StartseiteMagazinKulturAlles, was da kreucht und fleucht

Alles, was da kreucht und fleucht

«Eine Sehschule für die einheimische Natur», so wird ein reich bebildertes Sachbuch beschrieben, das uns vor Augen führt, was es in der Nähe zu sehen gibt.

Immer wieder erreichen uns Meldungen, dass ein Braunbär im Berner Oberland umherwandert oder ein Wolf gesichtet wurde, aber als Spaziergängerinnen oder Wanderer bekommen wir diese scheuen Tiere nur in Ausnahmefällen zu Gesicht, ebensowenig wie die nachtaktiven Luchse oder Biber. Doch es gibt links und rechts des Weges vieles zu entdecken, wenn wir genau hinschauen. Dafür sensibilisiert uns Marc Giraud in Natur am Wegesrand. Seine Absicht ist es, unseren Blick für das Naheliegende zu schärfen und zu schulen. Sein Buch ist ein bibliophiler Naturführer voller wunderschöner Fotografien und kurzer, präziser Erklärungen, er führt uns durch verschiedene Naturräume, durch Jahres- und Tageszeiten. Denen, die es nicht schon längst gemerkt haben, erklärt der Autor die psychischen und physischen Vorteile des Spazierengehens, und worauf es ankommt, damit man die Schönheiten am Wegesrand auch bemerkt – immer mit schönen fotografischen Illustrationen.

Kein Buch zum Lesen, sondern um die Sinne zu öffnen

Im Kapitel Begegnungen im Frühling finden wir eine Doppelseite über Wasser und Lehm. Dort beschreibt Giraud die beiden Schwalbenarten, die viele von uns kennen. Viel weniger bekannt ist, dass Rauch- und Mehlschwalben nicht am gleichen Ort ihr Nest aus Lehm bauen: Die Mehlschwalben unter den Dachtraufen, die Rauchschwalben hingegen im Inneren von Gebäuden.

Ausführlich geht der Autor darauf ein, was es am Rande der Wiesen von Kühen und Pferden zu beobachten gibt und über das Verhalten der Tiere dort. Nicht nur Elstern, sondern auch Feldlerchen und Greifvögel sitzen gern auf den Pfählen der Weidezäune. Der Neuntöter spiesst seine Beute, vielleicht eine Bremse, zuerst einmal auf einen Widerhaken am Draht an. Die kleinen Tiere, die die grossen Tiere plagen und eine Kuhfladen-Safari zeigen, was wir nicht erkennen können, wenn wir an stinkenden Haufen schnell vorbeigehen oder den stechenden Insekten entfliehen.

Im Sommer wachsen andere Kräuter und Blumen als im Frühling, von denen wiederum andere Insekten angezogen werden. Haben Sie schon einmal etwas von Greiskräutern gehört? Der Hornklee gehört zu dieser Gattung. Wenn die Blüten befruchtet sind, färben sie sich orangerot und werden von Insekten nicht mehr beachtet. Und bestimmte Arten von Mauerbienen, d.h. nur die Männchen, bevorzugen Glockenblumen als Nachtquartier oder Regenschutz, während die weiblichen Bienen in ihrem Nest bleiben.

Auf nur zwei Seiten weist Giraud auf Gefahren der modernen Zivilisation für die Natur hin, das Verschwinden der traditionellen Feldwege, die wachsende Urbanisierung und die Gefahren der Pestizide in der Landwirtschaft. – Dieses Thema ist so bedrückend und weitreichend, dass ein Buch dafür nicht ausreicht. Wir freuen uns weiterhin daran, was in der Natur lebt und überlebt, aber wir dürfen nicht vergessen, wie bedroht diese Schönheiten sind.

Das Buch hat einen einzigen Nachteil: Es ist wegen seines hochwertigen Papiers kein Leichtgewicht. Auf einen Ausflug würde ich es nicht mitnehmen, umso lieber lese ich anschliessend nach, was es Wissenswertes gibt. Das Buch ist so konzipiert, dass wir es mit ebenso viel Gewinn daheim lesen und anschauen können: Jedes Kapitel und jedes Unterkapitel ist in sich abgeschlossen, ausserdem hilft ein ausführliches Register bei der Suche nach einem bestimmten Begriff.

Marc Giraud hat sich in Frankreich als Naturforscher und Exkursionsführer einen Namen gemacht. Er hat viele Sachbücher verfasst, hauptsächlich zu zoologischen Themen. Er ist ebenfalls als Fernseh- und Radiomoderator geschätzt für seinen spannenden und humorvollen Blick auf die Natur in nächster Nähe.

Marc Giraud, Natur am Wegesrand. Fotografien von Fabrice Cahez und Marc Giraud, übersetzt von Coralie Wink und Monika Niehaus. Haupt Verlag Bern 2018; 256 Seiten; durchgehend farbige Abbildungen, ISBN 978-3-258-08043-7

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