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Worauf warten wir noch?

Dem Hitzesommer folgen noch Mitte Oktober Temperaturen um 25 Grad. Während die Zeitungen derzeit mit alarmierenden Klima-Szenarien aufwarten, fliegen wir wieder – auf Teufel komm raus – rund um die Welt. Unser ökologischer Fussabdruck gehört mit zur Bedrohung.

330’000 Passagiere zählte der Flughafen Zürich am ersten Oktober-Wochenende. Unterdessen räkelt sich eine Vielzahl davon an den Sandstränden, andere steckten wohl in Florida auf der Flucht vor dem Hurrikan „Michael“ im Stau, während eine dritte Kategorie von Sonnenanbetern in Mallorca sich nach verheerenden Überschwemmungen die Schlammspuren von den Turnschuhen kratzt.

Es geht hier aber keineswegs um Schadenfreude, sondern um den nackten Wahnsinn angesichts der besorgniserregenden Klimaveränderungen, die uns schon fast täglich in allen Medien vor Augen geführt werden. Zu diesem Wahnsinn ist auch eine Prognose zu zählen, wonach  das Bundesamt für Raumentwicklung im Jahre 2040 allein für den Flughafen Zürich gegen 50 Millionen (!) Fluggäste erwartet, also mehr als 70 Prozent,  wenn sich der Trend bewahrheiten sollte.

Wer das akzeptiert, kann gerade so gut „Nach uns die Sintflut!“ in den Äther schreien und vor den Konsequenzen den Kopf in den Sand stecken. Noch nie  dagewesene Flüchtlingsströme könnten in den kommenden  Zwanzigerjahren Europa überschwemmen und eine existenzielle Bedrohung unserer Zivilisation auslösen. Extreme Dürren und Sturmfluten machen schon seit geraumer Zeit ganze Landstriche unbewohnbar, und die Walze von Verzweifelten und Gestrandeten wird sich nicht aufhalten lassen.

Werner Herzogs Film „Jeder für sich und Gott gegen alle“, den er 1974 dem verstossenen Kaspar Hauser widmete, ist schon heute wohlfeiler Slogan für alle, welche die Probleme bagatellisieren, alle Flüchtlinge als Bedrohung empfinden und die Grenzen dicht machen. Die gut gemeinte Aufmunterung Angela Merkels „Wir schaffen das!“ ist zum Hohnlachen verkommen, und ein eisiger Hasswind weht ihr seither entgegen. Wahltage sind Zahltage.

Immerhin haben  sich die EU-Umweltminister darauf geeinigt, den CO2-Ausstoss durch Neuwagen zu reduzieren. Doch die führende deutsche Autoindustrie ist diesbezüglich nach wie vor der Hemmschuh. Und was ist mit den Millionen von Altwagen? Und wie wollen wir die aufstrebenden Schwellenländer miteinbinden, die alle auch autofahren wollen? Und wann kommen die USA zur Vernunft? Solange der Schlohblonde im Weissen Haus lieber Golf spielt, als sich ernsthaft Sorge um den Klimawandel zu machen, fühlen sich auch die Fahrer hinter den Dreckschleudern weltweit nicht dazu verpflichtet, über den Tellerrand hinauszublicken.

Der neue Bericht des UNO-Klimarats vermerkt, es brauche äusserst  ehrgeizige Massnahmen, damit die Erderwärmung 1,5 Grad nicht übersteige. Um diese Marke gerade noch einzuhalten, müsste der globale Ausstoss an Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2030 – verglichen mit 2010 – um ungefähr 45 Prozent sinken. Die erklärte Zielsetzung des Pariser Abkommens war eine Begrenzung der Erwärmung auf maximal 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Neuste Erkenntnisse weisen nun darauf hin, dass damit bereits irreversible Schäden an Umwelt, Fauna und Flora die Folge wären. Die Korallen z.B. würden diese Erwärmung nicht mehr überstehen.

Dass Pipilotti Rist nun in einem Hallenbad mit Farblichtspielen als schwimmende Nixe auf die drohenden Artenverluste aufmerksam macht, ist ja schon fast rührend, wird aber kaum jemanden davon abhalten, mit dem nächsten Billigflieger nach New York oder London shoppen zu gehen. Immer mehr Politiker und Wissenschaftler kommen zum Schluss: „Auf freiwilligem Weg verzichtet niemand auf das günstige Fliegen. Sie fordern, dass der Staat die Fliegerei verteuert. Die Flugpreise müssten sich verdoppeln, Kurzstrecken gehörten verboten.“

Der Bundesrat scheint den Ernst der Stunde erkannt zu haben, indem er die CO2-Vorgaben für 2050 überprüfen will. Doch einmal mehr treten SVP und FDP auf die Bremse, um ihre eigennützige Wählerschaft bei der Stange zu halten. Immerhin stehen in einem Jahr eidgenössische Wahlen an. Ich wage die Vermutung, dass die Grünen eine respektable Ernte einfahren werden, wenn die grossen Parteien die aufrüttelnden Szenarien nicht ernst nehmen. Sie als Oeko-Fundis zu beschimpfen, ist nur ein billiges Ventil, um sich im Wohlstand so lange auszuruhen, bis ein böses Erwachen stattfindet. Worauf warten wir noch?

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