StartseiteMagazinKolumnenSo der Spur nach stimmts

So der Spur nach stimmts

Stört es, wenn in einer Zeitung über eingeschlafene Terrassen, einen angealterten Bahnhof oder fette Skier berichtet wird? Kaum. Sonst würde doch sehr viel mehr kritisiert.

Vielleich haben Sie in ihren Ferien auch irgendeinen Geheimtipp entdeckt. Ein verschlafenes Dörfchen zum Beispiel, malerisch und vom Tourismus unberührt. Wenn aber in einer Zeitung von einer, nein, nicht verschlafenen, sondern eingeschlafenen Terrasse berichtet wird, ist nur Kopfschütteln angesagt. Einschlafen kann man dort zwar – auf einem Liegestuhl vielleicht. Aber dass die Terrasse selber einschläft, ist doch eher unwahrscheinlich. Oder zumindest nur möglich in einem ganz grossen Liegestuhl. Das Bild, das möchte ich dann sehen.

Das kennt jeder Journalist: Manchmal will und will einen beim Schreiben der genau richtige Begriff nicht in den Sinn kommen. Man müsste die Arme aufstützen, überlegen. Oder man nimmt halt das erstbeste Wort, das so knapp hinkommt.

Und schreibt über einen angealterten Bahnhof, wenn ein etwas in die Jahre gekommenes oder eben angejahrtes Stationsgebäude gemeint ist. Es schadet aber dem Ruf der ganzen Presse, wenn nach dem Grundsatz «Schnell etwas zusammenschustern, die Lesenden merken dann schon, was gemeint ist» gearbeitet wird. Dass die Bereitschaft abnimmt, für solch unsorgfältige Arbeit zu bezahlen, wundert dann nicht mehr.

Ein Kommentator zu einer meiner letzten Kolumne regt sich auf, weil eine festliche Gesellschaft am späten Abend eine Bolognese tanzt. Also so stands in der Zeitung. Dass eine Bolognese auf einen Berg Spaghetti gehört, und eine Polonaise durch alle Räume, über Treppen und – hoffentlich noch nicht eingeschlafene – Terrassen führt, das ist ja so etwas von unerheblich. Hauptsache, es war lustig.

In dasselbe Kapitel gehört die Merengue, die zum Dessert aufgetischt wird. Spielt doch keine Rolle, dass «unsere» süsse Zucker-Eiweiss-Rahmsünde Meringue heisst und Merengue eine lateinamerikanische Musikrichtung ist.

Manchmal sind es nicht falsche Begriffe, sondern falsche Wortbilder, die die Lektüre zum Ärgernis werden lassen. Oder zum Schmunzeln anregen. Da wird mir aus Solothurn eine Meldung zugespielt, wonach Diebe in einer Skiwerkstatt fette Beute machten. Ob die wohl «Kantenöl» gestohlen haben?

Das würde vielleicht dazu führen, dass einer unserer Skihelden sich eine Medaille krallenkönnte. Wobei das nicht so einfach ist. Ein Platz auf dem Podest will erkämpft, errungen werden. Krallen kann sich der Held nachher höchstens ein Sandwich oder ein Bier.

Zuwenig überlegt hat auch der Schreiber, der über ein neu lanciertes Produkt schreibt, es habe seinen Siegeszug wohl bald hinter sich. Das hat er ganz bestimmt nicht gemeint. Die Markteinführung ist gut angelaufen, die Startphase bald abgeschlossen. Der Siegeszug, der kann dann beginnen und hoffentlich weit führen.

Seinen Siegeszug bald hinter sich haben wird hingegen der Sommer. Geniessen wir also noch die letzten heissen Wochen. Meinetwegen auch auf einer eingeschlafenen Terrasse.

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