StartseiteMagazinGesellschaftVitalität und Kreativität im Alter

Vitalität und Kreativität im Alter

Die Kreativität ist Selbstverwirklichung und Ausdruck, vermittelt Lebensfreude. Der Wiener Professor Franz Kolland beleuchtete in Luzern die Geheimnisse des menschlichen Alterns.

Was wären wir ohne unsere Kreativität? Irgendetwas, aber keine Menschen. Menschen nutzen ihre geistige Kraft, die unter allen Lebewesen einzigartig ist. Kreativität ist nicht allein Mittel zum Zweck. Sie ist Selbstverwirklichung und Ausdruck, vermittelt Lebensfreude und bestimmt unser Selbstwertgefühl. Kreativität in der Spätlebensphase bedeutet vor allem Auswahl und Suche, bei der die Lebenserfahrung eine entscheidende Rolle spielt.

 Professor Franz Kolland
Der Wiener Professor Franz Kolland  ging in seinem Referat im Rahmen einer Vortragsserie der Stadt Luzern über Gerontologie, Psychologie und Kunstwissenschaften näher auf die Geheimnisse des Alterns ein.

„Kreativität kann nicht ohne Veränderung sein“, führte er aus. Und wir müssten das Alter jeden Tag neu erfinden. Das Alter als letzte Lebensetappe ist eine Kulturform, die immer wieder neu erlernt werden muss.“

Mit fundiertem Wissen und Wiener Schmäh eroberte er witzreich die Zuhörer im MaiHof:“Wenn sie hier eine Stunde sitzen und mir zuhören, leben sie zwei Minuten länger, weil sie sich mit dem auseinandersetzen, was ich sage.“

Franz Kolland, der an der Wiener Universität Soziologie und Sozialgerontologie lehrt, ging zuerst auf die inzwischen auch wissenschaftlich erforschten kulturellen Unterschiede ein.

„Kulturelles entsteht über Spannungen und Sinnspannungen. Kultur tritt hervor, wenn sie aus den Routinen austritt. Erfahrungen und Armut können blockieren,“ sagte Kolland und riet, sich im Alter zu öffnen und etwas Sinnvolles zu machen.

Lustvolles Altern verlangt die Bereitschaft zur Veränderung und auch die Fähigkeit und der Wille sich zu wandeln.

Stufenalter des Mannes im 19. Jahrhundert – Höhepunkt 50 Jahre. F.Leiber (1900)

Im Laufe der Jahre nimmt das biologische Potential ab und das Interesse an Kultur zu.Die kognitive Veränderung des Menschen beginnt ab der Geburt und geht über die ganze Lebensspanne.

Erforscht wurde die Reaktionsfähigkeit, die bereits ab dem 20. Altersjahr steil abnimmt. Bis ins hohe Alter nimmt auch die Intelligenz ab. Das Kulturwissen hingegen bleibt bis ins hohe Alter. Man erinnert sich an Sprichwörter oder an Lieder, die man in der Jugend gesungen hat.

Altern ist nicht ein Abnützungsprozess.  Der Mensch, der allein und nicht interessiert ist  vereinsamt.

Stufenalter in den 1950-er Jahren

Kolland auf die Frage, was altern eigentlich heisst:“Ist altern, wenn man nicht mehr beissen kann oder wenn sich junge Menschen hinter ihnen an der Migros-Kasse ärgern, weil sie langsamer sind?»

Die glücklichste Zeit im Leben ist das Alter. Wir improvisieren in unserem Leben ständig. Das spielt im Alter eine immer grössere Rolle.“

Kolland rät, wie Künstler und Forscher aktiv zu werden. Untersuchungen haben ergeben, dass diese Menschen, die ihr Leben immer wieder neu gestaltet und in der letzten Lebensphase kulturell und künstlerisch Hervorragendes geleistet haben, meistens länger leben.

Jeder alte Mensch sollte sich fragen: Wie erlebe ich die Zeit? Wie fühle ich mich? Wie vergeht sie? Über die Kreativität wird Präsenz zum Alter hergestellt. Indem ich aktiv bin, bin ich in der Gegenwart. In der Kreativität wird man präsent.

Kolland:“Früher hat man den Alten Respekt entgegengebracht. Die Zeiten sind vorbei. Hoffen sie nicht darauf. Das war eine andere Gesellschaft. Versuchen Sie kreativ zu sein. Setzen Sie sich hin und schreiben etwas, malen Sie, spielen Sie in einem Theater mit. Suchen Sie das Können. Zerstören Sie kreativ ihre Wohnung  oder räumen Sie den Schreibtisch auf. Umräumen ist wichtig, um Erfahrungen hinter sich zu lassen. Die Gegner sind die Faulen. Sie wollen etwas besonders sein.“

Es kann aber auch sein, dass sie sagen:“ Ich bin ein Trottel und lassen sie mich doch ein Trottel sein.“

Was bringt die Zukunft? Ein Beispiel: In Dänemark hat man Ampeln getestet, die die Betagten  erkennen und den Zeitfaktor zum Überqueren der Strasse nach ihren Bedürfnissen einstellen.

Am Schluss wies Kolland witzreich auf die Lebensgeschichte von Emma Morano hin.

Ein Leben in drei Jahrhunderten erlebte Emma Morano (1899-2017) Sie nannte folgende Gründe, warum sie so alt geworden ist. Drei rohe Eier jeden Tag, 150 Gramm rohes Steakfleisch jeden Tag und sie hat immer selbst entschieden, was sie tut und lässt. Und sie hatte seit 1938 keinen Ehemann.

Fotos: Josef Ritler

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