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Europa beeinflusst Schweizer Wirtschaft

Die rückläufige europäische Nachfrage dürfte sich auf den schweizerischen Industriesektor auswirken.

Im vergangenen Dezember lagen die Wachstumserwartungen der schweizerischen Wirtschaft für das Jahr 2019 im Schnitt bei rund 1,7% und damit ziemlich genau auf dem längerfristigen Trendwachstumsniveau. Dies überraschte nicht wirklich, nachdem das vergangene mit einer Zunahme des Bruttoinlandprodukts von rund 2,5% überdurchschnittlich stark ausgefallen war. Mittlerweile werden jedoch die Prognosen durchs Band weg nach unten korrigiert. Die Entwicklung der europäischen Wirtschaft spielt dabei eine wichtige Rolle.
Trüber als erwartete Aussichten in Europa

Das Wirtschaftswachstum im Euroraum hat sich schon im zweiten Halbjahr 2018 spürbar abgeschwächt. So ist das reale Bruttoinlandsprodukt auch im Schlussquartal gegenüber dem dritten Quartal nur gerade um magere 0,2% gestiegen. Auch zu Beginn des neuen Jahres enttäuschten die Daten aus den meisten Wirtschaftsbereichen. Immerhin hat sich der wirtschaftliche Ausblick im März nicht mehr weiter eingetrübt. Die meisten Früh- und Stimmungsindikatoren vermochten sich zu stabilisieren und signalisieren damit eine leichte Wachstumsbelebung für das zweite Semester 2019. Die Anzeichen dafür sind jedoch nicht eindeutig und müssen sich in den kommenden Wochen erst noch verstärkt in besseren realwirtschaftlichen Daten niederschlagen. So befindet sich bspw. die Industrie in der Eurozone in einer tiefen Rezession und die Aufträge sind weiter stark rückläufig.
Schweizer Wirtschaft ebenfalls betroffen

In der zweiten Jahreshälfte 2018 kühlte sich die Schweizer Konjunktur ebenfalls überraschend deutlich ab. Seit Bekanntgabe dieser Daten revidierten viele Konjunkturauguren ihre Prognosen nach unten. So rechnet beispielsweise das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO neu nur noch mit einem BIP-Wachstum von 1.1% (bisher 1.5%) für 2019. Auch die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich KOF reduzierte ihre Prognose für das laufende Jahr um 0,6% auf noch 1,0%. So gesehen überraschend war die Prognose der Schweizerische Nationalbank SNB. Zwar erwähnte sie in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung von Mitte März, dass sich die globale Wirtschaftsaktivität stärker als erwartet abgeschwächt habe. Aber sie beliess ihre BIP-Prognose für dieses Jahr bei 1.5%.

 

Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren der Schweiz deuten allerdings weiterhin auf eine anhaltende Abschwächung hin. Zwar sind die Produktionskapazitäten der Unternehmen immer noch gut ausgelastet und der Arbeitsmarkt ist in gesunder Verfassung. Die konjunkturelle Eintrübung im europäischen Ausland dürfte sich aber in den kommenden Monaten verstärkt bemerkbar machen. Daraufhin deutet auch der enttäuschende Schweizer Einkaufsmanagerindex, der im März mit 50,3 Punkten einen 3-Jahrestiefststand erreichte und damit nur noch knapp über der Expansionslinie von 50 Punkten liegt. Ausschlaggebend dafür dürfte eine weniger dynamisch als bisher erwartete Entwicklung bei den Exporten sein, wurden doch die konjunkturellen Aussichten der wichtigsten Exportländer der Schweiz in den letzten Monaten deutlich nach unten korrigiert. So haben auch die «Wirtschaftsweisen», ein Fachgremium, das die deutsche Regierung in konjunkturpolitischen Fragen berät, jüngst ihre Prognose für Deutschland halbiert und in Italien ist die Wirtschaft sogar das zweite Quartal in Folge geschrumpft, womit sich das Land technisch gesehen in einer Rezession befindet. Positiv für die Schweizer Unternehmen ist hingegen, dass ihre Exporte heute gleichmässiger über verschiedene Länder verteilt sind. Betrug der Anteil des nach wie vor wichtigsten Absatzmarktes, des Euroraums, 1995 noch rund 55%, so sind es heute nur noch etwa 44%. Entsprechend gestiegen ist der Anteil der Exporte in aussereuropäische Länder, deren Wirtschaftsdaten mehrheitlich nach wie vor auf eine relativ solide Konjunktur hindeuten. Diese Länderdiversifikation hilft, die Auswirkungen des europäischen Abschwungs zu dämpfen. Die Aargauische Kantonalbank rechnet daher nur noch mit einem BIP-Wachstum 2019 von rund 1.3%.

 

Gerechtfertigte Rezessionsängste?

Ein Abgleiten der gesamten europäischen Wirtschaft in eine Rezession scheint aktuell jedoch weiterhin wenig wahrscheinlich, sofern der Handelsstreit mit den USA nicht eskaliert und es nicht zu einem harten Brexit kommt. Denn die expansive Geldpolitik der EZB schiebt die Binnennachfrage weiter an. Die niedrigen Zinsen machen die noch immer hohe Verschuldung für Unternehmen und die privaten Haushalte tragbar und lassen Konsum und Investitionen tendenziell wieder steigen.

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