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Hereinspaziert in unsere Baudenkmäler

Einmal die noble Residenz Frankreichs in Bern betreten, oder die Uhrenindustrie erleben – am Europäische Tag des Denkmals stehen viele Tore offen.

Jährlich am zweiten Septemberwochenende richtet die Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe NIKE, unterstützt von den Kantonen, die Europäischen Tage des Denkmals aus. Die Ausgabe 2017 Macht und Pracht öffnet repräsentative Bauten wie Schlösser, Rathäuser, Kirchen, Stadtpalais – Orte an denen Macht ausgeübt wurde, Wohnsitze oder Wirkungsstätten von Adel, Ratsherren, Richtern, Generälen und Kirchenfürsten, aber auch Villen von Industriellen aus dem vorletzten Jahrhundert, mitsamt der einstigen Fabrik – beispielsweise in Grenchen. Ob es das Denkmal vor der Haustür sein soll, oder ob man verreist, um ein Traumhaus anderswo endlich von innen sehen zu dürfen, kann dank des Programms onlineoder in der von NIKE herausgegebenen Broschüre bequem geplant werden.

Die französische Botschaft in Bern residiert in der Villa von Tscharner: am Sonntag, 10. September ist der Eintritt gegen Anmeldung frei.

Beispiel Basel-Stadt: Ein Stadtquartier, welches auch für Einheimische viele Überraschungen bietet, steht im Fokus. Wer sich für zeitgenössische Architektur interessiert, ist hier richtig, denn unter anderem sind Besuche in den Ateliers berühmter Architekten auf dem Programm. Dort gibt es Informationen über deren neueste Bauten oder Projekte, bei Herzog und Demeuron beispielsweise über die besonders heikle Erweiterung des Basler Musiksaals beim Stadtcasino. Überhaupt eignet sich das nördlich des St. Johann-Tors liegende Wohnquartier für eine Einführung in die Thematik der Stadterneuerung. Ein Punkt in dem reichen Menü heisst Vom Arbeiterviertel zum Trendquartier, eine andere Führung führt zum neuen Stadtteil VoltaNord, thematisiert wird auch das Nebeneinander von alter und neuer Bausubstanz.

Bürgerhäuser im Quartier St. Johann 

Oder doch lieber Baudenkmäler im Einzelnen: Auch im «Santihans»-Viertel stehen einzelne repräsentative Bauten wie der Erlacherhof. Leider dem Abbruch geweiht und wohl zum letzten Mal zu besichtigen ist das Institut für organische Chemie, ein Bau der frühen Nachkriegsmoderne, den der Kantonsbaumeister Julius Maurizio um 1950 für den Nobelpreisträger Tadeus Reichstein erstellte.

Nach dem Krieg für die Forschung gebaut: das Institut für organische Chemie

Währen die Basler Denkmalpflege den Titel Macht und Pracht sehr liberal auslegt, halten sich die meisten anderen Kantone ans Repräsentative: In Glarus sind das alte und das neue Rathaus, das nach dem Brand von 1861 erbaut wurde, auf dem Programm, dazu kann das Gästehaus der Regierung mit seiner Kunstsammlung sowie das Zwickyhaus in Mollis besucht werden, dessen Standort und Innennausstattung den Reichtum seiner früheren Bewohner noch immer ausstrahlt. In jedem Kanton haben die Denkmalpflegen, Kulturämter und Archäologen Gebäude gefunden, in denen das Motto Macht und Pracht dank kundiger Führung einen realen Hintergrund bekommt. Meist ist übrigens eine Anmeldung, beispielsweise beim Infostand für den Besuch nötig.

Das offizielle Logo der European Heritage Days wirbt für das kulturelle Erbe in den Ländern Europas

Der Tag des Denkmals, den die europäischen Staaten für ihre Bevölkerung im Sinne einer kleinen kulturgeschichtlichen Lektion jährlich veranstalten, geht auf eine Idee und Aktion des französischen Kulturministers Jack Lang im Jahr 1984 zurück. Damals gab es die ersten Tage des offenen Denkmals unter dem Motto „Dem kulturellen Erbe neues Leben einhauchen“. Der Erfolg war so gross, dass sich ein Jahr später die Konferenz des Europarats in Granada damit befasste und mit einer Resolution dafür sorgte, dass aus dem Experiment in Frankreich ein Stück nachhaltige europäische Kulturpolitik wurde: Seither setzen alle Mitgliedstaaten jährlich im September ihr gebautes Kulturerbe nach einem Regelwerk um. Ziel ist es, dass das architektonische Erbe Europas in seiner Vielfalt ins Bewusstsein der Bewohner der europäischen Länder geholt wird, dass dabei auch die historischen und regionalen Eigenheiten in den Fokus gelangen. So wird empfohlen, dass Bauten besichtigt werden können, die gemeinhin für eine breite Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. In allgemein zugänglichen Gebäuden sollen spezielle Führungen Hintergründe und Zusammenhänge aufzeigen. Ausserem sollten diese europäischen Tage des Denkmals billig oder gratis sein, damit möglichst viele Menschen ihre nationalen oder regionalen Baudenkmäler kennen lernen können.

Alle nötigen Informationen für Ihre Reise zum Denkmal finden Sie hier.

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