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Schulstreik für den Klimaschutz

Der Hype um die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die mit ihrem „Schulstreik für das Klima“ weltweit Aufmerksamkeit erregt, ist kolossal und hinterlässt ambivalente Gefühle.

Seit Schulbeginn im Spätsommer sitzt sie Freitag für Freitag mit einem Plakat vor dem Parlament in Stockholm, um Schweden zu bewegen, das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Inzwischen wurde sie an die UN-Klimakonferenz in Polen und dieser Tage ans WEF in Davos eingeladen, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Und nächsten Monat soll die Klimaschutzaktivistin auch noch vom Papst empfangen werden.

An Konsequenz fehlt es ihr nicht. Die Anreise per Flugzeug kam nicht in Frage, sodass sie mit ihrem Vater,  so umweltfreundlich wie möglich,  während 33 Stunden mit dem Zug ans WEF reiste. Auch für den Rückweg am Wochenende nimmt sie die Strapazen in Kauf.

Ihre unnachgiebige Beharrlichkeit hat weltweit, aber auch in der Schweiz dazu geführt, dass sich vergangenen Freitag 22’000 Jugendliche mit Greta solidarisierten und auf die Strasse gingen, um ihrer Forderung nach aktivem Klimaschutz Nachachtung zu verschaffen. Und das ist offenbar erst der Anfang einer neuen Jugendbewegung, die Klartext spricht und sich nicht mehr mit wolkigen Möchtegern-Szenarien zufrieden geben will.

Kompromisslos für den Klimaschutz: Greta Thunberg rüttelt die Welt auf

Der ökologische Fussabdruck der Schweiz beweist, dass wir in grossem Stil über unsere Verhältnisse leben und massgeblich mitschuldig sind an der Ausbeutung unseres Planeten.

Fast dreimal die Erde wäre erforderlich, wenn alle leben würden wie die Schweiz.

Das Bundesamt für Statistik hält dazu fest: „Das Ungleichgewicht zwischen dem ökologischen Fussabdruck der Schweiz und der weltweiten Biokapazität besteht schon seit Jahrzehnten. Dieser Konsum ist nur dank des Imports von natürlichen Ressourcen und der Übernutzung der globalen Güter möglich. Da die Schweiz jedoch 2,9-mal mehr Umweltleistungen und Ressourcen konsumiert als global verfügbar sind pro Person, ist ihr Konsum nicht nachhaltig. Wir leben somit auf Kosten künftiger Generationen und anderer Erdteile.“

Dass uns eine 16-jährige Schülerin unseren Umweltsündenkatalog vorhalten muss, um uns die Augen zu öffnen, sollte uns eigentlich mit Scham erfüllen.

Hier einige Statements von Greta Thunberg, die sie im polnischen Kattowitz abgab:

„Warum sollten Junge für eine Zukunft lernen, wenn niemand genug tut, damit diese überhaupt sicher ist? Wozu Fakten lernen, wenn diese dann von Politikern ignoriert werden?“

 „Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder haben werde, werden sie vielleicht diesen Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach euch fragen. Vielleicht werden sie fragen, warum ihr nichts gemacht habt, als es noch Zeit zum Handeln gab. Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und trotzdem stehlt ihr ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen.”

«Wir sind nicht hergekommen, um die Regierenden dieser Welt zu bitten, sich zu sorgen. Ihr habt uns in der Vergangenheit ignoriert und werdet es wieder tun. Euch gehen die Ausreden aus und uns die Zeit. Wir sind hergekommen, um euch wissen zu lassen, dass der Wandel kommt, ob es euch gefällt oder nicht.“

Mit einem emotionalen Appell hat die 16-jährige Schülerin Greta Thunberg die Topmanager und Spitzenpolitiker am WEF in Davos heute zu sofortigen Massnahmen gegen den Klimawandel aufgerufen: «Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es.»

Eine neue Jugendbewegung? Greta Thunberg mobilisiert viele Gleichgesinnte

Inwiefern sich Greta Thunberg von Scharfmachern oder den Medien instrumentalisieren lässt, steht natürlich als Frage im Raum. Dass sie von der schreibenden Zunft auf Schritt und Tritt verfolgt wird und in Davos von einem Journalistenpulk nach Ankunft sofort bestürmt wurde und wie ein Star herumgereicht wird, hinterlässt zwiespältige Gefühle.

Auch ob die junge Frau dem Erwartungsdruck und dem Rummel um ihre Person stand hält, bewegt viele mit Sorge. Ihre Eltern zeigen sich immerhin solidarisch mit ihrer Tochter, leben vegan, fahren Zug und ein E-Auto, und die Mutter, die Opernsängerin Malena Ernman, die in Zürich neben Cecilia Bartoli den Ruggiero in Händels „Alcina“ mit umwerfender Virtuosität sang, lässt inzwischen das Fliegen sein und singt nur noch in Musicaltheatern in Stockholm.

Es ist zu hoffen, dass es nicht beim Medienhype für eine kompromisslos fordernde Galionsfigur – eine Art neue, aufmüpfige Pippi Langstrumpf – bleibt und sich die junge Generation mit ihren Anliegen Gehör verschaffen kann – gerade auch in der Schweiz, die ihre Mitverantwortung nicht mehr ausblenden sollte und auf dem Prüfstand steht.

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