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Ein Künstler-Didaktiker

Ferdinand Hodler gilt als sein berühmtester Schüler: Barthélemy Menn. In Genf zeigt das Cabinet d’arts graphiques Höhepunkte seines Wirkens.

Bezeichnet hat man Ferdinand Hodler als Künstler-Theoretiker. Seinen Lehrer Barthélemy Menn könnte man analog dazu Künstler-Didaktiker nennen. In der Tat hat er zwar das Erbe der grossen Landschaftsmaler aufgenommen. Seine kompositorischen Weiterentwicklungen der Grossen der Landschaftsmalerei wie Calame, Liotard, Diday fanden grosse Beachtung, wenn auch ihrer neuartigen Gestaltungselemente wegen nicht immer ungeteilten Beifall. Ein Beispiel, vielleicht das Beispiel dafür ist das Gemälde ‘Das Wetterhorn vom Hasliberg aus’, samt den begleitenden und vorausgegangenen Skizzen.

Barthélemy Menn: Das Wetterhorn vom Hasliberg aus, 1843-1845. © Musée d’art et d’histoire, Bild M. Aeschimann.

Menn liess sich nicht beirren. Kontinuierlich fand er einfache, originelle und aussagekräftige Motive und bearbeitete sie in Zeichnungen und Gemälden weiter, bis er seine Sicherheit im Umgang mit der Landschaft als Sujet gewonnen hatte.

Die Kuratorin Marie Therese Bätschmann gestaltet mit grosser kunsthistorischer Sachkenntnis und sicherem Gefühl für die formalen und motivischen Zusammenhänge die Räume des Cabinets d’arts graphiques. Die Wechselwirkungen von einzelnen Werken und der gesamten Zahl der vorwiegend zeichnerischen Werke des Künstlers beeindrucken stark und vermitteln unzählige einzelne Erkenntnisse und eine bereichernde Gesamtschau.

In der Figurendarstellung sah der Künstler mit der Zeit wohl eine grössere Herausforderung für sein Wirken. Seine Studien auf diesem Gebiet zeigen eine gründlich überlegte und vertiefte Beschäftigung mit Bewegungen, Haltungen und Details des menschlichen Körpers und der Komposition des Zusammenspiels verschiedener Figuren.

Scenes de combattants, études de mouvement; après 1870. © Musée d’art et d’histoire de Genève, photo B. Jacot-Descombes.

Diese Teile der Schau leiten direkt über zum Teil, der am stärksten auf den Betrachter wirkt: zum letzten Raum des Cabinets mit den didaktischen Blättern, die sofort die Idee vom ‘Künstler-Didaktiker’ entstehen lassen. Barthélemy Menn hat sein Wirken auf die Didaktik konzentriert. Sein Können hat er in den Dienst der Schulung seiner zahlreichen Schüler gestellt und auf die ausschliessliche Selbstverwirklichung als ausstellender und gefragter, gut verkaufender Maler verzichtet. Hier dokumentiert die Gestalterin der Ausstellung auch den Zusammenhang Lehrer-Schüler im Fall des jungen Ferdinand Hodlers, mit der erhaltenen Zeichnung aus den Jahren 1872-1875. Immer wieder liess Barthélemy Menn seine Schüler sich gegenseitig zeichnen.

Ein Hauptmerkmal seiner didaktischen Konzeption ist die Forderung, den einen und selben Gegenstand, dieselbe menschliche Figur aus verschiedenen Sichtwinkeln darzustellen. Was könnte das Schauen und Gestalten besser schulen als die Notwendigkeit, sich ein Sujet nicht einfach von einer Erscheinungsebene aus vorzustellen, sondern hinter dem Sichtbaren das Unsichtbare zu verstehen und auf diese Art sozusagen als Ganzes ins Bild, in die Zeichnung einzuverleiben.

 

Links: Figure masculine de face, de dos et assise; études de squelette et de muscles; tableau didactique, 1873-1883. 

© Musée d’art et d’histoire de Genève, photo A. Longchamp.
Rechts: Le Jeune Ferdinand Hodler. © Musée d’art et d’histoire de Genève, photo B. Jacot-Descombes.

Diese höchst informative Ausstellung im Cabinet d’arts graphiques fügt sich aufs beste zusammen mit der Hodler//Parallelismus-Ausstellung im Musée Rath (in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bern) in die Veranstaltungen zum 100. Todesjahr von Ferdinand Hodler. Voraussichtlich noch diesen Monat wird auch der Ausstellungskatalog erscheinen, herausgegeben von Marie Therese Bätschmann, mit Texten verschiedener Fachautoren: «Barthélemy Menn. Savoir pour créer.»

Beide Bilder: Autoportrait, 1875-1885. © Musée d’art et d’histoire de Genève, photo B. Jacot-Descombes.

Die Ausstellung dauert bis 8. Juli 2018

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