StartseiteMagazinKulturLiebe über den Tod hinaus

Liebe über den Tod hinaus

Mit «Giselle» bringt das Opernhaus Zürich einen grossen Klassiker des romantischen Balletts auf die Bühne. Die Premiere wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.

«Giselle» ist der Archetypus des romantischen Balletts: fröhliches Landleben, übersinnliche Zauberwesen und viel Herzschmerz. Getanzt von Ballerinen auf Spitze, die wie schwerelos, weiss und unschuldig über die Bühne schweben.

Szenenbilder aus «Giselle» am Opernhaus Zürich. (Alle Bilder Opernhaus Zürich/Gregory Batardon)

«Giselle» ist aber auch die ewig junge Geschichte um Liebe und Verzweiflung, Trauer und Verlust. Deshalb hat «Giselle» seit ihrer Uraufführung vor 174 Jahren nichts an Faszination und Zauber eingebüsst.

Neu choreografiert

Der Pariser Choreograf Patrice Bart bringt diesen Klassiker des französischen Balletts in Zürich mit einer guten Mischung zwischen Tradition und Moderne zur Aufführung. Er hat die pantomimischen Szenen stark reduziert, lässt den Tanz die Geschichte erzählen und hat damit eine «Giselle» kreiert, die in tänzerischer Hinsicht begeistert und dramaturgisch unter die Haut geht. Das Zürcher Corps de Ballet zeigt sich der französich inspirierten Ballettkunst voll gewachsen und begeistert als wandlungsfähiges, engagiertes Ensemble.

 

Dass man nach zwei Stunden das Opernhaus selber wie in den Wolken gehend verliess, lag am Premierenabend vor allem an der Interpretation der Titelfigur durch die zauberhafte Yen Han. Die seit Jahren in Zürich tanzende Solistin gab der Figur so viel Anmut, mädchenhafte Verspieltheit und tiefe Emotionen, dass sie den Pariser Choreografen im Publikum nicht selten zu einem lauten Bravo und das Publikum immer wieder zu Szenenapplaus hinriss.

Wunderbar wandlungsfähig

Yen Han ist das blutjunge Bauernmädchen, das im Tanz ihre Scheu ablegen und übermütig umherwirbeln kann, das sich in den galanten Herzog Albrecht (ein begeisternder, sprunggewaltiger Denis Vieira) verliebt und dafür ihrem Verehrer Hilarion (überzeugend und voll innerer Spannung: Felipe Portugal) den Laufpass gibt. Sie ist aber auch die vergeistigte Geisterbraut, die leicht wie eine Feder über dem Boden zu schweben scheint und in eine einzige Geste so viel Trauer und Resignation legen kann, wie es hundert Worte nicht ausdrücken könnten.

Yen Han macht den Ballettabend zu einem ganz besonderen Highlight. Aber Achtung: Die Titelrolle wird in den kommenden Aufführungen von wechselnden Solistinnen getanzt, ein Blick in die jeweils aktuellen Programme lohnt sich also.

Liebe und Tod

Die Geschichte von «Giselle» (Libretto von Théophil Gautier und Vernoy de Saint-Georges nach Heinrich Heine) steht ganz in der romantischen Tradition: Das Bauernmädchen Giselle verliebt sich in den adligen Albrecht, der allerdings bereits einer Frau seines Standes versprochen ist und deshalb nicht zu seiner Liebe stehen will. Als Giselle seinen Betrug entdeckt, verfällt sie dem Wahnsinn und stirbt.

 

Der zweite Akt spielt in der Geisterwelt und basiert auf Heines Erzählung von den Wilis: «Wilis sind Bräute, die vor der Hochzeit gestorben sind. Die armen jungen Geschöpfe können nicht im Grabe ruhig liegen, in ihren toten Herzen, in ihren toten Füssen, blieb noch jene Tanzlust, die sie im Leben nicht befriedigen konnten (…)». Diese Wilis, angeführt von Myrtha, ihrer Königin (eine kalte, dominante und tänzerisch voll überzeugende Viktorina Kapitonova) umzingeln jeden Mann, der sich in ihr Reich verirrt und zwingen ihn, so lange zu tanzen, bis er tot umfällt.

Hilarion fällt ihnen zum Opfer, als er Giselles Grab besucht und auch Albrecht, der sich vom leichtlebigen Charmeur zum echten Liebenden – und Trauernden – gewandelt hat, fällt in die Hände der Geisterbräute. Diese haben Giselle in ihren Kreis aufgenommen.

 

Sie bittet Myrtha, ihren Geliebten zu verschonen und gibt ihm, als die Bitte abgewiesen wird, die Kraft, bis zum Morgengrauen mit ihr zu tanzen. Denn dann verschwinden die Wilis in ihren Gräbern und auch Giselle steigt hinab ins Totenreich. Allein.

Eine Paraderolle

Die Titelpartie der Gisellevgehört zu den Traumrollen einer jeden Solistin, verlangt einer Tänzerin aber ungeheuer viel ab, sowohl in tänzerischer wie auch in darstellerischer Hinsicht. So sind Giselles Solo im ersten Akt, das «Blumenorakel», die wunderbaren Pas de deux, und vor allem die zwölf Takte mit auf Spitze gesprungenen Ronds de Jambe sehr anspruchsvoll und die langsamen Tanzfiguren im zweiten Akt enorm kräftezehrend. Aber sie sind zusammen mit dem Bauerntanz (mit Galina Mihaylova und Arman Grigoryan), den zahlreichen Battements, Entrechats und Fouettés der Tänzer die Ingredienzien, die «Giselle» zu einer Apotheose des klassischen Tanzes machen.

Die Musik von Adolphe Adam (1803-1856), diese Mischung von tänzerischer Leichtigkeit, Eleganz und Dramatik mit den leitmotivistischen Passagen trägt viel zum Zauber des Balletts bei. Ermanno Florio führte die Philharmonia Zürich sicher durch die häufig vom Szenenapplaus unterbrochenen Akte und war den Tanzenden ein aufmerksamer Begleiter.

Das Bühnenbild und die Kostüme von Luisa Spinatelli weisen, anders als im Original, nicht ins Mittelalter, sondern in die Entstehungszeit der Romantik. Mit den wadenlangen Tutus zeigt sie sich voll und ganz der Tradition des «weissen» Balletts verpflichtet. Alles in allem: Ein wundervoller Ballettabend aus der grossen Zeit des Klassischen Balletts.

Rabatt über Seniorweb

Beim Kauf einer Limmex-Notruf-Uhr erhalten Sie CHF 100.—Rabatt.

Verlangen Sie unter info@seniorweb.ch einen Gutschein Code. Diesen können Sie im Limmex-Online-Shop einlösen.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein