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Digitales Netz hinterfragen

Miriam Meckel hat mit ihrem Essay „Wir verschwinden: Der Mensch im digitalen Zeitalter“ einen knapp 60-seitigen Text verfasst, der zum Nachdenken anregt.

Miriam Meckel ist Professorin und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen. Bekannt wurde sie mit ihrem 2011 erschienenen Buch „Next“. Es ist ein überzeugendes Statement zum Thema Big Data. Darin brandmarkt die Autorin die menschliche Inkonsequenz, die sich nicht kontrollieren lassen will, aber freudig ihre Daten an soziale Netzwerke weitergibt.

Geschichte von Narziss neu aufgelegt

In ihrem unlängst erschienenen Essay „Wir verschwinden“ zeichnet die Autorin ein düsteres Bild unserer digitalisierten Welt. Nach ihr erhält die alte Geschichte von Narziss und dem Spiegelbild derzeit eine Neuauflage, nicht von Menschen gemacht, sondern von Software. „Es ist eine Neuauflage, die geschrieben wird von den Software-Entwicklern bei Google, Facebook und anderen Internetfirmen“, sagt Meckel in einem Artikel. Der Computer weiss, wie wir entscheiden werden, bevor wir das selbst wissen. Wir kaufen Bücher, die Amazon uns vorschlägt, wir hören Musik, die Apple uns empfiehlt, wir befreunden uns mit Menschen, die Facebook für passend hält. Und das ist erst der Anfang einer Zukunft, die irgendwann ohne uns auskommt.

Intensiv beschäftigt sich Miriam Meckel in ihrem lesenswerten Büchlein mit dem Begriff der Transparenz, die als „Ausprägung struktureller Macht unser Leben wie ein engmaschiges digitales Netz überzieht“. Dieses digitale Netz verblende das wahre Sehen. Wir können immer weniger erkennen, was unser Leben eigentlich ausmacht. Die Digitalisierung entmaterialisiert unser Leben. Es lässt all das Wesentliche im virtuellen Raum, im globalen Netzwerk verschwinden. Die Digitalisierung von Inhalten und Leben, von Gedanken und Ideen werden zu reinen Informationen, die für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Der Einzelne verschwindet im digitalen Mainstream, seine Identität dient mehr und mehr der Profitgier.

Internet eine reine Überwachungsmaschine

Ihre Schlussfolgerung ist, dass das Internet selbst eine reine Überwachungsmaschine ist, deren Folgen der Einzelne nicht mehr abschätzen kann. Weil der Mensch nicht mehr weiss, wer wann warum welche Daten über ihn sammelt und nicht weiss, was mit ihnen geschieht, verliert er die Freiheit über sich selbst.

Miriam Meckel verdammt die Digitalisierung nicht, erkennt durchaus deren Nutzen. Aber sie plädiert dafür, dass die unsichtbaren Veränderungen, die unsere Individualität und die Freiheit der eigenen Entscheidung bedrohen, wieder sichtbar gemacht werden. „Wir müssen uns wieder an das Sichtbare herantasten, um zu verstehen, wie sich das Tragende, die Fundamente unserer Lebenswelt im Digitalen verändern und was das für uns bedeutet“. Im Klartext heisst das, dass sie uns auffordert, unsere eigene Stellung in der heutigen digitalisierten Welt zu hinterfragen.

Miriam Meckels Aufforderung zum „subversiven Blick“ ist gut begründet, fördert viele besorgniserregende Fragen zutage. Doch kann sie damit eine Verhaltensänderung bewirken? Und wie sieht diese aus? Darauf gibt das Büchlein keine Antworten. Die Kommunikation im Netz hat uns fest im Griff, bringt zahlreichen Nutzen. Miriam Meckel klagt nicht an, sondern analysiert aus Distanz und mit vielen Zitaten die Gefahren, die im Internet lauern. Es ist gerade diese Distanz, die nachdenklich macht.

Miriam Meckel, Wir verschwinden: Der Mensch im digitalen Zeitalter, Verlag Kein & Aber, ISBN 978-3-0369-5652-7. Auch als eBook erhältlich.

 

 

 

 

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