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Monster haben Hörner

Im Museum Rietberg tummeln sich Monster, Teufel und Dämonen – auf Papier oder als Objekte.

Wie der Teufel aussieht, weiss jedes Kind hierzulande. Er hat Hörner, einen Schwanz und geht auf Hufen, er verkörpert Angst und Schrecken. Im Christentum wird der Dämon zum Antichrist. Dass auch andere Kulturen ihre Dämonen haben, ist einleuchtend. Denn die Angst gehört zum Wesen des Menschen, und um sie zu bannen, hat er ihr die Gestalt von Dämonen, Monstern und Teufeln gegeben. Diese Gestalten der Angst sind greifbar geworden und können bekämpft werden, von Helden oder durch Zauberei.

Wandbehang mit Szenen aus dem Shāhnāmeh. Iran, Ende 19./Anfang 20. Jh. Die untere Szene zeigt den Helden Rostam im Kampf mit dem Weissen Div. 

Dämonen und Teufel sind Weltkultur. Sie haben Gemeinsamkeiten: Hierzulande oder im klassischen Indien, in Japan oder in Persien tragen all diese Schreckgestalten immer Hörner, wie eine Ausstellung im Museum Rietberg deutlich macht.

Rietberg-Direktor Albert Lutz erklärt, wie es zu der kleinen und feinen Präsentation der „Gegenspieler der Menschen“ kam. Traditionell beteiligt sich das Haus an den Zürcher Festspielen. Diesmal lautet das Thema Schönheit und Wahnsinn. Der Schönheit widmet das Haus die Sommer-Hauptausstellung Perlkunst aus Afrika, welche am 7. Juni eröffnet wird, zum Wahnsinn indessen passt die Ausstellung Monster, Teufel und Dämonen die in der Parkvilla gezeigt wird. Drei Kuratoren mit Arbeitsgebiet Islam und Naher Osten (Axel Langer), indische Malerei (Caroline Widmer) und Japan und Korea (Khanh Trinh) haben in den Archiven nachgeforscht und wurden fündig. Nun zeigt das Museum in der Parkvilla zum ersten Mal eine kulturübergreifende Ausstellung.

Hannya, Dämonenmaske einer eifersüchtigen Frau (Yasutaka, tätig 18. Jh.), erkennbar an der Haartracht als Frau, an Hörnern, goldenen Augen und Zähnen als Dämon.

Die Schau mit Papierarbeiten, Druckgrafik und Malereien, sowie Objekten, darunter ein Bildteppich mit reicher Stickerei aus Persien, der erstmals gezeigt wird, wurde nach folgenden Kriterien in den drei Räumen geordnet:

– Aussehen der Dämonen und Monster

– Kampf der Helden gegen die Dämonen

– Überwindung der Ängste mit Humor

Auch wenn die Künstler ihre Dämonen weltweit mit Hörnern darstellen, hat jede Kultur ihren besonderen Schwerpunkt. In Indien sind die Dämonen in einem ewigen Kampf mit den Göttern, während in Persiens Nationalepos der grosse Held Rostam die monströsen Divs dank einer List bezwingen kann. In Japan ist der Held der Geist eines verstorbenen hochbegabten Beamten. Dieser Shoki kam mit dem Buddhismus aus China, als eine Art Schutzpatron von kleinen Knaben wird sein Bild in rot in deren Zimmern gehängt, Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen.

Der Dämon Kabandha erlangt mit seinem Tod seine Erlösung vom Fluch des Königs der Götter. Indien um 1775

Dank des Raumtextes erfahren die Besucher dessen besondere Geschichte: Der Gelehrte ist so intelligent wie hässlich und besteht alle Beamtenprüfungen ausser der letzen, worauf er aus Verzweiflung und Zorn zu Tode kommt. Der Kaiser liess ihn durchfallen, weil er dem Besten zuvor die Prinzessin zur Frau versprochen hat. Aber er bereut und verleiht ihm posthum den Beamtenrang, dafür kämpft Shoki mit den Dämonen. Dargestellt wird er als hässlich-furchterregender Mann mit Gelehrtenhut und Schwert.

Auf den Bildern geht es oft blutig zu, die Künstler scheinen an drastischen Darstellungen ihren Spass gehabt zu haben. Beispielsweise fliesst viel Blut, wenn auf indischen Malereien Krishna oder Rama, gegen den tausendarmigen Dämon kämpfen. Sie sind göttlicher Herkunft, während der persische Dämonentöter ein menschlicher Held ist, dessen Wirken im Buch der Könige, dem persischen Nationalepos Shahnameh erzählt wird. Rostam muss als letzte von sieben Heldentaten den gefürchteten Weissen Div töten, was ihm dank einer List in einer Höhle gelingt. Diese Episode wurde oft dargestellt, unter anderm auch auf dem erwähnten Wandteppich.

Der Dämon Hiranyaksha und sein Vater Kasyapa besprechen sich. Indien um 1740.

Nicht immer haben die Künstler ihre Dämonen als monströse Wesen dargestellt. Beispielsweise wenn Vater und Sohn Dämon sich auf einem indischen Bild unterhalten, beide mit einer Art Badehose in schönsten Farben bekleidet, wirken sie eher lächerlich aber nicht unsympathisch. Utamaro, der berühmte Holzschnittkünstler der Edo-Zeit, zeigt Shoki mit einem kostümierten Teufelchen auf dem hohen Seil. Beide sind sichtlich verlegen und unglücklich, da bleibt nur schmunzeln über so viel Respektlosigkeit gegenüber Helden und Dämonen.

bis 16. September
Informationen zu Öffnungszeiten, Veranstaltungen usw. gibt es hier. 

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