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Du sollst nicht lügen

Mit der Ausstellung «FAKE. Die ganze Wahrheit» stellt das Stapferhaus Lenzburg die Frage nach Wahrheit und Lüge.

Fake-News, Fake-Profile und Fake-Produkte. Was ist echt, was ist wahr und was gelogen? Wem können wir noch vertrauen? Das Stapferhaus ist bekannt für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen, die ernst und spielerisch-kreativ ausgestellt werden. Das Publikum ist herausgefordert, sich an den Fragestellungen aktiv zu beteiligen, den Lügen auf den Zahn und der Wahrheit den Puls zu fühlen. Dabei ist es von Vorteil, mindestens zu zweit die Ausstellung zu besuchen, damit man sich austauschen und diskutieren kann und bei den Spielstationen eine vertraute Partnerin oder Partner hat.

 

Dienststelle für die Wahrheitsfindung und –sicherung

 

Ausschlaggebend für die Ausstellungsmacher ist die Verunsicherung in der Gesellschaft, wie sie mit der Wahrheit umgeht. 83 Prozent der Schweizer Bevölkerung ist der Meinung, dass die vielen Lügen den Zusammenhalt gefährden und unsere Demokratie bedrohen. Zugleich sind 44 Prozent der Meinung, in manchen Dingen lieber nicht immer die Wahrheit wissen zu wollen. Zudem ist man ja auch im persönlichen Umgang nicht immer ganz ehrlich, um andere nicht zu verletzen. Da es offensichtlich mit der Wahrheit nicht immer so einfach ist, haben die Ausstellungsmacher ein „Amt für die ganze Wahrheit“ eingerichtet. Es öffnet den Besucherinnen und Besuchern die Tür in eine Welt voller Überraschungen und lädt sie ein, die Ehrlichkeit in der Liebe, die Höflichkeiten im Alltag und die Versprechen aus der Politik zu verhandeln.

 

Die Ausstellungsräume sind fiktiv als Amt für die ganze Wahrheit aufgebaut. Die Besucher müssen sich als Erstes gedulden, bis sie nach einer vorgegebenen Wartezeit aufgefordert werden, den Empfangsraum zu betreten. Hier hält der Chefbeamte von einer riesigen Leinwand herab einen einführenden Vortrag zu Fragen von Wahrheit und Lüge.

 

Im Eingangsbereich empfängt der Chefbeamte die Besucher. Der deutsche Schauspieler Martin Wuttge (Tatort, Schauspielhaus Zürich etc.) spielt alle Rollen der Beamten in den Kurzfilmen.

 

Nach dem Vortrag wird man in die Korridore entlassen, wo hinter meist verschlossenen Türen acht weitere Abteilungen der Behörde untergebracht sind. Vor jeder Abteilung wartet ein Mitarbeiter, der in einem Kurzfilm ernsthaft und auch witzig auf die Dringlichkeit seiner Abteilung hinweist und einen fest im Blick behält. Bevor man den Raum betritt, muss man den Besucherschein stempeln, den man an der Kasse erhalten hat. So wird das eigene Engagement dokumentiert und man behält in den unübersichtlichen gelben Fluren des Amtes die Orientierung.

 

In der Zentralen Lügenanlaufstelle werden kistenweise neue Lügen angeliefert

 

In der Zentralen Lügenanlaufstelle kommen kistenweise neue Lügen und Behauptungen an, die auf die Einschätzung der Besucher warten. Welche Lüge ist verzeihlich, welche ist tödlich, welche ist womöglich sogar nötig und welche ist einfach nur lustig? Die Besucher sind eingeladen, möglichst vielen Lügengeschichten in Text, Ton und Film auf den Grund zu gehen. Jede neue Einschätzung wirkt sich auf die Gesamtbeurteilung aus, die im Ausstellungsverlauf ständig aktualisiert wird.

 

Bei der Dienststelle für Wahrheitsfindung und –sicherung kommen täglich unendlich viele Nachrichten herein. Wie kann man sich schützen, von Falschmeldungen überrollt zu werden? In dieser Abteilung dreht sich alles um den Faktencheck. Allein oder als Team lernt man anhand echter und falscher Nachrichten, wie man sie effektiv auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Nicht immer sind die Ergebnisse eindeutig.

