Doppelte Magie

Greta Garbo steigt nach 90 Jahren mit ihrem Stummfilm „The Mysterious Lady“ in einer Neuvertonung von Armin Brunner wie ein Phönix aus der Asche, eine grandiose Auferstehung.

Keine andere Schauspielerin wurde schon zu Lebzeiten mit Attributen wie „Die Göttliche“, „Die Himmlische“, „Die Geheimnisvolle“ in den Kultstatus des Unerreichbaren erhoben. Auch im Stummfilm von 1928 geht eine magische, bezirzende Anziehungskraft von Greta Garbo aus. Sie gibt eine russische Agentin, die sich in den zu bespitzelnden Feind verliebt und auf gefährlicher Gratwanderung sich und ihren Geliebten zu retten weiss.

Doch was macht die Garbo eigentlich so unwiderstehlich? Der Regisseur Clarence Brown deutete es wie folgt: „Greta Garbo besass etwas, das niemand sonst hatte, niemand. Ich weiss nicht, ob sie überhaupt davon wusste, aber sie hatte es. Da war etwas in Garbos Augen, das man nicht sehen konnte, ausser in der Grossaufnahme. Wenn sie die eine Person eifersüchtig und eine andere verliebt anschauen sollte, brauchte sie ihren Ausdruck nicht zu verändern. Man konnte es in ihren Augen sehen, während sie vom einen zum anderen blickte.“

Die Spionin Tania Fedorova (Greta Garbo) verfällt ihrem Feind Karl von Raden (Conrad Nagel)

So bekannt das Intrigenmuster gestrickt ist, so brillant und doppelbödig setzt die Regie von Fred Niblo die Story in Szene. Puccinis „Tosca“ dient in szenischen Parallelen dem verhängnisvollen Vergleich zwischen dem erpresserischen Lüstling Scarpia (im Film der russische General Boris Alexandroff)  und der um Gnade für Cavaradossi flehenden Tosca (stellvertretend für den geliebten Feind Karl von Raden).

Armin Brunner, während zwanzig Jahren Musikchef und Markenzeichen beim Schweizer Fernsehen, versteht es meisterhaft, das Fluidum der Dramaturgie zu beflügeln und die atmosphärischen Wechsel zielgenau mit betörender Klangfülle auszustatten. Wie er Puccinis emotionalen Gefühlsrausch mit dem 15-köpfigen «Sinfonia Ensemble» unter der souveränen Leitung von Christof Escher entfacht, verrät den erfahrenen Meister. Mit traumwandlerischem Gespür für die inharente Entwicklung des Thrillers flicht der akribische Deuter Musik von Puccini (ja, immer wieder seine herzschmerz-verzehrende „Tosca“), Janacek, Kreisler, Korngold, Mahler, Prokofiev, Tschaikowski, Rachmaninow und Schostakowitsch in den bezaubernden Stummfilm ein und erschafft damit nicht weniger als ein neues Kunstwerk.

 

Liebesleid unter scharfer Beobachtung von General Boris Alexandroff (Gustaf von Seyffertitz)

Es sei in Erinnerung gerufen, dass sich Brunner als Komponist und Bearbeiter berühmter Stummfilme wie „Carmen“ (Lubitsch), „Nosferatu“ (Murnau), „Panzerkreuzer Potemkin“ (Eisenstein), „Metropolis“ (Lang), „Das Kabinett des Dr. Caligari“ und zahlreichen weiteren Vertonungen einen internationalen Namen erworben hat. Dass er im Dirigenten Christof Escher einen kongenialen Interpreten dieser filmmusikalischen Meilensteine an seiner Seite weiss, ist ein zusätzlicher Glücksfall. Der Sound hat viel mit dem eines Salonorchesters zu tun, wo es unter der glatten Oberfläche auch einmal etwas schräg und schrill tönen soll. Der Einsatz von variantenreichen Schlaginstrumenten fächert das Klangkolorit auf originelle Weise auf. Der Film fesselt und ist grossartig, und die Musik schafft es, eine Art doppelte Magie zu erzeugen, der man sich schwerlich entziehen kann. Zum Glück gibt es Wiederholungen. Garbo-Fans, Film-Nostalgiker und Musik-Schwelgende sollten das Ereignis nicht verpassen.

Wiederholungen: Theater Rigiblick Zürich: 6. Februar, 13. Mai, je 20 Uhr

Gasthof Löwen Meilen: Sonntag, 4. Februar, 17.30 Uhr

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