Ulrich Zwingli

Der Film ist in aller Leute Mund. Fragen, die offen bleiben, beantwortet das Buch von Peter Opitz über Ulrich Zwingli. Es stellt ihn vor als Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus.

«Hast Du den Zwingli-Film gesehen?» und «Wie findest Du ihn?» sind zwei beliebte Fragen der letzten Wochen in meinem Umfeld. Und ich versuche, auch die wenig Interessierten anzuregen, den Film zu besuchen. Meine Begründung ist immer dieselbe. Diesen Film gesehen zu haben, gehöre zur Allgemeinbildung. Das bringt mir gelegentlich ein ungläubiges oder leicht spöttisches Lächeln ein. Aber ich bleibe dabei.

Zeit des Umbruchs

Natürlich, die Reformation liegt in unserem Lande Jahrhunderte zurück. Ulrich Zwingli lebte von 1484–1531 und sein öffentliches reformatorisches Wirken spielte sich in den letzten Jahren seines Lebens ab. Aber die Reformation bewirkte eine einschneidende Umwälzung im rechtlichen, politischen, religiösen Leben der damaligen Eidgenossenschaft.

Der Film setzt beim Wirken Zwinglis in Zürich ein. Er bietet eine realistische Darstellung der damaligen Zeit, der damaligen Stadt. Verschiedene Ereignisse werden gezeigt: Ausbruch der Pest, Fastenbrechen, Ertränken eines Wiedertäufers, Verbrennen eines Ketzers, Übersetzen der Bibel. Was im Film drastisch, manchmal deftig daherkommt, findet im Buch von Opitz eine differenzierte Beschreibung.

Dem Wunsch der Eltern nachgekommen

Wir vernehmen von Opitz auch einiges über die Herkunft des Reformators. Zwingli wurde in Wildhaus geboren. Sein Vater war ein begüterter Bauer und hatte das Amt des Landammanns inne. Wildhaus war  zwar Untertanengebiet des Klosters St. Gallen. Es besass aber eine Tradition der Selbstverwaltung und hatte enge Beziehungen zu den benachbarten eidgenössischen Orten. Sich für das gesamteidgenössische politische Leben zu interessieren, war Zwingli von Kind an vertraut.

Die Eltern sahen den kirchlichen Dienst als Berufsziel für ihren Sohn. Er besuchte verschiedene Lateinschulen und in Wien und Basel die Universitäten. 1506 liess er sich an eine Pfarrstelle in Glarus berufen. Dort übte er alle Funktionen eines romtreuen Volkspriesters aus.

Parallel zu seiner Berufstätigkeit betrieb er ein intensives Selbststudium. Zuerst stand das theologische Wissen im Vordergrund. Dann wandte er sich im Verlaufe der Zeit den «humanistischen» Studien zu. Zwingli war mit Zeitgenossen im geistigen Austausch, so mit Erasmus von Rotterdam, der lange Jahre in Basel lebte. Der Kern der humanistischen Bestrebungen war, das Christentum zu erneuern. Und dies vor allem durch Hinwendung zu den biblischen Schriften als reinen, unverdorbenen Quellen des Christentums.

Weiterbildung im Selbststudium

Im Zuge dieser Bestrebungen lernte Zwingli die alten biblischen Sprachen, Griechisch, später Hebräisch. Das befähigte ihn, die Texte in der Ursprache zu lesen und später, zusammen mit anderen, die Übersetzungsarbeit in das damalige Deutsch zu leisten und als Zürcher Bibel heraus zu geben.

Von 1516 bis 1518 wirkte Zwingli in Einsiedeln, dann wurde er als Leutpriester nach Zürich gewählt.  Am 1.1.1519, an seinem 35. Geburtstag, hielt Zwingli seine erste Predigt von der Kanzel des Grossmünsters.

Es sind verschiedene Themen, die wir mit dem Wirken von Ulrich Zwingli verbinden. Bekannt ist sein vehementer Einsatz gegen das Söldnerwesen. Auch hier wusste er, wovon er sprach, hatte er doch als Feldprediger die verheerende Niederlage der Eidgenossen in der Schlacht von Marignano miterlebt. Dass führende Familien der Eidgenossenschaft mit dem Export von abenteuerlustigen oder durch wirtschaftliche Not belasteten jungen Männern ihr Geschäft und ihr Geld machten, war ihm zutiefst zuwider.

Wandel bringt auch Konflikte mit sich

Peter Opitz hat mir mit seiner Darstellung von Ulrich Zwingli zwei wichtige Erkenntnisse geschenkt. Er brachte mir Ulrich Zwingli als Person nahe. Es handelte sich um einen in der Gesellschaft verankerten, gebildeten, suchenden Menschen, den die intensive Zuwendung zu den biblischen Schriften zum Katalysator für ein neues, unverstelltes Verständnis der Heilsbotschaft werden liess. Und damit wirkte er weit über das Gebiet der damaligen Eidgenossenschaft hinaus!

Sehr aufschlussreich war für mich auch eine Passage gegen Ende des Buches: «Die enge Verflechtung zwischen der religiösen, der wirtschaftlichen, der rechtlichen, der politischen und der kulturellen Ebene, verschiedene Dimensionen der einen, frühneuzeitlichen Gesellschaft machte einen konfliktfreien Übergang vom „alten Glauben“ zur Reformation im Grunde nahezu unmöglich».

Es ging in der Tat nicht ohne kriegerische Auseinandersetzungen, in deren Verlauf auch Ulrich Zwingli sein Leben verlor. Aber wir haben es seither in unserem Lande doch geschafft, wenn auch nicht immer miteinander, so doch wenigstens nebeneinander in Frieden zu leben. Film und Buch zusammengenommen ergeben eine interessante, facettenreiche Gesamtdarstellung des Ursprungs dieser doch erstaunlichen Entwicklung.

Peter Opitz: Ulrich Zwingli, Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus Theologischer Verlag Zürich, 2. Auflage 2017. ISBN 978-3-290-17828-4

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