 

Die Abteilung für strategische Täuschung zeigt auf, dass nicht nur die Menschen lügen können. Auch in der Natur gibt es Tiere, die raffinierte Techniken entwickelt haben, sich fast unsichtbar zu machen oder möglichst bedrohlich zu erscheinen, um den Fressfeind einzuschüchtern. Oder Tricks anwenden, das andere Geschlecht zu beeindrucken, um sich einen Vorteil bei der Fortpflanzung zu verschaffen. In dieser Abteilung kommen einige Tiere selbst zu Wort, die von ihrem Leben zwischen Wahrheit und Lüge berichten.

 

Die Abteilung für strategische Täuschung zeigt, dass auch Tiere tricksen können

 

Die Prüfstelle für Fälschungen und ihr Gegenteil demonstriert, dass Markenartikel, Reliquien, Designikonen oder Kunstwerke, wie hier u.a. ein Originalgemälde von Paul Gauguin neben Fälschungen eine ganz eigene Ausstrahlung haben. Wer auf Fälschungen hereinfällt, fühlt sich betrogen, selbst wenn das gefälschte Produkt vom echten nicht zu unterscheiden ist. Die Prüfstelle macht deutlich, wie wichtig es ist, die Autor- und Urheberschaft mit Zertifikaten und Prüfmethoden zu überwachen und zu kontrollieren, damit der Fake nicht überhandnimmt.

 

Die Fachabteilung für Lügenerziehung und angewandte Pinocchio-Forschung lässt erkennen, dass das Gebot „Du sollst nicht lügen“ uns durch das ganze Leben begleitet. Den Umgang mit Wahrheit und Lüge muss man erst lernen, wie Pinocchio, die vermutlich bekannteste lügende Kindergestalt der Literaturgeschichte. Immer wieder muss man sich im Laufe des Lebens fragen, wie halte ich es mit der Wahrheit? Ist es die Angst vor Strafe oder der Glaube an eine höhere Instanz, die man nicht betrügen mag? Oder hilft die grundsätzliche Überzeugung, dass eine Gesellschaft nur dann funktionieren kann, wenn sich alle an das Gebot halten?

 

Fachabteilung für Lügenerziehung und angewandte Pinocchio-Forschung: Früh übt sich der Umgang mit der Wahrheit

 

Je nach Perspektive kann Wahrheit zur Lüge und Lüge zur Wahrheit werden, macht die Ausstellung FAKE deutlich. Und sie will dazu beitragen, wie wir gemeinsam im Privaten und als Gesellschaft den Umgang mit Wahrheit und Lüge ausloten können. Denn bei der Aushandlung steht das gegenseitige Vertrauen auf dem Spiel. Deshalb erinnert das Amt für die ganze Wahrheit in aller Deutlichkeit: Die Wahrheit braucht Dich! Es braucht das Engagement jedes Einzelnen, auch wenn sich nicht immer endgültig über Wahrheit und Lüge entscheiden lässt.

 

Das Stapferhaus, im neuerbauten Gebäude gleich neben dem Bahnhof Lenzburg, stellt sich weiterhin den grosse Fragen der Gesellschaft und schafft es, sie originell und spannend umzusetzen. Und dass sie damit auch ankommen, demonstrieren die 40‘000 Personen, welche die Ausstellung seit der Eröffnung besucht haben.

 

«FAKE. Die ganze Wahrheit» Ausstellung und Veranstaltungen, auch für Familien, Kinder und Jugendliche: bis 24.11. 2019

Publikation zur Ausstellung: FAKE. DAS MAGAZIN, mit diversen Beiträgen zum Thema, Hrsg. Stapferhaus, Lenzburg, 9.90 Fr.

Teaserbild: Beklemmende gelbe Korridore mit verschlossenen Türen. Foto: Ruth Vuilleumier

Fotos: ©Stapferhaus/Anita Affentranger

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