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Wie Angela Merkel regiert

Beobachtungen am 11. Deutschen Seniorentag in Frankfurt.

Am letzten Donnerstag, pünktlich um 11 Uhr schreitet sie in die Halle, ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht, im Tross die Sicherheitsleute, ihre Pressesprecherin, wohl mit dem Manuskript der Rede ihrer Chefin vor der Brust. Manuela Schwesig, die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in ihrem Schlepptau. Und eine ganze Herde von Kameraleuten, Fotografen, Journalisten, die an einen genau bezeichneten mittleren Teil in der grossen Halle der Frankfurter Messe verwiesen wurden, erwartet sie, hofft wohl auf ein Wort heute zur Griechenlandkrise.

Ein Blitzlicht-Gewitter setzt ein, der Medientross, im Zaun gehalten von Polizisten, lässt sie passieren und hechelt sogleich hinten nach, nach vorne in die erste Reihe. Küsschen da, Küsschen dort, insbesondere Franz Müntefering, der ehemalige Vizekanzler der SPD, kann sie kurz in ein Gespräch verwickeln. Beide lachen, strahlen, ein freudiges Wiedersehen. Ein grosser Schülerinnen- und Schülerchor des Lessing-Gymnasiums empfängt sie, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit einem Liederkranz.

Der Moderator der Veranstaltung, Werner D’Inka, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ, begrüsst sie mit einer kleinen Geschichte, wie er betont. Seine über 90-jährige Mutter hätte Frau Merkel zu Beginn der Kanzlerzeit nicht so gemocht, doch heute sei sie sehr angetan von ihrer Souveränität, ihrer Standhaftigkeit. Angela Merkel, die in der vergangenen Nacht erst um 1 Uhr im Kanzleramt mit dem Koalitionspartner SPD den Pakt zur Energiewende verabschiedet hat, ist nicht verlegen. Im Gegenteil: Sie ist hellwach, kontert und fragt den Moderator, ob er heute die Meinung seiner Mutter nun auch teile.

Riesiger, spontaner Applaus der 1000 Anwesenden, die es nach Aussagen gar nicht so recht glauben können, dass Frau Merkel wirklich erscheinen, den deutschen Seniorentag beehren würde, hätte sie doch Wichtigeres zu tun. Doch sie ist gekommen, und die Anwesenden wissen immer wieder mit spontanen Beifallsbekundungen ihrer Freude über das Erscheinen, aber auch über das Gesagte, zum Ausdruck zu bringen.

Höchst konzentriert, mit hohem Sachverstand orientiert sie aus der Regierungspolitik. Es sei gelungen, im Budget 2016 rund 450 Millionen für die Realisierung von Mehrgenerationen-Häusern in Deutschland unterzubringen, meint die Kanzlerin. Es sei endlich gelungen, eine neue Definition der Pflege auf den Weg zu bringen, die Familienbeteiligung, die Abgeltung pflegender Angehöriger festzulegen, insgesamt wichtige Schritte hin zu einer tragfähigen Pflegeversicherung einzuleiten, die ja vor allem den Patienten zugutekomme, aber auch die Angehörigen entlasten werde.

Nur einmal kommt sie ganz kurz, ganz leicht ins Straucheln, als sie den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann fälschlich als Oberbürgermeister Frankreichs bezeichnet. Souverän korrigiert sie sofort auf Frankfurt und fügt an: „Ich habe eben vorhin mit Frankreichs Hollande telefoniert. Deshalb wohl …“ Applaus flammt auf, alle lachen.

Die Griechenland-Krise ist plötzlich präsent. Und mitten drin Angela Merkel, die trotz allem dennoch Zeit aufbringt für die Seniorenschaft, die deutschen Senioren, die sie dazu aufruft, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten nicht nur im eigenen Interesse, das auch, sondern im Interesse der ganzen Gesellschaft, die auf die Erfahrungen der älteren Menschen angewiesen sei. Gerade und vor allem in der Frage der aktuellen Flüchtlingspolitik. Sie, die älteren Menschen, hätten ja selber eigene Flüchtlingsschicksale hinter sich. Sie könnten ermessen, was ein Flüchtlingsschicksal sein kann.

So regiert Angela Merkel, die mächtigste Frau Europas, die auch Zeit findet, für die, die oft vergessen werden. Der Medientross zieht ab, ohne ein Wort von ihr zu Griechenland auf den Tonträgern zu haben. Zufrieden sind sie dennoch, die meistens wenigstens.

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