StartseiteMagazinKulturZukunftsvision nach Frankenstein

Zukunftsvision nach Frankenstein

Zu neuem Leben erweckt: Stefan Pucher inszeniert am Schauspielhaus Zürich «Frankenstein» frei nach Mary Shelleys Kultklassiker.

Mary Shelleys Kultklassiker «Frankenstein» ist 200 Jahre nach seiner Entstehung in unserem Zeitalter des technischen und medizinischen Fortschritts aktueller denn je. Shelley erzählt die fiebrige Geschichte um Victor Frankenstein, der kraft der Naturwissenschaften wie Gott sein will und aus Leichenteilen einen Körper zusammenbaut und zu neuem Leben erweckt. Doch das erschaffene Wesen entwickelt sich zum Ungeheuer und zum Mörder, der sich an seinem Schöpfer rächt und Frankenstein in den Irrsinn treibt.

Grossflächige Videoprojektionen

Frei nach Shelley hat der deutsche Autor Dietmar Dath für das Schauspielhaus Zürich eine Bühnenversion von «Frankenstein» geschrieben, ausgehend von der aktuellen Entwicklung künstlicher Intelligenz. Dabei stützt er sich auf das Experiment von Luc Steel, der eine Methode gefunden hat, um Roboter miteinander in einen Dialog zu bringen. Regisseur Stefan Pucher macht daraus eine turbulente Science-Fiction-Inszenierung mit unzähligen grossflächigen Videoprojektionen, die in gespielte Szenen übergehen. Spielort ist eine halbillegale Forschungsstätte mit Kältehalle zur Konservierung heruntergekühlter Menschen zur Entwicklung von Leben, gelegen inmitten der Wälder von Ingolstadt. Zwei gross Balkendreiecke und Laboreinrichtungen links und rechts sowie eine hohe Wand hinten grenzen den Spielraum ein, vorne wird je nach Spielverlauf ein unsichtbarer Vorhang heruntergelassen (Bühnenbild: Barbara Ehnes). Vorhang und Wand dienen als Videoflächen für bildgewaltige Projektionen.

Inga Busch als Prof. Anna Waldmann in Grossformat.

Als Fortschreibung der Shelley-Version will die Professorin Anna Waldman, Wissenschafterin und Lehrerin von Victor Frankenstein, das von Frankenstein geschaffene Geschöpf mit den gespeicherten Dialogen aus den Hirnen anderer Menschen unsterblich machen, denn nur im Widerspruch der Dialoge bleibt es lebendig. Dagegen versucht Frankenstein, seine Kreation endgültig zu «stoppen». Als Eröffnungsbild hängen im Laboratorium von Dr. Walton (Julia Kreusch) knietief in einer wässrigen Lösung nackte Menschen-Avatare zu Forschungszwecken. Dr. Walton hetzt durch das Laboratorium, denn Frankenstein hat die hängenden Kreaturen als Geiseln genommen, um die Herausgabe seines Geschöpfs zu erpressen.

Verwirrliche Gesprächsszenen

Frankensteins namenlose Kreation, in fleischfarbenes Kleid gehüllt, erwacht zu neuem Leben, mausert sich nach anfänglicher Verwirrtheit und beschützt von Anna Waldmann zu einem immer mehr verstehenden Kunstwesen. Mit von der Partie ist Frankensteins Braut, die Physikerin Elisabeth Lavenza, die in gespielten Szenen roboterhaft über den Genfersee schwebt und mit ihren Zuckungen musterhaft den Sieg einer neuen Spezies der Menschheit verkörpert. In Monologen und Dialogen, mit Zitaten, Zeitungsausschnitten und Filmsequenzen wird gefachsimpelt über die Entwicklung des künstlichen Lebens und deren Folgen für Literatur und Kunst sowie über die Verantwortung gegenüber den geschaffenen Geschöpfen. Es sind ermüdende und teils verwirrliche Gesprächsszenen, die den Spielverlauf spürbar bremsen.

v.l.: Inga Busch als Prof. Anna Waldmann, Robert Hunger-Bühler als Geschöpf, Edmund Telgenkämper als Victor Frankenstein und Julia Kreusch als Robert Walton. Fotos: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

Geboten wird insgesamt eine bild- und lichtgewaltige Inszenierung, die unser Verhältnis zu neuen Technologien auf unterhaltsame Art zur Diskussion stellt, auch wenn von Shelleys furioser Horror-Fantasie nicht mehr viel zu spüren ist. Hervorragend sind die schauspielerischen Leistungen, allen voran Edmund Telgenkämper als Victor Frankenstein. Grossartig, wie er den getriebenen und überforderten Wissenschaftler spielt. Robert Hunger-Bühler als das von Frankenstein geschaffene Geschöpf agiert behutsam und subtil, tastet sich nachdenklich ins Leben zurück. Grossartig auch Inga Busch als Frankensteins Gegenspielerin Anna Waldmann, wie sie es trickreich und kraftvoll schafft, die Kunstwesen überleben zu lassen. Nicht minder beeindruckend ist Lena Schwarz als Frankensteins Braut Elisabeth, die als den Tod überwundenes Wesen puppen- und roboterhaft herumstolziert oder in luftiger Höhe schwebt.

Weitere Spieldaten: 14., 23., 26., 29., 30. Januar, 7., 8., 11., 15., 17., 24. Februar, 2. März

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