des Rentenalters als Pfand gegen gleichen Lohn für gleiche Arbeit einfordert?

Etwas mehr Redlichkeit wäre allerdings auf beiden Seiten zu wünschen. Da wäre das Gejammer, zu wenig Frauen würden ins Parlament oder in höhere Chargen der Wirtschaft gewählt. Mit dem Stimmzettel liesse sich das politisch sehr rasch ändern. Wenn Frauen Frauen wählten, könnten wir die Quotenfrage längst ad acta legen. Und wenn Headhunter und Wirtschaftsbosse darüber klagen, wie schwierig es sei, fähige Frauen für Führungsaufgaben und Verwaltungsratssitze zu gewinnen, dann ist das in den seltensten Fällen eine Ausflucht in Weihrauchgefilde. Frauen wissen sehr wohl abzuwägen, inwiefern eine Karriere Sinn macht. Eine Quotenfrau ist eigentlich auch eine Beleidigung für all jene, welche aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit in ein Amt gehievt werden. Und die Valentins- und Muttertage – als Umsatzsteigerung willkommen – sind einschliesslich des Weltfrauentags letztlich nur Feigenblätter für patriarchale Versäumnisse.

Dass nun aber rabiate Aktivistinnen, quasi mit Kinderwagen als Schutzschild, den Tag der Frau in Zürich zum Anlass nahmen, die Wände des Fraumünsters mit hirnverbrannten Slogans zu verschmieren, mit dem fiesen Kalkül, die Polizei würde wohl der Kinder wegen nicht einschreiten, zeigt, wes Geistes Kind diese rücksichtslosen weiblichen Haudegen sind.

Auch die Metoo-Debatte zeigt sich in seltsamem Zwielicht. Da dienen sich Filmsternchen von Bett zu Bett in den Hollywood-Himmel und stimmen 20, 30 Jahre später ins gehypte Klagelied ein, dass sie das eigentlich nicht gewollt hätten. Doch was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Weinstein und Legionen von Männern haben die Mechanismen von Macht und Ohnmacht zu ihren Gunsten legitimiert und bekommen nun endlich die Quittung für ihre Selbstherrlichkeit. Dass es so lange gedauert hat, bis sich die missbrauchten Frauen zur Wehr setzten, belegt, wie verkarrt die Geschlechterfrage nach wie vor ist.

Doch solange ein Donald Trump trotz Machoallüren und niederträchtigem Sexismus-Gebaren von Frauen mehrheitlich gewählt wird, müssen sich nicht nur die Männer an den Ohren nehmen. Der höchste Twitterer des Landes ist gerade daran, ein Schiesstraining für Lehrende zu fördern, damit Schulen sicherer werden. „Alle gegen alle“ als Rezept für ein friedlicheres Zusammenleben? Wir haben es weit gebracht seit Ibsen – Männer wie Frauen.

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