StartseiteMagazinGesellschaftWissenswertes rund um das Fleisch

Wissenswertes rund um das Fleisch

Das Buch von Christoph Drösser und Nora Coenenberg (Illustrationen) «Es geht um die Wurst» ist ein ebenso lesenswertes wie merkwürdiges Buch. Der Untertitel lautet: «Was du wissen musst, wenn du gerne Fleisch isst»

Was ist merkwürdig an diesem Buch? Es ist hübsch als Kinderbuch aufgemacht. Jedes Kapitel kommt in einer anderen Farbe daher. Die Schrift ist klar und gut lesbar. Die Illustrationen unterstützen den Text in ausdrucksvoller Weise. Viel Platz wird statistischen Angaben eingeräumt, die auch bildlich dargestellt werden. So etwa unter dem Titel: «Wie viele Tiere essen wir im Laufe unseres Lebens?» Die Zahlen sind Schätzungen, das wird offengelegt. Aber die 723 Hühner, die die Menschen in Deutschland durchschnittlich während eines achtzigjährigen Lebens verzehren, füllen gut und gern eine ganze Buchseite.

Vor harten Fakten werden wir im Laufe der Lektüre keineswegs verschont. Da machen uns schon Kapitelüberschriften neugierig. «Wie sieht ein Schlachthof aus?» heisst es da etwa.
Auf zwei Seiten des gut hundert Seiten umfassenden Buches werden wir mit diesem Thema schonungslos, auch mit Bildern, vertraut gemacht.

Für wen eignet sich das Buch

Ist das ein Buch für Kinder, für Jugendliche? Auf der Rückseite wird es angepriesen als «sensibles und undogmatisches Kinderbuch zu diesem wichtigen Thema». Mir scheint, es ist ein Buch für Grosseltern, Eltern und eine erwachsene Leserschaft. Es werden sehr viele Zusammenhänge aufgezeigt, internationale Gepflogenheiten beschrieben, das Essen von Fleisch in verschiedenen Religionen dargestellt.

Es wird auf Gesetze verwiesen, vor allem Tierschutzgesetze. Im Blickpunkt stehen die Verhältnisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Buch benennt klar und ungeschminkt Missstände in der Kette der Fleischproduktion: Massentierhaltung, Einsatz von Antibiotika (seit 2006 in der europäischen Union verboten), Qualtransporte.

Fleischverarbeitungsbetriebe machen, anders als die Auslagen in der Metzgerei, eher keinen Appetit. (Bild pixabay)

Der Inhalt scheint mir ausgesprochen für Erwachsene aufbereitet. Sollte ich die Kinder in ihrem Aufnahmevermögen und ihrer seelischen Robustheit unterschätzen, entschuldige ich mich auf der Stelle.
Die Illustrationen hingegen sind auf kindliche Gemüter zugeschnitten. So entsteht immer wieder eine Diskrepanz zwischen den vermittelten Fakten und ihrer «niedlichen» Darstellung. Auch dieser Umstand macht das Buch merkwürdig, aber trotzdem lesenswert.

Beispiele für Erkenntnisse, die wir gewinnen

Am Bild eines Schweines wird genau aufgezeigt, wo sich die Teile befinden, die wir «gerne essen», zum Beispiel das Filetstück, und jene, die wir «nicht so gerne» essen, etwa Innereien.

Wir werden eingeweiht in die Produktion von Würstchen, welche unter den Namen «Wiener», bei uns «Wienerli» , aber in Österreich unter dem Namen «Frankfurter», bekannt sind. Die Erklärung dazu wird geliefert, die Fleischmischung genau deklariert: «Schweineschulter, Schweinespeck, meist auch Rindfleisch».

Im Kapitel «Ist Fleisch gesund» wird sehr betont, dass der Verzehr von wenig Fleisch der Gesundheit bekommt. Das wird auch in einer Ernährungspyramide dargestellt, deren Fundament aus Gemüse und Obst besteht. Das Fleisch nimmt in der Pyramide wenig Platz ein und muss ihn noch mit «Eier und Fisch» teilen.

Im Kapitel über «Tierhaltung heute» finden wir den Satz: «Fragt man die Leute nach ihrer Meinung über Massentierhaltung, dann finden die meisten das schrecklich. Aber sie wollen auch nicht auf Fleisch verzichten oder mehr dafür bezahlen. Lieber schauen sie weg und wollen gar nicht wissen, woher ihr Schnitzel oder ihre Wurst stammt.»

Auch über «Fleisch und Umwelt» erfahren wir einiges. Wieviel Boden durch die Fleischproduktion beansprucht wird. Wie gross der Wasserverbrauch ist. Und wie die CO2-Bilanz aussieht.

Fazit

Am Schluss des Buches rät der Autor dazu, beim Einkauf von Fleisch die Super-Billig-Angebote liegen zu lassen und eher zum teureren, aber besseren Fleisch zu greifen. Die Gründe dafür hat er im Verlaufe seiner Schilderungen hinlänglich dargelegt.

Die Alternative, auf Fleisch ganz zu verzichten, tönt der Autor zwar hie und da an. Umschifft dann aber das kontroverse Thema immer wieder gekonnt. Gebricht es ihm an Mut oder scheut er den Konflikt mit entsprechenden Interessenverbänden?

Wie ich am Anfang aufgezeigt habe, liegt vor uns ein lesenswertes, merkwürdiges Buch. Ein als buntes, pfiffig illustriertes Kinderbuch getarntes Sachbuch. Ein Buch, das uns viele Fakten vermittelt. Die Schlussfolgerungen aus den Fakten werden grosszügig der Leserschaft überlassen. Es geht zwar «um die Wurst». Was wir als Konsumierende mit ihr machen, bleibt uns überlassen. Ob wir sie essen oder uns vegetarisch oder vegan ernähren, ist dem Autor sozusagen Wurst! Unter diesem Aspekt kann das Buch «undogmatisch» genannt werden.

Der Autor

Christoph Drösser, Jahrgang 1958, ist ein Wissenschaftsjournalist. Er war Redaktor bei der Wochenzeitung «Die Zeit», trat auch in Radio und Fernsehen auf und schrieb selber zahlreiche Bücher. Seit 2014 lebt er in San Francisco. Auf Seniorweb wurde sein Buch: «Wenn die Dinge mit uns reden» im letzten November besprochen.

Christoph Drösser/Nora Croenenberg: «Es geht um die Wurst – Was Du wissen musst, wenn Du gerne Fleisch isst. 2021 Gabriel in der Thienemann-Esslinger-Verlag Gmbh, Stuttgart. ISBN 978 3 522 30581 5

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