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Die Frau des Pilatus

Die Frau des Pilatus hat im Neuen Testament nur einen kurzen Auftritt. Bei Matthäus, im 27. Kapitel, Vers 15 – 26. Das Nachdenken über sie in der Woche vor Ostern lohnt sich.

 

Die Szene, über die der Evangelist Matthäus schreibt, würden wir in der heutigen Polizeisprache als Anfang einer unfriedlichen Demonstration bezeichnen. Jede mögliche Eskalation lag noch in der Luft. Es lohnt sich, die Schilderungen der Ereignisse auch in den anderen drei Evangelien nachzulesen.

 

Es handelte sich um die Gefangennahme und das Erscheinen Jesu vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus. Vorausgegangen war der Verrat des Judas. Nur deshalb konnte ja Jesus gefangen genommen werden. Und gleichzeitig wird uns noch zur Kenntnis gebracht, dass der ganz und gar nicht tapfere Petrus mehrmals leugnete, Jesus zu kennen.

 

Auch Pilatus, der Statthalter der Römer, glänzte nicht durch besonders souveränes Handeln. Ein Bandenführer namens Barabbas sass bereits im Gefängnis. Und jetzt wurde ihm noch dieser Jesus zur Aburteilung vorgeführt. Dabei war es für Pilatus ganz klar, dass er gegen ihn nichts in den Händen hatte.

 

Aber die Ältesten und Hohepriester traten gegen Jesus auf. Und die Bevölkerung wurde von ihnen entsprechend beeinflusst. Mit den Führungspersönlichkeiten wollte es Pilatus aber auf gar keinen Fall verderben. Trotzdem versuchte er im allgemeinen Geschrei und Getümmel immer wieder die Stimmung zugunsten von Jesus zu wenden. Er fragte die Menge sogar: «Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?»

 

Seine Bemühungen blieben erfolglos.

 

In dieser aufgewühlten Situation erreichte ihn ein Bote, der ihm eine Nachricht seiner Frau überbrachte. Und diese lautete gemäss Text im Matthäusevangelium: «Habe Du nichts mit jenem Gerechten zu schaffen. Denn ich habe heute im Traum viel um seinetwillen gelitten.» Was ihr im Traum zusetzte, vernehmen wir nicht. Aber wir erleben mit, dass die Ehefrau aufgrund dieser Botschaft ihres Traumes handelte. Sie überschritt die Grenze zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum. Sicher war es ihr nicht leicht gefallen, ihren Mann, den römischen Statthalter und Richter, während seiner offiziellen Tätigkeit zu stören. Ich denke, sie hatte sich zu einem richtigen seelischen Kraftakt aufraffen müssen.

 

Was bewog diese Frau zu ihrem Handeln?  Ich gehe davon aus, dass sie durch Boten oder durch eigene Anschauung von einer geschützten Lage aus erkannte, was sich abzuspielen begann: Ein Unschuldiger sollte hingerichtet werden. Und ihr Mann war im Begriff, sich von der aufgebrachten Menge instrumentalisieren zu lassen. Das konnte sie nicht einfach geschehen lassen. Sie stand auf gegen Unrecht, sie setzte sich ein für Gerechtigkeit!

 

Wie bereits erwähnt, wird die Frau des Pilatus nur im Matthäusevangelium kurz genannt. Zu meinem grossen Erstaunen entdeckte ich bei meinen Nachforschungen im Internet, dass sie sehr wohl in Literatur und Kunst Spuren hinterlassen hat. Sie bekam einen Namen: Claudia Procula. Bücher und Theaterstücke wurden über sie geschrieben. Im deutschsprachigen Raum werden diese Theaterstücke während der Passionszeit bis heute aufgeführt.

 

Wir werden heute überflutet von Nachrichten, die uns das Unrecht, das weltweit geschieht, zur Kenntnis bringen. Wir sind gezwungen, zuzuschauen, aber wir sind hilflos, machtlos.

 

Vielleicht kann uns das Nachdenken über die Frau des Pilatus dazu bringen, wenigstens immer wieder den Versuch zu machen, gegen Unrecht aufzustehen, uns für Gerechtigkeit einzusetzen.

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