StartseiteMagazinGesellschaftEine Bieridee lässt Emotionen schäumen

Eine Bieridee lässt Emotionen schäumen

Fernsehen in der Schweiz als Selbstbedienungsladen, wo alle das einkaufen können, was sie sehen wollen? Die Idee wurde am Stammtisch ausgeheckt  – eine richtige Bieridee also.

Montagmorgen, halb acht Uhr. Ich stehe in der Küche, koche mir meinen Ingwertee und suche mir im Radio die Nachrichten zusammen: Südwestfunk? Die Schweiz kommt in den Meldungen wieder mal nicht vor, weder Wetter, noch Aktualitäten. Die «Herrlibergerwelle»? Viel Musik, dazwischen Meldungen, wie sich die Schweiz überall über den Tisch ziehen lässt, Asylantenzahlen und-kosten, Hinweise auf die nächste Initiative – ein politisches Eintopfgericht in immer derselben Geschmacksrichtung. Dann halt die «News for you». Dasselbe in Rot. Einfach mit umgekehrten Vorzeichen. Und noch mehr Musik. Weil halt das Geld etwas knapp ist.

Ein Verzicht, der kosten wird

Dienstagmorgen: siehe oben. Mittwochmorgen: siehe oben, Donnerstagmorgen: siehe oben, Freitagmorgen: siehe oben. Am Samstag dann die Belohnung: Aus dem in dieser Woche gesparten Geld, das bisher in den Gebührentopf der SRG wanderte, kann ich mir einen Kaffee, 2018 sogar noch mit einem halben Gipfeli dazu leisten.

Oder anders gesagt: Für den Gegenwert eines Kaffees samt Gipfeli konnte ich früher eine ganze Woche lang Nachrichten hören, mich bei Sendungen wie «Espresso», dem «Mittagsmagazin» oder «Echo der Zeit» informieren lassen und dazu hemmungslos «Glanz und Gloria, «Meteo», Tennis mit Federer und weitere Sportsendungen, politische Diskussionen und gar nicht so schlechte SRF-Eigenproduktionen am Fernseher schauen. Für eine Tasse Kaffee pro Woche!

Sponsoring, Werbung, Meinungsmache

Höchste Zeit also, aus diesem No Billag-Alptraum aufzuwachen. Wer meint, mit auf den nach persönlichen Bedürfnissen massgeschneiderten und auf dem freien Markt eingekauften Sendungen Geld zu sparen, der blendet die Realität aus. Ich kann ja dann zum Beispiel nicht einfach jeden Abend «10vor10» abonnieren – weil es diese Sendung gar nicht mehr gibt.

Es ist zu hoffen, dass am 4. März die Schalter auf «on» bleiben.

Weil zuerst neue Strukturen geschaffen werden müssen, was nicht nur Geld, sondern auch sehr viel Aufbauarbeit kostet – und auf die Länge nur dank finanziellem Erfolg rentieren und damit auch funktionieren wird. Also mit teuren Aboverträgen, Sponsoring und viel, viel Werbung. Lästert da jemand grad über die SRG-Werbeblöcke?

Service public ade

Es ist auch müssig, jetzt über eine Reform der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft SRG zu diskutieren. Überlegt werden muss einzig die Frage, ob sich die Schweiz, ein Land mit vier Sprachregionen und einer grossen kulturellen Vielfalt, ein verbindendes Element wie eine gemeinsame, professionell betriebene Informations- und Kommunikationsplattform leisten will.

Oder ob die Radio- und TV-Konzessionen wirklich an den Meistbietenden versteigert werden sollen und dann alle nach der Pfeife dieser Geldgeber und ihrer Interessenvertreter tanzen müssen, obwohl auch die kräftig in den Gebührentopf langen würden. Nur ohne staatlichen Auftrag eines für alle Landesteile geltenden «Service public».

Billag verschwindet

Wem es allerdings nur darum geht, der Billag, einer Tochtergesellschaft der Swisscom, «eins ans Bein zu geben», der kann beruhigt sein. Billag wird Ende dieses Jahres ohnehin verschwinden. Ab 2019 besorgt die Serafe AG das Inkasso der Radio- und TV-Konzessionen, die dann noch günstiger werden: 365 Franken pro Jahr, einen Franken pro Tag. Für das aktuelle SRG-Angebot, plus all die Sendungen auf den 21 regionalen Radio- und den 13 Fernsehstationen, die ohne Beiträge aus dem Gebührentopf auch nicht überlebensfähig wären.

Da soll also, geht es nach dem Willen der Initianten, sehr viel demontiert werden, ohne dass gleichwertige Alternativen auch nur skizziert werden können. Wie heisst es so schön? Es ist einfacher, eine Burg niederzureissen, als einen kleinen Stall zu bauen.

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