Gewitter im Kopf

Rund 700’000 Menschen in der Schweiz sind von Epilepsie betroffen. Häufig tritt die Krankheit erst in höherem Alter auf. Epilepsie wird zunehmend als Alterskrankheit erkannt.

Manchmal sind es nur Schwindelgefühle oder eine kurze Absenz, manchmal sind es heftige Kopfschmerzen, Verhaltensstörungen oder Gedächtnislücken. Dass Epilepsie die Ursache für die Beschwerden sein kann, wird von Ärzten oft nicht auf Anhieb diagnostiziert, vor allem, wenn solche Anzeichen erst in höherem Alter auftreten. Nach Demenz-Krankheiten und Schlaganfällen ist Epilepsie heute im höheren Alter die dritthäufigste Krankheit des Nervensystems. Wenn sie denn als solche erkannt wird.

Eine Direktbetroffene

Editas Krankheitsverlauf ist deshalb typisch. Nicht für die Symptome, die können sehr verschieden sein. Aber für den langen Weg, bis sie und ihre Ärzte zur richtigen Diagnose – und damit zur adäquaten Therapie – fanden.

Edita weiss heute mit ihrer Krankheit umzugehen.

Edita ist 63 Jahre alt, eine lebhafte, interessierte Frau, gestalterisch und als Sprachheiltherapeutin für Kinder und Jugendliche und zunehmend auch für ältere Menschen nach einem Hirnschlag tätig. Daneben ist sie Mitglied der Redaktion von Seniorweb, wo sie vor allem für Übersetzungen von Beiträge vom Deutschen ins Italienische und Französische und umgekehrt zuständig ist.

Dass sie an Epilepsie leidet, merkt man ihr nicht an. Oder doch: Manchmal fehlt sie an Sitzungen, nicht weil sie krank wäre, sondern weil es ihr einfach «zu viel» ist.

Einschränkungen

Denn müde ist sie sehr oft. Sie muss ihre Kräfte genau einteilen, sich an geregelte Tagesabläufe halten, diszipliniert essen und genug schlafen. Opern- oder Konzertbesuche sind kaum mehr möglich – Reizüberflutung ist da das Schlüsselwort. Auto fährt Edita nicht mehr und auch das Schwimmen und Bergwandern musste sie aufgeben. Die Arbeit am PC und die Zeiten vor dem Fernseher müssen dosiert und von längeren Pausen unterbrochen werden.

Dabei begann alles ganz unverdächtig. Bereits in jüngeren Jahren litt sie unter schweren Migräneanfällen, von denen mitunter auch das Sprachzentrum betroffen war. 1987 hatte sie zudem einen schweren Motorradunfall, der aber vordergründig ohne Folgen blieb. Dann bekam sie plötzlich eine schmerzhafte «Halskehre», die trotz Behandlung monatelang nicht mehr vergehen wollte.

Als die Schmerzen kaum mehr zu ertragen waren, wurde sie notfallmässig in ein Spital eingewiesen. Sie hatte Krampfanfälle und hyperventilierte – vor Schmerzen, wie damals diagnostiziert wurde. Denn die Untersuchungen beim Neurologen und ein EEG waren unverdächtig, das Gehirn gesund, kein Tumor, keine Gerinnsel.

Unerklärliche Stürze

Zweieinhalb Jahre lang ertrug sie die Schmerzen. Dann fiel sie innert zwei Monaten vier Mal spontan und ohne äusseren Anlass um. Und das gab dem Neurologen den entscheidenden Hinweis: Epilepsie. Denn nach und nach fielen ihr auch andere Anzeichen auf, die einem Anfall vorausgingen: Schwere Müdigkeit, ein gestörtes Sprachzentrum, eine gefühllose rechte Gesichtshälfte.

Zwar waren im MRI  bei einer Kontrolle keine Symptome einer Erkrankung zu sehen, aber auf die medikamentöse Therapie reagierte sie positiv. Wichtig sei dabei, dass die Dosis stimmt. Die muss sorgfältig eruiert werden.

Unauffälliges Leiden

Epilepsie tritt nach dem 65. Lebensjahr häufiger auf als im Jugendalter. Das kann heute dank verfeinerter Diagnosemöglichkeiten festgestellt werden. Dabei muss es durchaus nicht, wie bei vielen jungen Epileptikern, zu grossen Krampfanfällen kommen. Ein Epilepsieanfall kann sich als Bewusstseinsstörung – eine Absenz – manifestieren, der manchmal wenige Tage anhaltende Sprach- oder sonstige Funktionsstörungen folgen.

Generell ist es deshalb nicht einfach, bei älteren Patienten Epilepsie zu diagnostizieren. Aber Verhaltens- oder Sprachstörungen, Schwindel, plötzlich auftretende Gedächtnislücken oder, wie bei Edita, unmotivierte Stürze sollten hellhörig machen und sorgfältig abgeklärt werden.

Medikamente überprüfen

Die Frage, weshalb Epilepsie im Alter plötzlich auftritt, kann nicht in jedem Fall schlüssig beantwortet werden. Die am Häufigsten nachweisbare Ursache sind Durchblutungstörungen des Gehirns, die werden bei jedem zweiten Betroffenen registriert.

Kopfverletzungen, Hirntumore oder Demenz, aber auch Alkohol- und Medikamentenmissbrauch und Entzündungen können zu Anfällen führen. Zudem reagieren ältere Menschen oft sensibel auf gewisse Medikamente, was zu einer erhöhten Bereitschaft zu Krampfanfällen führen kann. Deshalb sollten immer auch die Medikamente, die regelmässig eingenommen werden, überprüft werden.

«Wichtig ist für mich, dass ich meine Krankheit akzeptiere und achtsam umgehe mit mir selber,» sagt Edita. Denn letzlich sei sie für sich selber verantwortlich. Manchmal, wenn sie Beschwerden habe, fühle sie sich schon allein, wisse nicht, wohin sie sich wenden solle. Aber letztlich sei sie froh, eine Diagnose zu haben, mit der umzugehen sie gelernt habe.

Weitere Infos unter Schweizerische Liga gegen Epilepsie – oder per Mail: info@epi.ch

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