StartseiteMagazinKulturFrühlingserwachen im Museum

Frühlingserwachen im Museum

Blumen für die Kunst“ ist der Publikumsliebling im Ausstellungskalender des Aargauer Kunsthauses

Es ist die fünfte Ausstellung, die mit Sinnenfreude und intensiven Farbspielen die Besucher überrascht. Die duftenden Kreationen von 14 Schweizer Floristinnen und Floristen nehmen den Dialog mit Kunstwerken aus der Sammlung auf.

Das Aargauer Kunsthaus in Aarau hat Meisterfloristinnen und Blumengestalter aus der ganzen Schweiz eingeladen, Kunstwerke der Sammlung mit der Sprache der Blumen zu interpretieren. Werke vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu zeitgenössischer Kunst, von Ferdinand Hodler bis Mireille Gros, werden mit lebendigen Materialien aus der Natur gespiegelt. Neu auch Werkgruppen in der Sonderausstellung Blinde Passagiere – verborgene Schätze aus einer Privatsammlung und aus dem Depot – die sich vorübergehend im hellen Foyer des Erdgeschosses zeigen dürfen.

Florale Interpretation von Myrta Frohofer zu: Ferdinand Hodler, Tänzerin, um 1912

Die von Meisterhänden neu erschaffenen zauberhaften Blumengebilde verbinden sich in Form und Tonalität mit den Werken im Kunsthaus, und eröffnen dem Betrachter einen poetischen Zugang, nicht zuletzt durch den Wohlgeruch der frischen Pflanzen. Besonders ausgeprägt kommt einem der intensive Duft der Hyazinthenblüten entgegen, welche die Floristinnen Susan und Sabine Rüsch auf einen transparenten Untergrund locker hingestreut haben. Für diese Arbeit liessen sie sich von den schwungvollen blauen Linien auf Leinwand, Viola, 2014, von Renée Levi (*1960) inspirieren, und betonen damit den performativen Ansatz der Künstlerin.

Die Floristin Annette Blumenthal wählte Rolf Iselis (*1934) Grosses Erdbild, 1971, eine aus einer Reihe mit Erde aufgetragener Arbeiten auf Papier. Sie antwortet auf das Vorbild mit weitausladenden Gefässformen aus starkem braunem Papier, aus welchen zarte orange- bis violettfarbene Frühlingsblumen spriessen.

Florale Interpretation von Annette Blumenthal zu: Rolf Iseli, Grosses Erdbild, 1971

Die Umsetzung der fotografischen Arbeit Block I, 1988, von Hannah Villiger (1951-1997) berührt besonders. Die Künstlerin begann ab 1983 mit der Polaroidkamera ihren Körper fragmentarisch festzuhalten und nannte die als Blöcke gehängten Fotografien „Skulpturen“. So zusammengestellt erhält das Werk stark plastische Ausdruckkraft. Die Meisterfloristin Isabelle Becker setzte sich intensiv mit der Darstellung des Körpers als „zerbrechlicher Bildkörper“ der früh verstorbenen Künstlerin auseinander. In ihrer floralen Interpretation weist sie einerseits auf den Ursprung des Lebens – auf das Entstehen und Vergehen – hin, andererseits evoziert sie die „Unendlichkeit der Abstraktion“, wie sie es nennt. Dafür setzte sie Samen der echten Seidenpflanze (Asclepias syriaca) in geometrische transparente Harzplatten ein. Es sind Samen mit feinen weichen weissen Haarbüscheln, die etwas zutiefst Weibliches an sich haben. Diese transparenten Harzplatten hängen vor Block I und lassen die dargestellte Nacktheit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers auf den fotografischen Bildfragmenten durchscheinen.

Florale Interpretation von Isabelle Becker zu: Hannah Villiger, Block I, 1988

In der Sonderausstellung Blinde Passagiere – wo es echte Trouvaillen zu entdecken gibt – fällt die florale Umsetzung von Beatrix Chopard des Gemäldes Luna,1920, des Aargauer Künstlers Wilhelm Schmid (1892-1971) auf. Sie antwortet auf den kräftigen weiblichen Akt mit einer mit schwarzem Tüll umhüllten Figur, um die sie spiralförmig leuchtend gelb-rote Blüten aneinanderreiht. Der Meisterflorist Ondrej Vystrcil ergänzt das 4-teilige Landschaftsbild, 1988, von Alfred Wirz (*1952) mit einem Baum, hergestellt aus Wickeldraht und Ästen. Diese sind mit wassergefüllten Reagenzgläsern mit noch geschlossene Magnolienblüten behängt. Die Magnolien werden im Laufe der Woche aufgehen und graziös den Frühling begrüssen.

Florale Interpretation von Beatrix Chopard zu Wilhelm Schmid, Luna, 1920. Sammlung Peter Suter, Basel

Wie der Publikumserfolg zeigt, berührt die Ausstellung Blumen für die Kunst Sinne und Seele, das Kunsterlebnis bleibt unvergesslich. Da ist es nicht überraschend, dass die Warteschlangen vor dem Museumseingang jedes Jahr länger werden.

Blumen für die Kunst wird während der kurzen Ausstellungsdauer von zahlreichen Workshops, Führungen und Gesprächen mit Fachleuten, Floristen und Kunstschaffenden begleitet. Das Blumen-Bistro auf dem Kunsthaus-Dach lädt im blütenreich geschmückten Zelt zu kulinarischen Pausen ein.

bis 11. März

 

Sämtliche Fotos: David Aebi, Burgdorf
Informationen über Öffnungszeiten, Veranstaltungen, Führungen finden Sie hier.
Mehr über die beteiligten Blumenkünstlerinnen und -künstler gibt es hier.

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