StartseiteMagazinGesellschaftEin Brief an den Frühling

Ein Brief an den Frühling

Der Garten im März. Für einmal erfüllt der Frühling alle Erwartungen: Himmelblaue, milde Sonnentage, dazwischen ab und zu reichlich Regen. Wenn das nur gut geht.

Passt auf: Die Winterkälte ist Mitte März noch nicht vorbei!, drohen die mit dem grünen Zeigefinger. Dumm, wenn all die Blütenpracht im April von Schneebergen erdrückt werden, sagen die ewigen Pessimisten. Salat setzen, jetzt? fragen entgeistert die alten Hasen unter den Gartenfreunden.

Deshalb: Lieber Frühling. Bis jetzt hast Du unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt. Und uns so richtig Lust gemacht auf die kommenden warmen Tagen. Bitte enttäusche uns nicht. Denn wir haben die Erde in den Gartenbeeten bereits gelockert, die Blumenbeete von all dem Abgestorbenen befreit, die Schneeglöckchen und Krokusse freudig begrüsst und warten nun auf die ersten Tulpen.

Die ersten Saaten keimen

Im Haus haben wir schon in grossem Stil angesät: Die Prunkwinde «Blauer Himmel» und die Duftwicken in mit Erde gefüllte leere WC-Rollen versenkt – sie lieben es gar nicht, wenn beim Verpflanzen ihre Wurzeln geknickt werden – und die Tomaten- Gurken- und Kürbissämlinge sind auch schon in der Erde.

Die Schneeglöckchen haben einen eingebauten Frostschutz und überstehen deshalb auch Schnee und Eis relativ unbeschadet. Aber solche Wintereinbrüche müssen trotzdem nicht sein. (Alle Bilder B.Reichlin)

Gut, den Rhabarber haben wir noch mit einer dicken Schicht Kompost zugedeckt, denn allzufrüh sollen die bereits sichtbaren roten, dicken Knospen nicht aufgehen. Aber die Cassis- und Johannisbeersträucher treiben schon aus und sogar am Feigenbaum sind schon winzige Fruchtansätzchen zu sehen.

Ferien für Frau Holle

Deshalb lieber Frühling: Sei für einmal gnädig mit uns. Lass den kalten Nordwind eingesperrt und schicke die Frau Holle in den vorzeitigen Ruhestand, aus dem sie im November gerne wieder zurückkehren kann. Und verfrachte die arktische Kaltluft dorthin, wo sie willkommen ist: An den Nordpol, wo die Eisbären froh sind, wenn ihnen die Eisschollen nicht unter den Füssen wegschmelzen.

Bitte, lieber Frühling, trag Sorge zu den Vergissmeinnicht. Wenn Du eine Kälteperiode vorbeischickst, wäre es aus mit ihren strahlend blauen Äuglein. Und das willst Du doch auch nicht.

Übertreiben musst Du sicher nicht. Wir wollen keinen vorgezogenen Sommer und der erste Sonnenbrand kann noch warten. Auch die Sonnenkinder wie Geranien oder Dahlien behalten wir gerne noch etwas an der Wärme. Und ab und zu ein Regentag verdirbt uns die Laune sicher nicht. Aber die ganze Frühlingspracht, die sich jetzt Tag um Tag vor uns entfaltet, um die wäre es doch schade, wenn Du plötzlich Deine Muskeln spielen liessest und uns nochmals Eis und Schnee schicktest.

Denk an die schutzlosen Blüten

Nein, da würdest Du Dir keine Freunde machen. Ich sehe die zarten Rosentriebe schon vor mir, die unter dem Nassschnee abknicken, die Kopfsalatkinder, die jämmerlich erfrieren – die Storchenkinder übrigens auch, denn die Störche sind bereits am Brüten – und all die Tulpen, Osterglocken und Anemonen, die zu Boden gedrückt würden. Im Gegensatz zu den Frühblühern wie Krokus, Leberblümchen und Schneeglöckchen haben die etwas später erscheinenden Frühlingsblumen nämlich keinen eingebauten Frostschutz.

Die Anemonen erfreuen jedes Jahr aufs neue. Bitte verschone sie mit nasskalten Wetterkapriolen.

Deshalb lieber Frühling: Bleib doch weiterhin so gnädig, zeige Dich von Deiner angenehmsten Seite und wecke all unsere Frühlingsgefühle. Und wenn jemand «Klimawandel!» zetert, dann verweist Du einfach auf frühere Jahre, wo wir die Ostereier im Schnee gesucht haben und wo Du so kalt und nass warst, dass alle später das Gefühl hatten, aus dem Winter sei unvermittelt Sommer geworden. Später, im Juli.

Unvergessen

Da wurden Dir jeweils keine Liebeslieder gesungen. Aber dieses Jahr, da würden wir Dich so gerne loben und preisen. Du hast jetzt so schön angefangen mit Deiner Jahreszeit. Bitte mach jetzt keine Dummheiten und lass die Temperaturstürze mal ausfallen und schicke stattdessen die ersten Zitronenfalter auf die Pisten. Und wir werden Dich nie vergessen, werden noch nach Jahren sagen: Ja, dieser Frühling 2017, der war einmalig!

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